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Philharmoniker Depot

21.11.14 Erdölpreis: zerbricht die OPEC?

Wenn dieser Tage über den massiven Ölpreisverfall geredet wird, dann wird auch immer gleich ein Land genannt: Saudi-Arabien. Immerhin ist Saudi-Arabien der größte OPEC-Produzent und die OPEC steht für rund 1/3 der weltweiten Ölproduktion. Kommende Woche trifft sich die OPEC wieder zu einem großen Meeting. Marktbeobachter hoffen, dass die OPEC bei diesem Treffen eine Kürzung ihrer Förderquoten vornehmen wird, so wie es die OPEC schon mehrmals in der Vergangenheit getan hat. Doch diesmal könnte alles anders sein.

So setzt sich das weltweite Ölangebot zusammen

Quelle der Daten: IEA

Wie Sie sehen steht die OPEC als gesamtes Kartell mit einer deutlichen Marktmacht dar. Wer 1/3 des Ölmarktes kontrollieren kann, der kann auch die Preise kontrollieren - zumindest theoretisch.

Theorien und Tatsachen

In früheren Jahren hatte die OPEC öfter einmal in den Markt eingegriffen und einen Preisrückgang aufgefangen, durch die Beschränkung von Förderquoten oder gar die eine rückläufige Ölförderung. Fragt man einen beliebigen Marktbeobachter, weshalb die OPEC dieses Mal nicht auf den Plan tritt und den Preisverfall auffängt, so erhält man eine ganze Reihe an möglichen Antworten, die mal mehr oder weniger aus der Verschwörungsecke stammen und mal auch ganz realistisch erscheinen. Doch einen gemeinsamen Nenner haben alle Theorien: Saudi-Arabien.

Denn Saudi-Arabien kontrolliert den absoluten Löwenanteil der gesamten OPEC-Produktion mit rund 9,75 Millionen Barrel pro Monat.

Sehen Sie hier:

Durchschnittswerte der Rohöl-Produktion verschiedener OPEC-Länder in Mio. Barrel pro Tag

Quelle der Daten: WSJ

Wenn also einer gefragt ist, die Produktion zu kürzen, dann Saudi-Arabien. Warum also dieses Mal nicht?

Theorie Nummer 1:

Da es ja die US-Amerikaner sind, die das aktuell bestehende Überangebot im Ölmarkt verursacht haben, will Saudi-Arabien einfach die unliebsame Konkurrenz durch niedrige Ölpreise ausschalten.

Sehr unwahrscheinlich!

Denn erstens müsste dazu das Preisniveau für längere Zeit niedrig bleiben und wir sprechen hier von einem Level unter 75 US-Dollar. Etwa um dieses Level herum geraten viele US-Schieferölproduzenten so in die Schieflage, dass sich eine Fortsetzung nicht mehr lohnt. Wobei das aktuelle Preisniveau die US-Schieferölindustrie dennoch bereits belastet. Doch momentan führt das nur dazu, dass die US-Produzenten nur noch mehr produzieren, um überhaupt noch ein paar Einnahmen zu haben. Sollte das also der Plan der Saudis sein, dann geht er momentan heftig nach hinten los. Und langfristig können sich die Saudis ein so tiefes Preisniveau ebenfalls nicht leisten. Je nach Quelle liegt der Break Even des saudischen Haushalts nämlich bereits bei einem Ölpreislevel zwischen 90 und 99 US-Dollar. Das bedeutet: bei aktuellen Preisen kann sich Saudi-Arabien keinen ausgeglichenen Staatshaushalt mehr leisten.

Nichts desto trotz belastet das aktuelle Preisniveau aber zumindest die Explorationsausgaben und Investitionen in künftige Projekte, von denen viele nicht mehr machbar sind.

Theorie Nummer 2:

Saudi-Arabien hält den Ölpreis unten um den Terroristen von ISIS zu schaden.

Möglich, aber eher unwahrscheinlich!

Seien wir ehrlich, bei Geld hört der Terrorismus auf (oder fängt erst an...je nachdem). Natürlich wäre diese Variante ja sehr edel von den Saudis und auch die Amis wären damit richtig zufrieden. Zumal das niedrige Preisniveau ja nicht nur das abscheuliche Terrorgesocks betrifft, sondern auch Russland, dem Iran und Venezuela schadet - allesamt ja keine großen Freunde der Amis. ABER, die Einnahmen aus dem Ölgeschäft sind für das ISIS-Pack auch bei niedrigeren Preisen leider noch einträglich genug. Und mit Russland, dem Iran und Venezuela einen Ölpreiskrieg zu führen macht für die Saudis, die doch selbst unter dem niedrigen Preis leiden, eigentlich auch nur bedingt Sinn.

Theorie Nummer 3:

Die Saudis kämpfen um ihre Marktanteile und zwar nicht nur gegen die Amis, sondern auch OPEC-intern.

In meinen Augen die wahrscheinlichste Variante!

Auf aktuellem Ölpreisniveau produziert eigentlich kaum noch jemand wirklich auf finanziell zufriedenstellendem Niveau. Ob Saudi-Arabien, die US-Produzenten oder Russland - alle haben unter den niedrigen Preisen zu leiden.

Aber auch andere OPEC-Staaten haben großen Probleme mit den gesunkenen Ölpreisen. Der Iran beispielsweise benötigt einen Ölpreis von 130 US-Dollar pro Barrel um einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu führen. Und der Iran steht nicht allein. Mit Saudi-Arabien sind es mindestens 7 OPEC-Staaten, die für einen ausgeglichenen Haushalt einen Ölpreis von mindestens 100 US-Dollar pro Barrel benötigen.

Doch handeln will keines dieser OPEC-Länder! Stattdessen geht der Ruf immer nur in Richtung Saudi-Arabien.

Obwohl alle Ölproduzenten unter dem aktuell niedrigen Ölpreisniveau leiden, wird immer nur von Saudi-Arabien eingefordert etwas gegen den Ölpreisverfall zu tun.

Das geht den Saudis mittlerweile über alle Maßen auf den Keks.

Schon lange muss man in Riad das Gefühl haben, dass die gesamte OPEC sich nur auf den Schultern der Saudis ausruht. Wann immer es darum geht mal schnell die Produktion zurückzufahren oder überhaupt Förderquoten einzuhalten, ist es immer nur Saudi-Arabien das handelt. Nicht umsonst nennt man den Ölförderer auch den Swing-Produzenten. Impliziert doch die Bezeichnung auch, dass man von Saudi-Arabien erwarten kann, die Produktion beständig anzupassen.

Saudi-Arabiens schlechte Erfahrungen mit der OPEC

Doch diese ständige Flexibilität wird den Saudis in keinster Weise gedankt. Im Gegenteil: als in den 1980er Jahren Nordseevorkommen den Ölpreis bedrohten war es Saudi-Arabien, das einseitig eine Förderkürzung vornahm um den Ölpreis zu unterstützen.

Doch während Saudi-Arabien das Ölpreisniveau stützte nutzen andere OPEC-Staaten die günstige Stunde und erhöhten ihre Fördermengen um Saudi-Arabien Marktanteile wegzunehmen, anstatt die Saudis bei ihren Bemühungen zu unterstützen.

OPEC: entweder ganz oder gar nicht

Saudi-Arabien hat aus der Vergangenheit gelernt. Eine konzertierte Aktion ist es, die man sich in Riad für die OPEC wünscht. Doch hinter vorgehaltener Hand wird längst getuschelt, dass man den anderen OPEC-Mitglieder im Grunde doch nicht vertraut, dass diese sich an beschlossene Kürzungen überhaupt halten würden.

In der OPEC ist längst der Wurm drin und zwar massiv. Ein Kartell kann nur dann funktionieren, wenn auch alle Mitglieder die gemeinsame Entscheidung gleichermaßen mittragen. Doch die OPEC leidet unter einem massiven Vertrauensverlust - nicht nur nach außen, sondern viel schlimmer im Inneren. Bislang hat Saudi-Arabien die OPEC aufrecht gehalten, doch aktuell zeigt Riad, dass es gegenüber den anderen OPEC-Mitgliedern, dank seiner hohen Barreserven den weitaus längeren Atem hat.

Wenn es schon so weit gekommen ist, dann muss man sich langsam die Frage stellen, welchen Sinn und Zweck die OPEC überhaupt noch erfüllt. Und vielleicht stellt sich Saudi-Arabien diese Frage gerade ganz bewusst. Deshalb wird die kommende Woche mit dem OPEC-Meeting noch sehr spannend werden. Sollte die OPEC nicht zu einer gemeinsamen Lösung finden und Saudi-Arabien weiterhin im Alleingang gegen den Rest der OPEC kämpfen, dann hat sich die OPEC überlebt.

So long liebe Leser...damit verabschiede ich mich für heute...morgen gibt es noch einen zeitlosen Basiswissen-Beitrag zur OPEC und ihrer Geschichte...liebe Grüße und noch einen schönen Abend wünscht....

Ihre Miriam Kraus

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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