03.12.14 Ist das die Trendwende in der Goldpreisentwicklung?

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Der Goldpreis hat einen Boden gefunden. Kann der Kurs diese Unterstützung halten, dann steht die Trendwende bevor.Rohfstoff-Anleger brauchen derzeit Nerven aus Stahl. Nicht nur der Rohölpreis befindet sich seit Sommer im freien Fall, auch für Gold war es ein schweres Jahr. Es ist noch keinen Monat her, als der Goldpreis am 7.11. ein Vierjahrestief bei 1.132 US-Dollar je Feinunze markierte. Spätestens damit zerschlug Gold alle Hoffnungen auf einen Ausbruch aus der nunmehr dreijährigen Abwärtsbewegung. Nun ist es aber bekanntlich am dunkelsten kurz vor der Morgendämmerung, und auf das Vierjahrestief folgte am 1.12. ein Monatshoch - und das einen Tag nach dem Scheitern der Gold-Initiative in der Schweiz. Diese Umstände lassen einen vorsichtigen Optimismus zu, dass es mit Gold bald wieder aufwärts gehen könnte.

Das goldene Wunder von Bern

Allen Unkenrufen zum Trotz geschah Anfang der Woche ein kleines goldenes Wunder. Einen Tag zuvor lehnten die Schweizer in einem Volksentscheid mit großer Mehrheit die Gold-Initiative ab. Diese Initiative forderte von der Schweizerischen Nationalbank (SNB), mindestens 20% ihrer Aktiva in unverkäuflichem Gold zu halten. Derzeit verfügt die SNB über Goldvorräte von gut 7%. Bei Erfolg der Initiative hätte die SNB innerhalb von fünf Jahren ihre Goldvorräte also verdreifachen müssen. Schätzungen zufolge hätte sie damit knapp 2.500 Tonnen Gold im Wert von 100 Milliarden Franken aufkaufen müssen. Das ist etwa eine Jahresförderung der gesamten Welt.

Die Unkenrufe haben sich nicht bewahrheitet

Die Vorhersagen waren sich einig: Findet die Initiative eine Mehrheit, so werde der Goldpreis sprunghaft ansteigen, weil durch den plötzlichen Goldhunger der SNB eine Angebotsverknappung eintreten werde. Im Umkehrschluss hieß es, dass ein Scheitern der Initiative den Goldpreis weiter ins Bodenlose und vor allem unter die 1.000-Dollr-Grenze drücken könnte.

Nun scheiterte am Sonntag die Initiative und am Montag markierte der Goldpreis ein neues Monatshoch. Was sich auf den ersten Blick paradox liest, ist gar nicht so fürchterlich weit hergeholt. Denn zunächst einmal war die Logik „Initiative hat Erfolg = Goldpreis explodiert" argumentativ auf Sand gebaut. Die SNB hätte schließlich fünf Jahre Zeit gehabt, um ihre Goldvorräte aufzustocken. In einer ersten Marktreaktion wäre der Goldpreis sicherlich erst einmal gestiegen. Aber die SNB alleine hätte den Preis nicht dauerhaft oben halten können.

Das Schweizer Gold-Referendum könnte der Auftakt sein für steigende Goldpreise

Damit erweist sich das Schweizer Referendum als potentiell richtungsweisend für den Goldpreis. Aller Logik nach hätte der Goldpreis in Reaktion auf das Scheitern der Gold-Initiative signifikant an Wert abgeben müssen, was er zunächst auch tat. Zum Ende der letzten Novemberwoche, als sich ein Scheitern der Initiative bereits abzeichnete, gab der Goldpreis auf 1.167 US-Dollar nach und markierte damit ein Zweiwochentief. Am Montag, dem Tag nach dem Referendum, ging es zwischenzeitlich gar bis an die 1.140 US-Dollar heran, aber auf Tagesschlussbasis markierte Gold ein Monatshoch bei 1.221 US-Dollar - einen Tag nach dem gescheiterten Referendum.

Das ist nicht nur erstaunlich, sondern könnte richtungsweisend werden für die mittelfristige Entwicklung des Goldpreises.

Kommt nach der 3-Jahres-Baisse nun die Trendwende beim Gold?

Gold befindet sich seit September 2011 in einer großen Abwärtsbewegung. Am 6.9.2011 erreichte der Kurs sein Allzeithoch bei 1.921 US-Dollar je Feinunze. Vom vorigen Tief im Februar 2010 bei 1.045 US-Dollar brauchte Gold also nur 19 Monaten, um seinen Wert fast zu verdoppeln. Doch auf diese Monsterrallye folgte ein ebenso steiler Abverkauf. Zwischen September 2011 und dem Jahresende verlor Gold rund 20% an Wert. Es folgte eine kurze Erholung, aber im Frühjahr 2013 ging es um weitere 25% abwärts. Bei 1.200 US-Dollar pro Feinunze konnte der Kurs dann eine Unterstützung ausbilden, die dann aber kurz im Oktober und dann nachhaltig im November dieses Jahres gebrochen wurde. Es folgte das bereits erwähnte Vierjahrestief am 7.11. bei 1.132 US-Dollar.

Gold kann die 1200 US-Dollar-Unterstützung zurückerobern

Doch seit der Trendwende vom Montag sieht es so aus, als würde der Kurs die Unterstützung bei 1.200 US-Dollar zurückerobern. Und es gibt auch noch andere Gründe für einen möglichen Richtungswechsel im Gold: Die Nachrichten und Prognosen der letzten Wochen waren so negativ, dass sowohl Privatanleger als auch institutionelle Anleger in Scharen aus dem Goldmarkt flohen. Wer verkaufen wollte, hat verkauft. Es herrscht also inzwischen ein Mangel an Verkäufern. Das macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn der Markt, wie am Montag, völlig auf dem falschen Fuß erwischt wird und eine wahre Kaufpanik auf völlig unterrepräsentierte Verkäufer trifft. Da ist es klar, dass die Preise in die Höhe schnellen.

Eine weitere Überraschung in Sachen Gold gab es in Indien, wo vor kurzem die Gesetze für Goldimporte gelockert wurden. Erwartet worden war eine Verschärfung der Gesetze. Indien war einst der größte Goldimporteur der Welt - inzwischen überholt, wie in so viele Bereichen, von China. Der Bedarf an Gold kommt vor allem aus der indischen Schmuckindustrie, die für Hochzeiten und andere große Feierlichkeiten massenhaft Goldschmuck fertigt. Mit der Lockerung der Importgesetze für Gold dürfte die Nachfrage aus Indien nun wieder ansteigen.

Der tiefe Ölpreis ist gut für die Goldpreisentwicklung

Und dann ist da noch die Geldpolitik der Fed. Traditionsgemäß profitiert Gold von einem Niedrigzinsumfeld. Wenn Staatsanleihen nach Inflation keine gewinnbringenden Zinsen mehr abwerfen, greifen Anleger vermehrt zu Gold als „sicherem Hafen" für ihr Geld. Eine Verschärfung der Zinspolitik, wie sie die Fed nun schon seit mehreren Monaten fürs nächste Jahr in Aussicht stellt, ist also eher schlecht für Gold. Denn dann werden festverzinsliche Anleihen wieder attraktiv. Gold hat nun einmal den großen Nachteil, dass es keine Zinsen abwirft.

Allerdings könnte Gold Schützenhilfe bekommen vom ebenfalls fallenden Ölpreis. In den USA sind viele Großanleger wie Banken in der Ölindustrie investiert. Bei einem so niedrigen Preisniveau besteht die Gefahr, dass diese Kredite faul werden. Fracking, das in den USA im großen Stil zur Ölförderung angewendet wird, ist sehr teuer und die Förderung wird auf dem derzeitigen Preisniveau auf kurz oder lang verlustbringend. Passiert das, kommt es zu einer Kreditkrise. Das weiß auch die Fed und wird deshalb mit weiteren Risikofaktoren, wie einer Zinswende, extrem vorsichtig sein. Das wiederum wären ausgezeichnete Nachrichten für Gold.

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Quelle: http://www.investor-verlag.de