20.10.16 „Erholung kommt (aber evtl. erst nach der US-Wahl)“

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Nach dem spektakulären Anstieg im Juni, folgte ab Anfang Juli eine zähe und verwirrende Seitwärtsbewegung am Silbermarkt. Nach einer Serie tieferer Hochs gewannen die Bären zunehmend an Gewicht und konnten nach über drei Monaten das Dreieck schließlich Anfang Oktober im Bereich um 18,75 USD nach unten aufbrechen. Hier hatten zahlreiche Marktteilnehmer ihre Stopps platziert. Außerdem hatte sich nach der langen Seitwärtsphase und der sinkenden Volatilität viel Energie aufgestaut. Konsequenterweise stürzte der Silberpreis parallel mit dem Goldpreis und den Minenaktien nach unten und fand erst ziemlich genau an seiner steigenden 200-Tagelinie (17,18 USD) Halt und Unterstützung. Hier hängen die Notierungen nun seit sieben Handelstagen fest, ohne dass es zu einer nennenswerten Erholung oder einer Gegenbewegung gekommen wäre.

Der Edelmetallsektor ist ohne Zweifel angeschlagen, bislang spielt sich die Korrektur aber in einem gesunden und normalen Rahmen ab. Seit Wochenbeginn deutet sich zunehmend eine Erholung an.

Silber Monatschart:

Analyse Edelmetallmarkt - Silber Monatschart

Der logarithmische Monatschart für den Silberpreis fördert derzeit doch recht unterschiedliche Erkenntnisse zu Tage. Einerseits ist der Aufwärtstrend seit dem Ausbruch aus dem fallenden Keil zu Jahresbeginn nach wie vor intakt. Im Juli wurde die ehemalige Aufwärtstrendlinie in rot erreicht, an der die Notierungen nach der steilen Rally logischerweise abprallen mussten. Die nachfolgende Korrektur hat den Silberpreis nun auf etwas tiefere Niveaus zurückgeführt und bis dato eine große rote Kerze für den Monat Oktober hinterlassen. Der Parabolic Sar Indikator (16,85 USD) wurde dabei aber nicht erreicht, sondern verläuft immer noch knapp unterhalb des aktuellen Preisgeschehens. Kann Silber sich nun vom aktuellen Niveau erholen, bleibt es hier im großen Bild bei einem Kaufsignal. Dieses bullische Setup wird zudem vom MACD-Kaufsignal klar unterstützt und bestätigt. Der Indikator macht bisher überhaupt keine Anzeichen einer Trendwende. Einzig das dazugehörige MACD-Histogramm hat zuletzt an Schwung verloren.

Dem gegenüber steht jedoch ein klares Verkaufssignal bei der Stochastik, welches typischerweise nicht innerhalb von einem Monat ausgestanden ist. Sollten wir uns tatsächlich in einem neuen Bullenmarkt befinden, muss die Stochastik nicht bis in die überverkaufte Zone zurücklaufen. Der Blick auf die Jahre 2005 - 2008 macht aber klar, dass es hier für beide Signallinien durchaus noch in den Bereich um 60 Punkte zurückgehen könnte. Dazu würde es aber wiederum langen, wenn Silber eine Zeitlang seitwärts laufen würde. Ein deutlicher Abverkauf ist dazu nicht notwendig.

Insgesamt haben die Schrammen und Kratzer auf dem Chart in den letzten Wochen zugenommen, dennoch bleibt die Ausgangslage bullisch, solange sich Silber oberhalb von 17,00 USD halten kann. Es gibt daher keinen Grund, das übergeordnete Kursziel im Bereich um 26,00 USD abzuschreiben. Im Gegenteil, diese Kursregion müsste nach wie vor bis zum Frühjahr 2017 erreichbar sein.
Im ganz großen Bild jedoch bringt erst ein Monatsschlusskurs oberhalb von 26,50 USD den entscheidenden Befreiungsschlag. Dann wäre der Weg in Richtung der Allzeithochs um 50,00 USD frei. Davon sind wir aktuell nach wie vor meilenweit entfernt. Silber verfügt damit langfristig über ein exorbitant hohes Potential und sollte in jeden Rücksetzer (wie aktuell) weiter akkumuliert werden.

Silber Wochenchart:

Chartanalyse Edelmetalle - Florian Grummes - Silber

Auf dem logarithmischen Wochenchart ist der Silberpreis Anfang Oktober unter die wichtige Unterstützungslinie um 18,50 USD gerutscht. Die Freude über den Ausbruch Ende Juni währte also nicht allzu lange. Die vermutete SKS-Formation hat sich damit zerschlagen. Immerhin wurde aber das steigende untere Bollinger Band (16,86 USD) trotz des scharfen Rücksetzers bislang verfehlt. Sollte diese solide Auffangstation in den nächsten Wochen wider Erwarten nicht halten, dürfte der Silberpreis bis zur nächsten Unterstützung um 16,00 USD durchgereicht werden. Allerdings ist die Stochastik mittlerweile derart stark überverkauft, dass eine unmittelbare Erholung deutlich wahrscheinlicher ist. In diesem Fall stellt die gebrochene Unterstützungslinie um 18,50 USD natürlich das erste Erholungsziel dar. Ob das aber für eine Trendwende beim MACD ausreicht, wird sich zeigen müssen. Aktuell meldet der Indikator jedenfalls noch ein etabliertes Verkaufssignal. Der RSI-Indikator hingegen hat die überhitzten Zustände vom Juni vollständig abgebaut und steht weder einer Erholung noch einer größeren Aufwärtsbewegung entgegen.

Obwohl der Silberpreis in die Seitwärtsspanne aus dem Jahr 2015 zurückgefallen ist, muss der Wochenchart in der Summe aufgrund der extrem überverkauften Lage mit „vorsichtig bullisch“ bewertet werden. Zumindest eine Erholung bis 18,50 USD ist äußerst wahrscheinlich. Ein Anstieg über 18,50 USD bestätigt die Bullen und sollte im Anschluss einen Anstieg bis an die nächst höher gelegene Widerstandszone im Bereich um 21,60 – 22,20 USD nach sich ziehen. Bis dahin müssen sich die bullischen Marktkräfte aber erst einmal sammeln und jede Menge Arbeit leisten.

Erst unterhalb von 16,00 USD müssen wir die gesamte Aufwärtsbewegung seit Jahresanfang als eine Bärenmarktrally klassifizieren.

Silber Tageschart:

Cahrtanalyse pro aurum - Silber Tageschart

Auf dem logarithmischen Tageschart hatte sich seit Anfang Juli ein Konsolidierungsdreieck gebildet, welches Anfang Oktober nach unten aufgebrochen wurde. Der folgende Kursrutsch endete haargenau an der steigenden 200-Tagelinie (17,20 USD). Seit zwei Wochen stabilisierte sich der Silberpreis daraufhin klar oberhalb von 17,00 USD und kann zu Wochenbeginn leicht steigen. Insofern hat der scharfe Rücksetzer bis dato noch nicht allzu viel Geschirr zerschlagen, denn solange die 200-Tagelinie nicht deutlich unterschritten wird, bleiben die Bullen in Führung.

Auf Sicht der nächsten Wochen ist nun eine Erholung bis zur fallenden 50-Tagelinie (18,98 USD) sehr wahrscheinlich. Betrachtet man die extrem überverkaufte Lage bei allen drei Indikatoren, stehen die Chancen dafür wirklich sehr gut. Allerdings ist die Stochastik in den trendverstärkenden bärisch eingebetteten Status („embedded“) gewechselt. Konsequenterweise tun sich Gold und Silber daher mit einer Erholung bislang sehr schwer. Es benötigt hier also erst einen Befreiungsschlag, bevor die Stochastik mit dem Anstieg über 20 das Signal zur Erholungsrally liefert. Bleibt die „embedded“ Stochastik aber trotz einer kurzfristigen Erholung weiterhin bestehen, wird es schon bald zu einem neuerlich Kursrutsch kommen. Das untere Bollinger Band (16,50 USD) taucht nun jedenfalls ab und gibt mittlerweile deutlich tiefere Kurse frei. Gut erkennbar ist die nächste horizontale Unterstützungszone um 16,40 – 16,00 USD, welche das absolute „worst case“ darstellt und in gar keinem Fall unterschritten werden darf.

In der Konklusion ist der Tageschart aufgrund der bärisch eingebetteten Stochastik ganz klar negativ zu bewerten. Achten sie in den nächsten Tagen auf diesen Indikator. Gelingt der Stochastik der Befreiungsschlag über 20, kommt es zur Erholungsrally bis zur fallenden 50-Tagelinie (18,98 USD) bzw. bis zur ehemaligen Aufwärtstrendlinie. Andernfalls sehen wir wohl zuerst noch tiefere Kurse, bevor sich die Bullen mit einer deutlichen Erholung zurückmelden. Angesichts der in drei Wochen anstehenden US-Wahlen kein ganz unwahrscheinliches Szenario.

pro aurum Chartanalyse Silber - Florian Grummes - Gold Silber Ratio

Das Gold/Silber-Ratio hat aufgrund der Korrektur am Gold- und Silbermarkt in den letzten Wochen einen deutlichen Sprung nach oben gemacht, konnte dabei aber bislang die Zone von 72 Punkten nicht nachhaltig überspringen.

Damit hat die gesamte Gegenbewegung seit Anfang Juli bisher lediglich ihr Minimalziel (38,2%) erreicht. Die fallende 200-Tagelinie (73,95) verläuft weiterhin souverän oberhalb des Preisgeschehens und spricht eindeutig für eine übergeordnete und nachhaltig Aufwärtsbewegung im Edelmetallsektor.

Positiv hervorzuheben ist auch die sich abzeichnende Divergenz bei der Stochastik. Das neue Hoch der Gegenbewegung wurde vom Indikator nicht mehr nachvollzogen.

Chartanalyse Edelmetall Florian Grummes - Silberminen

Nach einem fulminanten ersten Halbjahr sind die Gold- und Silberminenaktien seit Anfang August zwischenzeitlich stark unter Druck geraten und jetzt wieder deutlich billiger zu haben. Von seinem Hoch am 12.August bei 54,34 USD hat der Global X Silver Miners ETF (SIL) knapp 30% korrigiert. Dennoch hat dieser Rücksetzer noch nicht einmal das steigende untere Bollinger Band (35,64 USD) erreicht. Ebenso wurde bislang lediglich das 38,2%-Retracement abgearbeitet. Auch die 200-Tagelinie (35,29 USD) bewegt sich auf dem Tageschart immer noch in relativ sicherem Abstand unterhalb des aktuellen Preisgeschehens.
Auf dem logarithmischen Wochenchart wird nicht nur der steile Anstieg zwischen Januar und August deutlich, sondern auch die stark überverkaufte Lage, in welcher sich die Stochastik mittlerweile befindet. RSI und MACD hingegen haben lediglich ihre überkaufte Lage abgebaut. Eine Gegenbewegung wird daher immer wahrscheinlicher. Auch das Ende der Korrektur ist durchaus möglich. Das erste Erholungsziel ist die Widerstandszone um ca. 44,00 USD sowie die fallende 50-Tagelinie (45,91 USD). Sollte sich eine unmittelbare Erholung nicht durchsetzen können, ist der ETF im Bereich um 35,50 USD extrem gut unterstützt.
Zusammengefasst fehlt für ein Kaufsignal noch die klare Trendwende bei der Stochastik. Während dieser Indikator auf dem Wochenchart extrem überverkauft ist, zurrt er auf dem Tageschart (wie beim Silber) den Abwärtstrend vorerst fest. Ein starkes mittelfristiges Erholungspotential steht also einem kurzfristig noch etablierten Abwärtstrend gegenüber.

In jedem Fall sind die Minenaktien auf dem aktuellen Niveau ein klarer Kauf. Das noch vorhandene Rückschlagpotential ist überschaubar. Achten sie hier auch auf den pro aurum Value Flex Fond (ISIN: DE000A0YEQY6), welcher zahlreiche Silberminenwerte wie Silver Standard Resources und Silver Wheaton im Portfolio hat und seit Jahresbeginn eine beeindruckende Performance von über 65% vorzuweisen hat.

Silber Hedgers Position - Chartanalyse pro aurum


Analyse Edelmetallmarkt - Chartanalyse Florian Grummes für pro aurum

Bereits seit Mitte April hatte die kumulierte Leerverkaufsposition der kommerziellen Händler einen sehr kritischen Extremwert erreicht. Dennoch konnte der Silberpreis in den folgenden Monaten erst richtig durchstarten. Die kommerziellen Händler stellten sich diesem Anstieg entgegen und erhöhten ihre Shortposition auf noch nie gesehene Höchststände. Das absolute Top wurde Anfang August bei einem Silberpreis von 20,62 USD mit 109.121 leerverkauften Kontrakten gemeldet (= höchster Stand seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1992).
In den letzten zweieinhalb Monaten ist der Silberpreis mittlerweile deutlich gefallen und die „Profis“ haben diesen Rückgang natürlich genutzt, um ihre Shorts einzudecken. Im langfristigen Vergleich ist ihre aktuell vorliegende Positionierung mit 77.635 leerverkauften Kontrakten auf den Silberfuture an der COMEX immer noch viel zu hoch. Von einem antizyklischen Kaufsignal sind wir also weit entfernt.
Allerdings ist es doch auffällig, dass die derzeitige Leerverkaufsposition deutlich niedriger ist als noch im Mai auf ähnlichem Preisniveau.

Vergleichen wir die Zahlen:
21.Juni bei einem Silberpreis von 17,20 USD = 89.936 leerverkaufte Kontrakte
10.Oktober bei einem Silberpreis von 17,46 USD = 77.635 leerverkaufte Kontrakte
Ich werte dies als untrügliches Zeichen dafür, dass die kommerziellen Händler hier umdenken und bereits auf höheren Niveaus stärker eindecken (müssen). Gleiches gilt übrigens auch für den Goldmarkt. Insgesamt also eine sehr positive Entwicklung, welche die These eines neuen Bullenmarktes untermauert.

In Bullenmärkten gelten aber andere Regeln als in Bärenmärkten. Insbesondere gilt, dass hier häufig nur kurzzeitig der Überdruck im Kessel entweichen muss. Insofern muss es in den kommenden Monaten nicht zu einer vollständigen Bereinigung an den Terminmärkten kommen. Bereits die aktuelle Konstellation könnte ausreichend sein, um die nächste Aufwärtswelle zu starten.
Folgt man hingegen strikt den bekannten Zahlen aus der Vergangenheit, sind wir, was den CoT-Report angeht, noch weit von einem Kaufsignal entfernt.

Edelmetallmarkt Analyse pro aurum -Silber Optix Chart


pro aurum Chartanlyse - Kitco Gold Survey Chart


Edelmetall Analyse - Sentimentdaten

Nachdem sich Anfang Juli doch eine klar übertriebene Euphorie unter den Marktteilnehmern breit gemacht hatte, präsentiert sich das Sentiment mittlerweile deutlich abgekühlt und eher pessimistisch. Zwar kann von Angst und Panik sicherlich noch keine Rede sein, aber die Minenaktien hatten kürzlich bereits absolute Extremwerte erreicht und erholen sich schon wieder.
Ungünstig wirkt in diesem Zusammenhang lediglich die hohe Erwartungshaltung, welche aus der letzten Kitco-Goldumfrage hervorgeht. Sowohl unter den Profis als auch unter den Amateuren überwiegen hier klar die Bullen.

Insgesamt hat die Korrektur bereits für eine halbwegs günstige Ausgangslage gesorgt. Aber erst ein noch tiefer gehender Rücksetzer würde wohl die Stimmung unter den Gold- und Silberanlegern derart verschlechtern, dass man dies wiederum antizyklisch als Kaufsignal werten könnte. Insbesondere eine Bärenfalle im Bereich der 200-Tagelinien (also ein kurzfristiges Unterschreiten) würde wohl zur Panik führen. Das smart money hingegen wird gerne in solche Momente hinein kaufen.

Chartanalyse Florian Grummes - Chartbild Saisonalität

Legt man die durchschnittliche Kursentwicklung der letzten vierzig Jahre zugrunde, ist unterm Strich bis zum Jahresende nicht mehr viel am Silbermarkt zu holen. Typischerweise erreicht der Silberpreis bis Ende Oktober ein wichtiges Tief, auf welches eine Erholung bis Anfang Dezember folgt. Bis Weihnachten geriet der Silberpreis dann regelmäßig unter Druck und konnte sich statistisch betrachtet erst in der letzten Woche des Jahres wieder in etwa auf das derzeitige Niveau erholen.

Wie zuletzt immer wieder geschrieben, halten sich die Edelmetalle seit dem Frühsommer aber nicht wirklich an die saisonale Vorgabe. Insofern sollten die eher mauen saisonalen Aussichten für den Silberpreis bis zum Jahresende nicht überbewertet werden.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.proaurum.de