11.12.12 Der Kampf um die Japanische Notenbank

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Im Land der aufgehenden Sonne bahnt sich ein geldpolitischer Putsch an: die Entmachtung der bislang relativ unabhängigen Zentralbank BoJ (Bank of Japan) durch die Regierung. Ziel dieser Attacke ist die unbeschränkte Staatsfinanzierung durch die Zentralbank.
Hintergrund ist die schwierige finanzielle und wirtschaftliche Situation des Landes sowie die politische Pattsituation zwischen der regierenden DPJ und der oppositionellen LDP. Um dennoch wichtige Gesetze durch Ober- und Unterhaus bringen zu können, musste der amtierende Ministerpräsident Yoshihiko Noda der Forderung seines Rivalen Shinzo Abe von der oppositionellen LDP nachkommen und das Parlament am 16. November auflösen.

Am 16. Dezember finden in Japan nun Neuwahlen statt, und der Wahlkampf dreht sich schwerpunktmäßig um die Geldpolitik. Vor allem der aussichtsreichste Kandidat Shinzo Abe und seine Liberaldemokraten gehen mit sehr aggressiven Ankündigungen in den Wahlkampf: Sie wollen per Gesetz die Unabhängigkeit der Notenbank beschränken, den Gouverneursrat der Bank austauschen, den japanischen Yen drastisch abwerten und massive Ausgabensteigerungen im Infrastrukturbereich vornehmen, finanziert durch die Ausgabe neuer Anleihen an die Bank of Japan (monetäre Staatsfinanzierung).


Quelle: Thomson Reuters | Grafik: SOLIT Kapital GmbH (Daten bis 30. November 2012)


Laut Shinzo Abe soll mit diesem Maßnahmenbündel ein „Kraftakt zur Wiederherstellung der japanischen Wettbewerbsfähigkeit und der wirtschaftlichen Prosperität“ geleistet werden. Der Yen reagierte bereits auf diese Ankündigungen mit Wertverlusten, v.a. gegenüber US-Dollar und Euro.


Quelle: Thomson Reuters | Grafik: SOLIT Kapital GmbH (Daten bis 4. Dezember 2012)


In Japan herrschte bislang Konsens darüber, dass die Regierung sich beim Gelddrucken zurückhält und dafür die inländischen Sparer ihre Altersvorsorge in niedrigverzinsten japanischen Staatsanleihen anlegen, anstatt in Aktien oder Gold.

Doch dieser Konsens wurde bereits von Pensionskassen aufgekündigt, die mit starker Zeitverzögerung im internationalen Vergleich beginnen, Goldpositionen aufzubauen. Dieser Trend dürfte sich nun beschleunigen. Die Not der japanischen Regierung muss offenbar sehr groß sein, sich von der Staatsrefinanzierung durch das Volk zu verabschieden und sich stattdessen verstärkt an der Notenpresse zu bedienen.

Quelle: Thomson Reuters | Grafik: SOLIT Kapital GmbH (Daten bis 4. Dezember 2012)


Problematisch ist zudem, dass der Rest der Welt in Zeiten allgemein hoher Verschuldung und wirtschaftlicher Schwäche in den meisten OECD-Staaten einem Yen-Dumping nicht tatenlos zuschauen wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten europäischen Finanzminister von der EZB eine Abschwächung des Euro fordern, um vor allem den Südländern auf den Weltmärkten Luft zum Atmen zu lassen, da deren Waren sonst noch teurer, aber nicht attraktiver würden.

Mit den angekündigten Maßnahmen der japanischen Politiker zeichnet sich eine neue Eskalationsstufe der globalen Gelddruckerei und eine Verschärfung des Abwertungswettlaufs zwischen den großen Währungen ab – mit Ausnahme von Gold.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: GoldSilberShop