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Philharmoniker Depot

29.07.19 US-Notenbank im Fokus – Zinssenkung wird den Goldpreis massiv beeinflussen

EZB kündigt neue Gelddruckprogramme an – der Euro wertet daraufhin ab – Gold in Euro steigt... Der primäre Grund der Goldrallye in den vergangenen Wochen war die Trendwende in der US-Geldpolitik zu Jahresbeginn und die Aussicht auf erste Zinssenkungen zur US-Notenbanksitzung am 31. Juli. Diese lockere Geldpolitik wird zu einer Abwertung des Dollars führen, weshalb die Weltwährung Gold folglich im Preis der Papierwährung steigen wird. Die Märkte haben diese künftige Geldpolitik in den letzten Wochen bereits eskomptiert und den Dollar gegen Gold abgewertet, was zu dem Anstieg des Goldpreises auf 1.453 $ führte.

Am Donnerstagnachmittag hatte Mario Draghi die Märkte auf eine erneute baldige Senkung des Einlagenzinses um 10 Basispunkte sowie neue Käufe von Staatsanleihen vorbereitet. Nach Insideraussagen soll beides bereits zur Notenbanksitzung im September umgesetzt werden. Aktuell liegt der Einlagensatz, zu dem Banken Gelder bei der EZB parken können, bei -0,4 Prozent. Der Leitzins, zu dem sich Banken Zentralbankgeld leihen können, liegt unverändert bei null Prozent. Mario Draghi blickt mittlerweile skeptisch auf die europäische Konjunktur und sieht die zuvor erhoffte Wirtschaftserholung in der zweiten Jahreshälfte als „nun weniger wahrscheinlich“. Draghi leugnet, dass dies hausgemachte Probleme der zentralistischen EU sind und schiebt den schwarzen Peter weiter auf den Brexit und Trumps Handelskrieg. Die EZB stehe bereit, alle Instrumente anzupassen, um ihr Inflationsziel von knapp zwei Prozent zu erreichen. Trotz Wertpapierkäufen im Volumen von 2,6 Billionen Euro liegt die offizielle Teuerung bei nur 1,3 Prozent.

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Die Teuerung liegt in Europa deutlich über den Leitzinsen, was eher für eine restriktivere Geldpolitik sprechen sollte.

Die EZB ist und bleibt seit 2008 in Krisenmodus. Wir hatten dies bereits vor 4 Jahren prognostiziert und stets an dieser Prognose festgehalten, dass die EZB nie die Zinsen anheben und die EU-Wirtschaft schwach bleiben würde. Entgegen der Erwartung des Marktes und praktisch aller Ökonomen und Analysten behielten wir Recht.

Nach Draghis Ankündigung fiel der Euro zum Dollar und der Goldpreis legte sofort 10 € zu. Während Draghis Rede reagierten die Märkte dann letztlich enttäuscht und der Goldpreis fiel wieder um 24 €, womit die Wochengewinne binnen 90 Minuten ausradiert wurden. Hier zeigt sich, dass die Spekulanten keine Kraft mehr haben. Der Aufpreis von Futures zu physischer Ware lag in der letzten Woche bei 28 $, was zeigt, dass die physische Nachfrage noch nicht der Spekulation folgt. Dies ist ein weiteres Indiz für einen möglichen Long-Drop am Terminmarkt in den nächsten Wochen.

US-Zinsentscheid am Mittwochabend wegweisend

Am kommenden Mittwochabend wird die US-Notenbank auf ihrer Sitzung voraussichtlich eine Zinssenkung um 25 Basispunkte bekanntgeben, womit sie die Markterwartung enttäuschen dürfte. Aktuell erwartet etwa ein Viertel der Marktteilnehmer eine Senkung um 50 Basispunkte. Zuletzt gab es gute Wirtschaftsdaten (Arbeitsmarkt, Inflation, Einzelhandelsumsätze) die auch eine Verschiebung der Zinssenkung auf September rechtfertigen würden. Lag die Markterwartung in der Historie bei 100 %, so gab es immer mindestens einen kleinen Zinsschritt, weshalb wir zwischen keinem Zinsschritt und 25 Basispunkten schwanken. Die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung um 50 Basispunkte sehen wir als eher unwahrscheinlich an.

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Die Teuerung in den USA hält sich bisher auf hohem Niveau.

Folgender Chart zeigt die Realzinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen, wenn man diese um die Teuerungsrate nach der alten Berechnungsmethode von 1980 berechnet. Demnach lag die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen Ende Juni bei -7,33 %, weshalb der Goldpreis mindestens um diese Rate der Geldentwertung ansteigen sollte. Der Chart zeigt auch deutlich, dass die realen Zinsen in den USA seit Mitte der neunziger Jahre bereits negativ sind, wenn man seriöse Berechnungen des Konsumentenpreises heranzieht. Hier zeigt sich dann auch die extrem negative Korrelation zwischen Negativzinsen bzw. Inflation und dem Goldpreis.

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Das reale Negativzinsumfeld hält weiterhin an, womit das Umfeld für steigende Edelmetallpreise weiterhin vorhanden ist.

Die offizielle Teuerungsrate in Europa wird mit den gleichen Methoden geschönt wie in den USA. Wenn Draghi offiziell einen Realzins von -2 % anpeilt, so dürfte es sich hierbei real eher um einen Realzins von -8 % handeln. Die Geldpolitik und die Finanzielle Repression funktionieren nur, wenn die Menschen die Mär von einer relativ niedrigen Inflationsrate glauben, die man ihnen auch noch als 2 % Preisstabilitätsziel verkauft. Was fehlt?: Ökonomen, Analysten, Journalisten und Bürger versäumen es, den orwellschen Neusprech von Inflation = Preisstabilität zu hinterfragen.

Die Bullen am Aktienmarkt lieben die Gelddruckprogramme der Notenbanker. Das frische Geld beschert ihnen steigende Aktiennotierungen – sei es auch nur nominal. In den siebziger Jahren fielen die Aktienmärkte inflationsbereinigt um über 90 %. Die Fondsmanager können eine Rendite ausweisen, die sie real nie erwirtschaftet haben. Real dürften 98 % der Fondsmanager das Geld ihrer Kunden verbrennen und lediglich sich selbst bereichern, weshalb diese Branche die Inflation der Zentralbanken und das Erzeugen von Blasen liebt.

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Die Börsenbullen lieben US-Notenbankchef Powell und seine Geldpolitik, da sie die Börsen haussieren lassen.

Bis Mittwoch könnte es einige Gewinnmitnahmen beim Gold geben. Volatil wird der Goldpreis letztlich am Mittwochabend um 20 Uhr werden. Sollte die Fed widererwartend die Zinsen um 50 Basispunkte senken, so könnte der Goldpreis schnell noch einmal um 50 $ nach oben schießen. Sollte die US-Notenbank hingegen mit keinem Zinsschritt oder einem kleinen Schritt von 25 Basispunkten den Markt enttäuschen, so ist es auch möglich, dass es zu einer Bereinigung der Spekulation am Terminmarkt kommt und der Goldpreis schnell um 50 $ nach unten korrigiert. Stop Loss Orders bzw. das vorzeitige Glattstellen von Positionen sind für kurzfristig agierende Händler am Mittwoch dann interessant. Für jene die langfristig agieren und weiter die Dips kaufen, der findet womöglich nach einem Rücksetzer auf das Ausbruchsniveau neue Einstiegschancen.

Keine Verlängerung des Goldabkommens

1999 hatten die westlichen Notenbanken ein Goldabkommen unterzeichnet, mit dem Ziel kein Gold mehr zu kaufen bzw. Verkäufe zu koordinieren. Bis 2009 hatten die westlichen Notenbanken jährlich 400 Tonnen Gold am offenen Markt verkauft. Notenbanken aus Asien und dem Rest der Welt traten hingegen als Käufer auf. Die stärksten Käufer waren in den letzten Jahren Russland, China und die Türkei. Das Abkommen wurde drei Mal verlängert (2004, 2009, 2014), wobei seit 2012 offiziell keine nennenswerten Verkäufe mehr getätigt wurden.

Die EZB und 21 weitere Notenbanken wollen das Abkommen ein viertes Mal nicht verlängern. Die ehemaligen Unterzeichner bestätigen jedoch, dass Gold aus Gründen der Diversifikation ein wichtiges Element der Währungsreserven bleiben wird und keine der Notenbanken aktuell Pläne für den Verkauf signifikanter Mengen an Gold hätte.

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Seit über einer Dekade sind die weltweiten Notenbanken schon Nettokäufer von Gold.

Die Goldkäufe der polnischen Notenbank zeigen einerseits das zunehmende Interesse am Gold. Auf der anderen Seite sind die westlichen Notenbanken innerhalb der EWU und mit der EZB mittlerweile so verflochten, dass man womöglich keinen Grund für ein formales Abkommen mehr sieht. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer der ehemaligen Unterzeichner des Abkommens nun plötzlich als starker Goldkäufer am Markt auftritt, ist gering. Dennoch erwarten wir künftig verstärkte Käufe von anderen Zentralbanken auf dem Globus, die letztlich die neue Hausse des Goldpreises mit anschieben werden.

© Blaschzok Financial Research

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Quelle: www.BlaschzokResearch.de | www.goldsilbershop.de

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