Ein seltenes technisches Signal generierte am vergangenen Dienstag der Relative-Stärke-Index (RSI) des Dow Jones Index. Der Indikator stieg auf 87,4 Punkte. In den vergangenen 100 Jahren wurden lediglich viermal Werte über 87 erzielt: Im November 1996, im Juli 1955, im Juni 1944 und im August 1927. Und jetzt eben im Dezember 2016. Die Kollegen von Zerohedge untersuchten diese Daten und kamen zu dem Schluss, dass die Aktienmärkte in der Regel danach um 4 bis 5 Prozent fallen.
Der RSI wurde 1978 von Welles Wilder entwickelt. Er misst die Geschwindigkeit und den Wechsel von Preisbewegungen und oszilliert dabei zwischen 0 und 100. Der Indikator ist in der technischen Analyse weit verbreitet. Ein derart rares Signal zeigt, wie historisch ungewöhnlich das „Hochpowern“ des Dow Jones Index innerhalb der vergangenen sechs Wochen ist. Der US-Leitindex stieg seit der Wahl Donald Trumps um 2.000 Punkte und steht im Begriff, die psychologisch wichtige 20.000-Punkte-Marke zu kassieren.
Der RSI kümmert sich um das Momentum der letzten 14 Handelstage. Er steht auf 100, wenn der Durchschnittsverlust im Basiswert in den letzten 14 Handelstagen null ist. Das bedeutet: Der Preis stieg 14 Tage lang am Stück, kein einziger Verlusttag liegt vor. Im aktuellen Fall endete der Dow bis Dienstag an 12 der 14 Handelstage auf der Plusseite.
Noch imposanter ist die Tatsache, dass der Dow bis Dienstag an 22 von 26 Handelstagen stieg. Würde man den Erfassungszeitraum des RSI von 14 auf 28 Tage ausweiten, dann wäre die aktuelle Serie wohl einmalig.
Was geschah im November 1996? Der Kreis auf dem folgenden Chart zeigt nach dem Hoch eine Dezember-Konsolidierung, gefolgt von einer Aufwärtsbewegung im ersten Halbjahr 1997. Das Signal war insgesamt bullish.
Was geschah im Juli 1955? Der Kreis auf dem folgenden Chart zeigt nach dem Hoch eine kleinere Konsolidierung, gefolgt von einer Aufwärtsbewegung bis April 1956. Das Signal war insgesamt bullish.
Was geschah im Juni 1944? Der Kreis auf dem folgenden Chart zeigt nach dem Hoch eine größere Konsolidierung, gefolgt von einer Aufwärtsbewegung bis April 1946. Das Signal war insgesamt bullish.
Und dann noch: Was geschah im August 1927? Der Kreis auf dem folgenden Chart zeigt nach dem Hoch eine kleinere Konsolidierung, gefolgt von einer Aufwärtsbewegung bis August 1929. Das Signal war insgesamt bullish.
Als Zwischenfazit lässt sich herausarbeiten, dass ein Extremwert im RSI von 87 in allen bisherigen Fällen zu einer Marktkonsolidierung führt, der eine – teilweise kräftige – mehrmonatige Aufwärtsbewegung in Form eines „Endruns“ folgt, bevor die Märkte in eine größere Korrektur übergehen. Wenn man so will, initiiert ein solches Signal die letzte Phase eines Boom-Zyklus.
Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass es sich nur um vier Fälle handelt und dass eine solche Entwicklung auch dem Zufall geschuldet sein könnte. Wir zeigen noch einen Punkt, der das Kriterium von 87 Punkten knapp verfehlt hat. Im April 1971 erreichte der RSI 85,1 Punkte.
Was geschah im April 1971? Wie der Kreis auf dem folgenden Chart zeigt, rutschte der Dow Jones Index um 15 Prozent ab. Die Aufwärtsbewegung setzte sich nach einer a,b,c-Korrektur fort und endete erst Anfang 1973.
Wichtig erscheint hier die Erkenntnis, dass dem RSI-Extremwert zwar eine heftige Korrektur folgte, dass allerdings der Bullenmarkt erst knapp zwei Jahre später endete.
Wir nehmen an, dass der RSI-Wert vom Dienstag, der ja den Dow Jones Index in die Nähe der 20.000-Punkte-Marke brachte, den Index zu einem temporären Momentumsverlust veranlassen wird. Insgesamt aber kann aus der Historie nur geschlossen werden, dass sich die Aufwärtsbewegung nach einer Pause fortsetzen wird.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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Quelle: Wellenreiter-invest.de