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Philharmoniker Depot

13.09.12 Fallende Weltreiche und Ihre Währungen II

Diesen Titel (ohne die II) wählte ich für meine erste Veröffentlichung im Dezember 2006. Der Aufsatz beschreibt den Kern des heutigen Finanz- und Machtsystems , aber auch wie in der Geschichte Mächte am Ende ihres Machtzyklus das Geld verwässerten, um den Machterhalt zu finanzieren, was dann doch nicht funktionierte. Seit Dezember 2006 ist einiges passiert, aber der Dollarindex ist noch auf demselben Niveau wie damals und die erwartete Dollar-Implosion und entsprechende Explosion des Gold- und Silberpreises hat noch nicht stattgefunden. Ich empfehle, den alten Artikel (link oben) nochmals oder neu zu lesen, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Im Kern geht es um den US$. Im Unterschied zu Währungen früherer führender Weltmächte wurde zum ersten mal in der Geschichte eine Währung, der US$, Reservewährung. Was ist eine Reservewährung? Was sind Reserven? Reserven können gehalten werden in Rohöl, Weizen etc. Mit Finanzreserven können können solche Rohstoffe jederzeit eingekauft werden. Finanzreserven sind einfacher zu lagern als Rohstoffe und können in jeden Rohstoff oder andere Güter getauscht werden. Während Jahrhunderten wurde Gold als Finanzreserve gehalten, weil es die grösste Sicherheit aufweist und dem Medium Geld/Tauschmittel am nächsten kommt. Mit dem Aufstieg der USA am Ende des 2. Weltkrieges zu Weltmachtstatus, signierten viele Länder das sog. Bretton-Woods Abkommen, in dem sie bereit waren, US$ an Stelle von Gold als Reserve zu halten. Natürlich verpflichteten sich die USA, gegen US$ Gold zu 35$ die Unze zu liefern, sollte das verlangt werden. Solche Aktionen waren aber höchst ungern gesehen. Obwohl die USA die Verpflichtung Gold zu liefern im August 1971 aufkündigten (internationale Spekulanten wurden für den Goldpreisanstieg verantwortlich gemacht), blieb der US$ faktisch Reservewährung. Dollars in ausländischen Händen haben seither ständig zugenommen.
Was sind die Konsequenzen eines Systems mit Reservewähurng? So lange die Welt bereit ist, die grossen Teile der Finanzreserven in dieser Reservewährung
zu halten und zu äufnen, so lange kann dieses Land mit der Reservewährung über seine Verhältnisse leben, d.h. im Ausland mit ihrer eigenen Währung bezahlen und ein chronisches Leistungs- und Handelsbilanzbilanzdefizit fahren (Grafik 1).


Grafik 1: US-Handelsbilanzdefizit

Die Folge sind riesige Bestände an US$ in ausländischen Händen (Grafik2), aber auch aufgeblähte Notenbankbilanzen im Dollar-Ausland und ein entsprechender Inflationierungsprozess über die Vergabe von Krediten durch die Banken.

Grafik 2: Von Ausländern gehaltene flüssige Dollarpositionen.

Mit dem gleichzeitig explodierenden Budgetdefizit offerieren die USA mit dem chronischen Haushaltsdefizit ebenso und vorläufig noch eine flüssige Anlage der im ausländischen Besitz befindlichen Dollars. (Grafik 3).


Grafik 3: US-Bundesstaatsdefizit.

Der in dieser Grafik gezeigte Zeitraum von 1901 bis 2011 weist 33 Jahre mit Budgetüberschüssen und 77 Jahre mit Budgetdefiziten aus. Diese Statistik stammt vom Fed St. Louis. Zählt man alle Überschüsse und Defizite zusammen, kommt man nur auf 9'900 Mia $ Schulden, das Total beträgt aber aktuell 16'000 Mia $. Die Staatsschuld 1900 betrug aber keinesfalls 6'000 Mia $US. Wieder mal ein Hinweis, wie vorsichtig man mit Statistiken umgehen muss. Mit dem Hinweis auf die gesamte Staatsschuld ist der Fokus auf die total ausstehenden Kredite in den USA gerichtet (Grafik 4).


Grafik 4: Alle US-Kredit in % des Bruttosozialproduktes

Nie in ihrer Geschichte waren die USA und andere Länder so verschuldet. Das Kartenhaus ist nur noch nicht eingebrochen, weil der Bondmarkt 2008 auf die
expansive Geldolitik (Geld drucken und Obligationen kaufen) nochmals positiv reagiert hat. Aber die privaten Kredite sind inzwischen so hoch, dass auch das billige Geld nicht mehr dazu führt, dass der private Sektor (Haushalte und firmen) Kredite aufnimmt und das Geld investiert. Im Gegenteil, vor allem die Haushalte hätten gerne die Kredite los. (Grafik 4) Diese Grafik zeigt deutlich, dass die privaten Kredite in USA nie so hoch waren im Verhältnis zum BSP als jetzt, auch deutlich höher als nach dem Zusammenbruch des BSP in den 30er Jahren. Sehr beachtenswert sind die Schwankungsbreiten vor der Gründung des Fed (vor 1913) und nachher: weil die Liquidität und damit der Kredit vor der Gründung limitiert war, wurden Kreditexzesse sehr schnell bestraft und die Gläubiger verlangten ihr Geld zurück, was zu negativen Wachstumsraten führte. Das System als ganzes war aber keineswegs instabiler. Im Gegenteil, weil der Level aller Kredite zum BSP viel tiefer war, kam es eben nicht zum Kollaps. Nach 1945 war die Wachstumsrate des privaten Kredites nie mehr unter Null %, weil die Notenbank bei Rezessionen mit zusätzlicher Liquidität einsprang und die private Kreditnachfrage wieder ansprang. Seit der Krise von 2008 wachst der private Kredit als ganzes nicht mehr, nur noch die Unternehmenskredite leicht, die Hypothekarkreditmenge der Haushalte aber fällt.


Gtrafik 4: Private Kredite USA seit 1820.

Das Fed kann Obligationen kaufen mit neu gedruckten Dollars und so den Bondmarkt stützen und neue Liquidität für den Kreditmarkt zur Verfügung stellen. Aber seit 2008 wächst der private Kredit nicht mehr. Die neuen Dollars drücken aber auch den Wert der US-Wähunrg am Devisenmarkt. Das Fed kann aber den Dollar nur stützen, in dem es Obligationen verkauft und so Dollars kauft, was aber enorm liquiditäts- verknappend und deflationär wirken würde. Es hat keine Devisen um den Dollar zu stützen. Ein tieferer Dollar wurde auch hingenommen, so lange das Ausland die Reservedollars nicht verkauft und diese nicht mehr akzeptiert. Welche Kräfte überwiegen? Die beste Antwort liefert der Markt selbst durch sein Verhalten und durch technische Analyse. Am klarsten sieht man den Dollar-Zerfall gegen den Schweizer Franken, weil dieser im 2. Weltkrieg nicht unterging. Der Zerfall beginnt mit dem Start des Fed 1913, bzw. mit dem Ende des 1. Weltkrieges. Die Keilformation, die 1980 startete, ist 2011 unterschritten worden, was aber hier nicht sichtbar ist, weil nur Jahresenddaten verwendet werden. Diese Unterscheitung hat sich nur gegen Schweizer Franken ereignet. Damit zeigt der Markt aber an, wohin er will. Ausbrüche aus Keilen, egal in welche Richtung, sind in der Regel heftig.


Grafik 5: US$-Schweizer Franken

Die wirkliche Dollar-Geschichte läuft aber gegen Euro, weil das der grösste Währungsraum ist nach dem US$ und weil eine extrem negative Stimmung herrscht zum Euro. Die Technik zeigt aber genau das umgekehrte an, was das Amalgam ist für eine sehr grosse Avance des Euro und einen Wasserfall des US$, eventuell bedeutet das sogar das Anknacken seiner Rolle als Reservewährung.
Grafik 6 zeigt den Euro-dollar im Wochenchart. Was sind die wichtigsten
Merkmale?


1. Die Linie 2006 - 2010 wurde nicht durchbrochen, sondern der Euro hat dort nach oben gedreht.
2. . Die Abwärtstrendlinie vom Herbst-Hoch 2011 wurde durchbrochen.
3. Das Preisverhalten ist bullish: positive Nachrichten für den $ wirken nicht, der Preis bewegt mit Impulswellen.


Konsequenzen: Die Bewegung seit dem Hoch im Frühjahr 2008 ist eine Korrektur im Euro-Bullmarkt oder im Dollar-Bearmarkt. Ein Bruch der nächsten Trendlinie bei 1.32 ist die nächste Bestätigung. Bei einem Ausbruch über 1.43 wird Grafik 7 wichtig.


Grafik 6: Euro-Dollar wöchentlich

Grafik 7 zeigt den Euro-Dollar seit 1946. Hier wird die Formation seit 2008 als Korrektur besonders deutlich. Aber das Wesentliche ist, dass hier ein Bullmarkt
im Euro oder ein Bearmarkt im US-Dollar läuft, der nicht fertig ist. Man kann die obere Trendlinie von 1980 her als Nackenlinie einer Kopf-Schulter Formation betrachten. Die Distanz von dieser Linie zum Kopf im Jahr 2000 beträgt ca. 0,45 Euro Cents was ein Ziel von 1,9 Euro zum Dollar ergibt. Für die
meisten ist das völlig unvorstellbar. Dass die long-Position der Welt in US$ ca. 12'000 Milliarden US$ (Grafik 2) beträgt, ist bekannt. Ein Abbau dieser Position kann so etwas bewirken. Aber wie gross ist die Handelsposition der Banken, Hedgefonds und anderer Vehikel die short-Europositionen aufgebaut haben?


Grafik 7:

Grafik 8 zeigt nur die Positionen im Futuresmarkt, die von 30 Mia short Euro auf 15 Mia reduziert wurden. Wenn der Euro stark überkauft wird, ist der Markt
long Euro. Die Positionen im Futuresmarkt sind ein Klacks verglichen mit dem was im Intebankenmarkt umgeht. Wie oben erklärt, hat der Reservestatus einer
Währung für das Land, das diese hat, den Effekt, dass dieses viel länger mit ihrer eigenen Währung im Ausland einkaufen kann, ohne dass diese dramatisch
absinkt. Das ist den USA wohl bewusst. Sie könne ihre eigene Währung nur optisch stärken, d.h. sie versuchen andere zu Fall zu bringen. So muss man auch
die massive Medienkampagne gegen den Euro lesen. Das heisst nicht, dass der Euro eine Konstruktion ist, die längerfristig hält.
Wie gross sind die short-Positionen der US-Hedgefonds und grosser Banken? Goldman Sachs hat 1'000 Mia $ für Positionen zur Verfügung. Warum nicht 2-
300 Mia $ short Euro oder etwas mehr? Ich weiss nicht wie gross sie ist, aber die das Preisverhalten des Euro-Dollar verrät, dass diese massiv sein müssen und dieses Verhalten wird zunehmend panikartig. Das Eindecken der Handelspositionen kann und wird wahrscheinlich die Reservepositionen zum
Abbau zwingen. Noch ein Wort zu den Handelspositionen: diese sind meist gehebelt, d.h. grösser als die vorhandenen Mittel. Damit entsteht ein Zwang zum eindecken, ein sog. Short-squeeze.
Wenn der US-Dollar und die US-Treasuries nicht mehr als Reservemittel taugen, wer dann? Der Euro, der Yen oder die Chinesische Währung? Das Vertrauen in Regierungsabhängige Währungen wird wohl sehr gestört bleiben. Der Markt wird nicht um Gold und Silber herumkommen, obwohl Handelstransaktionen kaum darin abschlossen werden, aber als Reservemittel werden sie wieder interessant, besonders auch, weil der Preis steigt. Schon kleinere Mengen Geld, die in den Gold- und Silbermarkt strömen, treiben die Preise heftig.


Grafik 8: Euro-Dollar und Netto Handelspositionen in Mia Euro im Futuresmarkt.

Der Dollar Index hat seit dem Boden vom Frühjahr 2008 keine neuen Tiefst mehr gemacht (Grafik 9). Grafik 10 zeigt, dass der Aufwärtstrend seit September 2011 gebrochen ist. Die nächst untere Trendlinie liegt bei 74, aber die wirklich rote Linie ist die Verbindung 1978-2008 (hier auch rot eingezeichnet). Ihr Durchbruch wir die Flucht aus dem Dollar auslösen und eine Panik ähnlich wie 1997 in der Asienkrise auslösen (Grafik 11), als sich der Thai Bath in sechs Monaten halbierte. Die Voraussetzungen sind technisch und fundamental (riesige Dollar-long Position) gegeben. Nachtrag um


Grafik 9: Dollar Index wöchentlich

Grafik 10: Dollar-Index täglich

Grafik 11: Asienkrise Thai Bath

Dieses Potential einer Dollarpanik ist nicht nur in den Devisen- und Edelmetallcharts sichtbar, sondern besonders auch in Rohwaren wie Mais, Soyabohnen, Weizen und Benzin. (Grafiken 12-15) Alle sind ausgebrochen oder sind am ausbrechen über jahrzehntealte obere Trendlinien. Wenn auch die Lebensmittel-Rohwaren genügend im Inland produziert werden, ist das bei Benzin nicht der Fall. Die USA verbrauchen täglich ca. 17 Mio Fass Rohoel bei einer Weltproduktion von 80 Fass. Dabei werden ca. 6 Mio im Inland produziert. Die Konsequenzen für den Arbeitsmarkt und damit die Wirtschaft werden dramatisch sein, wenn der Benzinpreis nochmals stark ansteigt, weil lange Arbeitswege nicht mehr bezahlbar werden. Die Risiken für die US-Volkswirtschaft und Weltmacht sind offensichtlich. Je länger aber das Problem nicht an der Wurzel angegangen wird, umso heftiger korrigiert der Markt über die Währung.

Rolf Nef, Manager Tell Gold & Silber Fonds“
www.tellgold.li

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