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Philharmoniker Depot

26.09.14 Stehen wir vor einem weltweiten Bond-Crash?

Ich bin es gewohnt, die Märkte über lang- und kurzfristige Charts zu beobachten. Ich kenne die Muster, wie die Aktienmärkte 1929, 1987 und der Nikkei 1989 ihre Abstürze anfingen, auswendig. Die Muster sind alle gleich. Sie fingen stets mit einem kleinen Impuls nach unten an gefolgt von einer korrektiven Erholung und dann kam jeweils der Absturz. Dieses Anfangsmuster dauert jeweils nur wenige Wochen.
Heute ist in den Bondmärkten weltweit dasselbe Muster zu beobachten wie in den alten Aktienmarktcrashen, nur dass es einen längeren Zeitraum umfasst. Der US Bondmarkt topte im Sommer 2012 aus (auf einen Tag genau zum Princeton Cycle). Der Schweizer Bondmarkt erreichte seine Spitze im Mai 2013, der japanische im April 2013 und die 10 jährigen Future für den deutschen Bund und die italienischen BTP scheinen diesen August ihre Spitze erreicht zu haben.

Lassen Sie mich Markt für Markt durchgehen, um einerseits das kurzfristige Muster im langfristigen Kontext aufzuzeigen. Der wichtigste Markt ist der US-Treasury Markt. Aber als erstes die beiden Aktienkräche Dow 1929 und Nikkei 1989 in Grafik 1 und 2. Der Dow topte Anfangs September 1929 aus, machte den ersten Boden am 4. Oktober und das Erholungshoch am 11. Oktober. Das Tief war dann am 13. November bei 198, fast 50% tiefer als beim Höchststand. Beim Nikkei sah es ähnlich aus. Der Top war Ende Dezember 1989, das erste Tief Mitte Januar 1990 und die Erholung dauerte bis Ende Januar, aber erst Mitte Februar ging es richtig los.

Grafik 3 zeigt den US Treasury Bond (Rendite) für 10-jährige Papiere. Punkt 1 in der Grafik zeigt die erste impulsive Aufwärtsbewegung der Rendite oder Abwärtsbewegung des Wertpapieres (Grafik 4) und mit Punkt 2 die korrektive Erholung. Ob die ganz fertig ist, weiss man immer erst später. Natürlich wird man jetzt einwenden, der lange Trend sei doch noch gar nicht gebrochen. Aber das war immer so, nur so kann der Markt überrascht werden.

Grafik 5 zeigt den Nikkei monatlich. Der Strich links der Linie 90 war der Dezember 1989 und der rechts davon war Januar 1990. Der Trend war keineswegs gebrochen. Es gab aber zusätzlich zu diesem Muster eine Menge anderer Punkte, die dafür sprachen, dass das Ende des Bullmarktes erreicht war, die ich aber hier weglasse.

Man muss die lange Zinssenkungsphase seit 1981 aber im Kontext ähnlicher solcher Phasen sehen. Grafik 6 zeigt die US-Zinsentwicklung seit 1919. 1920 war mit dem Endes des ersten Weltkrieges ein Inflations- und ein Zinshoch. Mit der sinkenden Inflation begannen die Wertpapiermärkte zu steigen. Die Aktien stiegen aber nur bis 1929, die Bonds aber bis 1946. Das ist der grosse Unterschied zur Situation von heute. Der 29er Krach lehrte die Oekonomen, einfach Geld zu drucken und dann komme alles gut. Dabei wurde einfach der Zyklus verlängert bei ständig ansteigender Verschuldung.

1946 stiegen die Zinsen wieder, weil der private Sektor tief verschuldet war und wieder Kredite aufnahm worauf auch die Inflation wieder einsetzte und bis 1980 anstieg um dann wiederum eine disinflationäre Phase zu beginnen. Kommt es jetzt zur Deflation, dann viel härter wie 1929, weil der private wie der öffentlich Sektor überschuldet sind und die Zinsen steigen werden, nicht weil die Kreditnachfrage steigt, sondern weil der Schuldenberg einfach zu gross ist. 1980 betrugen in USA die Bundesschulden ca. 800 Mio. $, heute ca. 17.000.

Grafik 7 zeigt die Renditedifferenz zwischen AAA und BBB Schuldnern. 2008 war das Absaufen der Unternehmensanleihen der Auslöser für das Fed, massiv solche Anleihen aufzukaufen. Grafik 8 zeigt den Preis für 5jährige Treasuryanleihen. Im 5 jährigen sitzt am meisten Kapital. Auch dieser hat im Sommer 2012 seine Spitze gemacht. Der Absturz im Frühjahr 2013 fällt zusammen mit Bernankes Ankündigung, den Aufkauf von Anleihen im Umfang von 85 Mio. $ einstellen zu wollen. Der Absturz hat ihm wahrscheinlich das Amt gekostet, worüber er glücklich sein sollte, denn der nächste Absturz wird verheerend sein. Die untere Trendlinie beim 5jährigen Treasury ist ein guter Indikator für den Anfang des nächsten Abbruchs.

Grafik 1: Dow Jones 1929

Grafik 2: Nikkei 1989

Grafik 3: US-Treasury 10 Jahre, Rendite

Grafik 4: US-Treasury 10 Jahre Future

Grafik 5: Nikkei

Grafik 6: US AAA Zinsen 1919 bis 2014 monatlich

Grafik 7: Zinsdifferenz zwischen tiefer und hoher Kreditqualität

Grafik 8: Treasury 5 Jahre Future

Als zweites der japanische Bondmarkt. (Grafik 9) Mit dem Start der Aktienbaisse 1990 folgte die Hausse des Bondmarktes. Obwohl die Staatsverschuldung von 60% des BIP auf 250% gestiegen ist, stieg der Bondfuture von 90 auf 145. In Grafik 10 sieht man den Einbruch vom April 2013 und die nachfolgende Erholung, die die alte Spitze nicht übertreffen konnte. In den letzten Wochen ist es erneut zu einem kleinen Einbruch gekommen, der das Potential für einen Crash hat. Sicher ist der Markt manipuliert, aber er ist inzwischen so gross, dass das immer schwieriger wird. Die Zeichen für einen Krach sind an der Wand.

Grafik 9: japanischer Bondfuture monatlich

Grafik 10: Japanischer Bondfuture wöchentlich

Grafik 11 zeigt die Rendite von Schweizer Staatsanleihen seit 1907. Wie in USA und auch andern Ländern war ein Zinshoch 1920 gefolgt von Desinflation und Deflation. Der Aufschwung der 50er und 60er Jahre brachte die Inflation und höhere Zinsen. Die aktuellen Zinsen sind so tief wie noch nie. Grafik 12 zeigt ein ähnliches Preismuster wie beim US-Bond: ein erster Einbruch gefolgt von einer Korrektur, die auch zu Ende sein scheint mit dem neuesten Einbruch.

Grafik 11: CH-Staatsanleihen

Grafik 12: Eidgenoss 10 J Future

Deutsche Bundesobligationen (Grafik 13) sind so überkauft wie alle andern europäischen Staatsanleihen. Grafik 13 zeigt wie lange die Renditen schon fallen aber auch wie tief. Die Darstellung ist auch eine Bestätigung, dass Zinstrends international sehr parallel verlaufen. Mit den neuesten Ankündigungen der EZB schoss der Bundfuture nochmals in die Höhe, brach dann aber mit einem Gap ab. Der italienische Bondfuture sieht ganz ähnlich aus. Diese Märkte sind aber am wenigsten fortgeschritten und deshalb ist das Muster am wenigsten deutlich. Ein Absturz des Treasury würde aber sicher auf diese überkauften Märkte wirken.

Grafik 13: Rendite Bundesanleihen
Grafik 14: Bund Future wöchentlich
Grafik 15: Future für italienische Staatsanleihen
Wie oben erwähnt, ist eine solche ökonomische Situation in der Welt noch nie vorgekommen. Deflationen führten stets zu sinkenden Zinsen mit steigenden Preisen erstklassiger Anleihen. Die desinflationären Phasen waren aber viel kürzer und wurden nicht künstlich verlängert durch Notenbanken, die jeden Einbruch mit Liquidität und senken der kurzfristigen Zinsen bis jetzt ausbügeln konnten. Der Schuldenberg ist derart angewachsen, dass er einfach in sich selbst zusammenzustürzen droht und auch wird. 1980 betrugen die in der Flow of Funds Statistik ausgewiesenen US Schulden 4.000 Mio. . 2007 waren es 32.000 Mio. $ und heute 40.000 Mio. $, also 8.000 Mio. mehr.

Warum ist ein Bondeinbruch so gefährlich? Grafik 16 zeigt sehr eindrücklich, wie viel höher heute die Verschuldung der USA (und natürlich auch der andern Industrieländer) ist als in den beiden vorhergehenden Deflation 1835 und 1929. Adjustiert man dieses Ratio mit dem Zinssatz des 10-järhigen Treasury, dann ist aber dieses Verhältnis seit 1980 gefallen. Die fallenden Zinsen haben es erlaubt, die Wirtschaft über höhere Kreditaufnahmen aller Teilnehmer zu expandieren. Ein Bondcrash geht aber schnell und wird den Hebel auch schnell ansteigen lassen.

Besonders kurzfristige Schulden, sog. Commercial Papers, werden einfach nicht mehr refinanziert. So geschah das 2008. Das Fed musste einspringen und die Finanzierung übernehmen aber auch die Banken, die endlose Kreditlinien vom Fed bekamen. Die Notenbanken werden also genau dasselbe unternehmen wie bis anhin: Liquidität schaffen a gogo. 2008 hatten sie Glück, weil die Staatsanleihen das Ziel der Fluchtbewegung waren. Wie oben gezeigt, scheinen diese aber diesmal die Quelle der Panik zu sein.

Was bleibt dann als Fluchtort? Das Bankkonto kommt kaum in Frage, da dieses schon 2008 eine schlechtere Bonität war als Staatsanleihen. Es kommt nur Gold in Frage, da dieses gar keine Bonität hat, weil es nicht Schuldner sondern eine Sache ist.
Grafik 16: Verschuldung USA
Grafik 17: Verschuldung adjustiert um den Zins
Gold ist in der heftigsten Korrektur seit der Bullmarkt 1999 begann. Die Korrektur dauert jetzt schon drei Jahre. Die tiefsten Preise sah der Markt im Juni 2013 und Dezember 2013. Es ist gut möglich, dass das die tiefsten Preise waren in dieser Korrektur. Die heftige Intervention letztes Jahr ist mehr als ein Zeichen der Hilflosigkeit um zu verhindern, dass Investitionen in Gold gemacht werden. Es ist nur Kosmetik, denn das Problem ist nicht ein steigender Goldpreis, sondern die zu vielen Schulden.

Grafik 19 zeigt Gold in US$ sehr langfristig. Eine explosive Schlussphase wie 1869 oder 1979 fehlt noch. Wenn die Notenbanken aus den oben beschriebenen Gründen ihre Geldschleusen noch viel mehr öffnen müssen wie 2008 und die Staatsobligationen nicht mehr der sichere Hafen sind, dann kann Gold in wenigen Monaten die obere Trendlinie erreichen. Dasselbe gilt für Silber, das wegen seiner Knappheit noch viel extremer steigen muss (Grafik 20). Auch gilt nach wie vor, dass 2014 für Gold ein Fibonacci-Jahr ist und für Silber ein Luccas-Jahr. Die nächste Möglichkeit besteht erst 2020 und 2021 was angesichts der gefährlichen Bondmärkte doch als sehr unwahrscheinlich erscheint.
Grafik 18: Gold
Grafik 19: Gold langfristig
Grafik 20: Silber langfristig
Es ist die erklärte Strategie des Fonds, die historische Knappheit des Silbers und die dadurch erzwungene Preisexplosion mit einem mit Optionen gehebelten Portfolio auszunützen. Entscheidend ist nicht die Performance bis zum Anfang der Explosion, sondern die gute Positionierung vor der Explosion. Derzeit bestehen Options-Positionen in den Dez. 14 (0,5 Mio. oz) und Juni 2015 (1,6 Mio. Unzen). Obwohl die Optionen nur noch etwa 1% Portfolios ausmachen, wird ein Hebel von ca. 50 erzeugt. Der Rest besteht aus physischem Gold und Silber.


© Rolf Nef
Manager Tell Gold & Silber Fonds, www.tellgold.li

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