Während der Goldpreis in den letzten fünf Wochen eine selten gesehene Verlustserie aufs Parkett legte, konnte sich der Silberpreis trotz ebenfalls deutlicher Abgaben insgesamt etwas besser aus der „Bären-Affäre“ ziehen.
Reichte es in der US-Wahlnacht noch für einen zwischenzeitlichen Spike bis knapp an die Marke von 19,00 USD, folgte Silber dann aber doch dem Weg des Goldes und brach ab dem 11.November zunächst scharf bis auf 16,12 USD ein. Das Tief vom Mai dieses Jahres bei 15,81 USD wurde dabei jedoch bis dato nicht unterboten. Vielmehr war seit dem 23.November zunächst eine Stabilisierung klar oberhalb von 16,00 USD zu beobachten, auf welche in der letzten Handelswoche immerhin eine erste Erholungsbewegung folgte, die sich zum Wochenbeginn zunächst fortsetzte.
Insgesamt stehen aber sowohl Gold als auch Silber seit Anfang Oktober unter starkem Druck und lassen eindeutige Signale einer Trendwende bisher vermissen.
Silber Monatschart:
Auf dem logarithmischen Monatschart kann sich der Silberpreis trotz der fünfmonatigen scharfen Korrektur noch immer oberhalb seines mittleren Bollinger Bandes (16,33 USD) halten. Ebenso wurde die breite Unterstützungszone zwischen 14,00 USD und 16,00 USD bislang nicht erreicht. Erst ein Unterschreiten dieser Zone würde einen Rückfall bis an das untere Bollinger Band (12,59 USD) aktivieren.
Während die beiden Signallinien des MACD-Indikators seit einigen Monaten seitwärts laufen, konnte sich das MACD-Kaufsignal vom Jahresanfang bislang problemlos halten. Gleichzeitig hat die Stochastik, welche im Sommer noch ein klares Verkaufssignal abgab, die neutrale Zone erreicht. Sollten wir uns in einem neuen Bullenmarkt befinden, besteht die berechtigte Annahme, dass sich die Stochastik um das aktuelle Niveau herum wieder auf den Weg nach Norden aufmacht. Ein weiterer Abfall bis in die überverkaufte Zone (also unter 30 bzw. 20) würde hingegen klar tiefere Silberpreise mit sich bringen. Der RSI verläuft weiterhin relativ aussagelos in der neutralen Zone.
Insgesamt hat sich das charttechnische Bild auf dem Monatschart seit Juli sicherlich nicht verbessert, sondern deutlich eingetrübt. Allerdings hat die Korrektur vor allem für den Abbau der zuvor stark überkauften Lage gesorgt, während der Silberpreis gleichzeitig immer noch deutlich über den Tiefs vom letzten Dezember (13,62 USD) notiert. Zwar nimmt die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen Gegenbewegung nun jeden Monat zu, allerdings sind noch keine Trendwendesignale auf dem Chart zu erkennen. Die Bewertung des Monatscharts fällt daher neutral aus.
Im ganz großen Bild bringt erst ein Monatsschlusskurs oberhalb von 26,50 USD den entscheidenden Befreiungsschlag. Dann wäre der Weg in Richtung der Allzeithochs um 50,00 USD frei. Davon sind wir aktuell nach wie vor meilenweit entfernt. Silber verfügt damit langfristig über ein exorbitant hohes Potential und sollte in jeden Rücksetzer (wie aktuell) weiter akkumuliert werden.
Silber Wochenchart:
Auf dem logarithmischen Wochenchart ist das überschaubare Abprallen (das Tief lag bei 16,15 USD) an der wichtigen Unterstützung um 16,00 USD etwas besser zu erkennen. Der Blick zurück ins Jahr 2015 macht klar, dass diese Unterstützung jetzt unabhängig vom großen Bild zunächst halten müsste und sich Silber in den kommenden Wochen und Monaten mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder in Richtung der Widerstandslinie um 18,50 USD bewegen wird.
Alle drei beobachteten Indikatoren unterstützen diese These. Zwar fehlt beim MACD noch ein Kaufsignal, das dazugehörige Histogramm deutet die Trendwende aber zumindest ansatzweise an. Der RSI hat seinen überkauften Zustand vollständig abgebaut und notiert sehr tief mit viel Platz nach oben. Die Stochastik schließlich hat sich bereits seit Mitte Oktober in der überverkauften Zone eingenistet, ohne dass ihr der Wechsel in den eingebetteten trendverstärkenden Zustand gelungen wäre. Aktuell fehlt noch eine weitere schwache Handelswoche mit Werten unterhalb von 20, um diesen extrem bärischen Zustand doch noch zu erreichen. Sollte es im Nachgang zum FED-Zinsentscheid am Mittwoch aber zu einer deutlichen Erholung kommen, ist diese Gefahr vom Tisch.
Insgesamt sind die Aussichten für die kommenden Wochen und Monate also durchaus günstig. Auf die fünfmonatige Korrektur müsste mindestens einen Gegenbewegung folgen, deren logisches Kursziel bei ca. 18,50 USD liegt. Sollte das Tief bei 16,15 USD allerdings das Ende der gesamten Korrektur darstellen, liegt erstmals seit langer Zeit wieder ein höheres Tief auf dem Silberchart vor. Dies wiederum würde einen Aufwärtstrend charakterisieren. Verbindet man die beiden Tiefpunkte vom Dezember 2015 (13,62 USD) und November 2016 (16,15 USD) entsteht eine neue Aufwärtstrendlinie sowie ein neuer Aufwärtstrendkanal. Dieser Aufwärtstrendkanal würde letztlich doch wie ursprünglich erwartet Kurse im Bereich um 25,00 – 26,00 USD ab dem Frühjahr 2017 freigeben.
Erst bei Kursen unterhalb von 15,80 USD müssen wir die gesamte Aufwärtsbewegung seit Jahresanfang wohl als eine Bärenmarktrally klassifizieren.
Silber Tageschart:
Auf dem Tageschart sind erste Erholungstendenzen am deutlichsten sichtbar, denn seit dem Tief bei 16,15 USD konnte der Silberpreis immerhin bereits 1,15 USD zulegen. Dies hat zu einem neuen MACD-Kaufsignal auf sehr niedrigem Niveau geführt. Der Indikator hätte jetzt also jede Menge Platz nach oben. Außerdem hat der MACD das letzte Preistief nicht mehr ganz nachvollzogen, sondern liefert ein erstes zartes Pflänzchen namens „positive Divergenz“. Genau diese positive Divergenz tritt beim RSI-Indikator noch deutlicher zu Tage. Auch hier hat der Indikator das neuerliche Preistief im November nicht mehr bestätigt. Beides sind untrügliche Zeichen einer in Kürze bevorstehenden Trendwende bzw. deutlicheren Erholung.
Ungünstig hingegen ist die Tatsache, dass die Stochastik bereits ihre überkaufte Zone erreicht hat. Da das erste Kursziel in Form der fallenden 50-Tagelinie (17,43 USD) nicht mehr all zu weit vom aktuellen Preisgeschehen entfernt verläuft, dürfen wir vom Silberpreis zunächst keine großartigen Preissprünge erwarten. Hier verfügt der Goldpreis derzeit sicherlich über die deutlich bessere Ausgangslage. Denn während der Goldpreis aktuell mehr als 120 USD unterhalb seiner 200-Tagelinie (1.278 USD) verläuft, sind es beim Silberpreis derzeit gerade mal 0,75 USD. Zusätzlich treffen die Silberbullen bereits bei 17,28 USD auf das obere Bollinger Band, welches zum Wochenbeginn bereits als Widerstand fungierte.
In der Konklusion sollte das Ende der fünfmonatigen Korrektur in Kürze erreicht sein oder es wurde mit 16,15 USD bereits am 23. November erreicht. Das erste übergeordnete Kursziel liegt sowohl auf dem Tages- als auch auf dem Wochenchart bei 18,50 USD. Allerdings dürfte der Silberpreis zunächst nur schleppend in die Gänge kommen, da die Silberbullen im Bereich 17,30 bis 17,70 auf starke Widerstände stoßen. Das direkte Überwinden dieser Blockade wird mit der aktuell überkauften Stochastik sehr schwer. Es wäre also nicht überraschend, wenn in den nächsten zwei Monaten zunächst vor allem der Goldpreis ein Comeback feiert.
Auch nach fünf Monaten Korrektur liefert das Gold/Silber-Ratio kein ernsthaftes Warnsignal für den gesamten Edelmetallsektor, sondern spricht eher für ein gesundes und völlig normales „Durchatmen“. Denn diese seit Juli laufende Gegenbewegung konnte bis dato weder die 200-Tagelinie (72,44) noch das 38,2%-Retracement (72,29) zurückerobern. Vielmehr scheint es sich daher charttechnisch um eine Art von „Flagge“ zu handeln. Zum Beginn der neuen Handelswoche bricht das Ratio nun aus dieser Flagge nach unten aus! Dies ist grundsätzlich ein sehr bullisches Signal für den gesamten Sektor, steht aber gleichzeitig meiner These einer Outperformance des Goldes gegen Silber auf Sicht der kommenden Monaten entgegen. Besonders nachhaltig wird dieser Ausbruch durch die Tatsache, dass die Stochastik seit zwei Tagen in den eingebetteten trendverstärkenden Zustand gewechselt ist. Damit ist bereits kurz- bis mittelfristig ein Anlauf an die Julitiefststände um 65 Punkte zu erwarten. Insgesamt liefert das Gold/Silber-Ratio derzeit klare Argumente pro Silber und ebenfalls für das Ende der Korrektur im gesamten Sektor.
Im Gegensatz zum Goldpreis können sich die Gold- und Silberminenaktien seit Mitte November etwas besser halten. So hat der Global X Silver Miners ETF (SIL) in den letzten drei Wochen kein neues Tief verzeichnet, sondern sich auf niedrigem Niveau seitwärts entwickelt. Dabei gelang auch eine erste überschaubare Erholungsbewegung bis an das obere Bollinger Band (36,68 USD). Knapp darüber warten auf den Silberminenfond bereits zahlreiche weitere Widerstände. Insbesondere die fallende 50-Tagelinie (38,30 USD), die 200-Tagelinie (38,92 USD) also auch das Septembertief bei 38,01 USD dürften den Bullen im Falle einer größeren Erholung das Leben schwer machen.
Nach unten hin stützt zunächst das untere Bollinger Band (33,86 USD) sowie eine starke horizontale Unterstützung zwischen 31,00 USD und 32,50 USD.
Die Indikatoren geben derzeit noch kein einheitliches Bild ab. Während der MACD ein neues Kaufsignal generiert hat, drehte die Stochastik erst in den letzten Tagen knapp unterhalb der überkauften Zone wieder nach unten ab. Auch gegen den Silber-ETF können sich die Silberminenaktien noch nicht wieder behaupten.
Insgesamt bleiben die Minenaktien angeschlagen und es fehlen weiterhin klare Signale für ein Ende der Korrektur. Gleichzeitig könnte es sich aber durchaus um eine Bodenbildungsformation handeln. Bestätigt wäre diese allerdings erst mit einem Tagesschlusskurs klar oberhalb von 38,00 USD. Bis dahin bleibt der Tageschart zunächst neutral.
Betrachtet man den Umfang der Korrektur seit Mitte August (-38%), sollte jedoch klar werden, dass aktuell eine sehr gute antizyklische Kaufchance bei den Minenaktien vorliegt. Es empfiehlt sich daher mittels Fonds oder Einzeltiteln schrittweise in den Sektor einzusteigen bzw. das Engagement auf diesem günstigen Preisniveau auszubauen. Schließlich hat der Global X Silver Miners ETF bis dato lediglich die fulminante Rally des ersten Halbjahres mustergültig bis in den Bereich zwischen dem 50% und 61,8%-Retracement korrigiert. Insofern können wir zunächst weiterhin davon ausgehen, dass es sich lediglich um einen Rücksetzer im übergeordneten Aufwärtstrend handelt.
Buy the dip!
Während sich die Terminmarktdaten für den Goldpreis mittlerweile völlig neutral und damit ungefährlich präsentieren, kam es am Silbermarkt trotz des deutlichen Preisrückgangs noch nicht zu einer klaren Eindeckung der kommerziellen Shortposition.
Laut dem aktuellen CoT-Report halten die kommerziellen Händler kumuliert immer noch 75.740 leerverkaufte Kontrakte auf den Silberpreis. Im langfristigen Vergleich liegt damit zwar kein Extremwert mehr vor, neutral geschweige denn bullisch sind die Zahlen aber noch lange nicht. Erst unterhalb von 50.000 leerverkauften Kontrakten kann Entwarnung gegeben werden, und erst bei einer Shortposition unterhalb von 25.000 leerverkauften Kontrakten entstanden in den letzten zwei Jahrzehnten antizyklische Kaufchancen!
Die Konstellation am Terminmarkt spricht daher mittelfristig eher für weiteren Korrekturbedarf.
Vor allem die eher kurzfristigen und schneller wechselnden ETF-Sentimentdaten (GLD, SLV, GDX, DGXJ) hatten zuletzt einen klar übertriebenen Pessimismus gemeldet. Die längerfristigen Daten von www.sentimenttrader.com hingegen sind nur beim Gold mit klar grünen Vorzeichen behaftet. Für den Silberpreis meldet das Portal nur eine neutrale und damit ausgeglichene Stimmung.
Gleichzeitig setzen laut der wöchentlichen Kitco-Goldumfrage derzeit sowohl die antizyklisch handelnden Profis als auch die Privatanleger überwiegend auf steigende Notierungen. Wirkliche Panik sieht sicherlich anders aus.
Allerdings haben sich die Kollegen von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu einer sehr markanten Schlagzeile hinreißen lassen: „Finger weg vom Gold!“. Im vergangenen Mai und Juni schrieb dieselbe Zeitung: „Noch ist es nicht zu spät für einen Einstieg.“
Insgesamt überwiegt also der Pessimismus, was wiederum eine antizyklische Kaufchance darstellt.
Bis Mitte Dezember ist der saisonale Zyklus noch ungünstig für den Silberpreis. Danach aber folgte statistisch betrachtet bis Ende Februar eine der besten Phasen des ganzen Jahres. Typischerweise kann der Silberpreis hier vor allem im Januar deutlich zulegen. Rein saisonal betrachtet macht der Einstieg sowohl beim Gold als auch beim Silber in diesen Tagen also Sinn.
Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.proaurum.de