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Philharmoniker Depot

18.01.15 EXTREMES SENTIMENT - JETZT NOCH EINSTEIGEN?

Die Schweizer Notenbank (SNB) hatte am Donnerstag um 10.30 Uhr die Bindung des Schweizer Franken an den Euro zu einem Wechselkurs von 1,20 CHF je Euro aufgehoben. Daraufhin kam es zu einer sofortigen Neubewertung des Frankens, welcher kurzzeitig bei 0,86 Franken je Euro gehandelt wurde und sich zum Wochenschluss nahe der Parität bei 0,9941 einpendelte.

Die Auswirkungen auf die Märkte waren enorm. Die Aktienmärkte brachen ein, der Euro verlor zum US-Dollar über 3,5 US-Cent und fiel auf 1,145 USD, Gold in Euro explodierte um 76 Euro auf 1.114 Euro und in US-Dollar legte der Preis immerhin um 54 USD zu. Silber konnte in US-Dollar hingegen erst nicht mitziehen und der Widerstand bei 17,20 USD je Feinunze bildete eine nicht zu überwindende Bastion, die erst im Freitagshandel übersprungen werden konnte. Diese Marke hatten wir seit längerer Zeit im Blick, da wir hier eine Ausbremsung des Preises vermuteten. Die unerwartete Loslösung des Franken sorgte jedoch für eine komplette Neubewertung aller Marktpreise, inklusive der für Gold und Silber.

Warum die SNB jetzt ihren sozialistischen Markteingriff aufgab und vor den Marktkräften kapitulierte, hat viele Ursachen. Zum einen war die Anbindung des Franken an den Euro nicht auf Dauer möglich, wenn man nicht der Währungsunion beitreten oder die Schweizer Bevölkerung in den Ruin treiben wollte. An letzteren war die SNB schon fleißig dabei, denn wäre die SNB eine Privatbank, so wäre diese jetzt vermutlich bankrott. Die Aufhebung der Kurs-Untergrenze hat der Schweizer Nationalbank bisherige Wechselverluste in Höhe von geschätzten 50-60 Mrd. Franken gebracht, während man noch in der Vorwoche von einem Gewinn in Höhe von 38 Mrd. Fr. für das Jahr 2014 sprach. 470 Mrd. Franken an Papierreserven hält die SNB derzeit, wovon zwei Drittel auf die Gemeinschaftswährung entfallen. Das Eigenkapital der SNB ist von 16% auf 3% geschmolzen, weshalb man vielleicht die Reißleine ziehen musste, nachdem am 2. Januar EZB-Chef Mario Draghi verkündete, dass man schon bald mit dem Ankauf von Staatsanleihen beginnen könnte und die EZB bereits bei technischen Vorbereitungen sei. Ein baldiges QE-Programm hätte die Schweizer zu neuen Verkäufen von Franken gezwungen, bei einer Beibehaltung der Kopplung.

Interessant ist, dass Gold in Euro exakt an dem 2. Januar, nach der Meldung zu dem QE-Programm der EZB, mit seiner Rallye begann, bevor es ein Tagestief von 970 Euro erreichte. Die Marke von 1.000 Euro war die lange von uns genannte Kaufmarke für physische Investoren im Euroraum. Binnen zwei Handelswochen legte Gold 140 Euro oder 14,5% zu, was ein extremer und beachtlicher Anstieg ist. Vor dem 2. Januar konnte man primär von einer Stärke des US-Dollars sprechen, doch seit diesem Tag handelt es sich vielmehr um eine Euroschwäche, die durch die Austrittsgerüchte um Griechenland aus dem Euroraum zusätzlich weiterbefeuert wurden. Seitdem Janet Yellen Mitte Dezember ankündigte möglicherweise schon im April die Zinsen anheben zu wollen, hat der Euro noch einmal 10 US-Cent binnen einem Monat verloren. Als ich mit meinem Verkaufsignal für den Euro im Frühjahr des letzten Jahres bei 1,40 USD allein auf weiter Flur stand, hätte ich selbst nicht erwartet, dass der Euro so tief fallen würde.

JEDER IM MARKT IST BEREITS SHORT

Die Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde zeigen seit längerer Zeit, dass praktisch längst jeder im Markt short im Euro und long für den US-Dollar positioniert ist. Diese Daten werden von Umfragewerten zum Sentiment mit Rekordwerten bestätigt. Sollte Draghi jetzt nicht das QE-Programm liefern wie es die Welt erwartet (Weil er den Euro praktisch schon schwach geredet hat und dieser zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2003 fiel.) und später auch noch die Zinsanhebung in den USA auf unbestimmte Zeit verschoben werden sowie Griechenland nicht aus dem Euroraum austreten, dürfte es zu einem gewaltigen Short-Squeeze im Euro kommen. Bisher gab es jedoch noch kein Kaufsignal und das Momentum nahm unerwartet stark zu.

Die Notenbanker reden den US-Dollar hinauf und den Euro hinunter, was das perfekte Umfeld für das Smart Money ist, um sich genau anders herum zu positionieren. Eine Zinsanhebung in den USA ist eingepreist sowie das QE-Programm in Europa. Mittelfristig wird jedoch klar werden, dass die Zinssenkung verschoben und stattdessen ein neues QE4 benötigt werden wird. Dies wird dann dazu führen, dass der Euro wieder zur Stärke neigen bzw. der US-Dollar stärker abwerten muss. Die Frage ist nur, wie weit der Euro bis dahin noch fallen kann. Dieser ist seit dem Verkaufsignal bei 1,40 USD ohne nennenswerte Zwischenerholung gefallen, was ungewöhnlich ist und daher eine Gegenbewegung längst überfällig wäre, die dann auch stärker ausfallen dürfte. Vielleicht sahen wir im Euro im Rahmen der SNB-Aktion bereits den Sell Off, doch in dieser Geschwindigkeit, wie bisher, wird es wohl nicht länger bergab gehen. Die letzte signifikante Unterstützung vor der Parität im EUR/USD liegt aktuell bei 1,16 USD, weshalb man jetzt auf eine Gegenbewegung jederzeit gefasst sein muss.

© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
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Quelle: www.BlaschzokResearch.de | Blaschzok Metals

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