von Michael Vaupel ...Potzblitz - diese Neuigkeit aus Hongkong:

Die dortige Rohstoffbörse "Hong Kong Mercantile Exchange" (HKMEx), an welcher ausschließlich Gold- und Silber-Futures gehandelt worden waren, kündigte an, kein Gold und Silber mehr liefern zu wollen. Fällige Futures würden gegen Barzahlung abgewickelt. Zack! Wir liefern nicht mehr, hieß es von dort.

Das wundert mich überhaupt nicht! Wer will noch mehr Signale dafür, dass es beim Gold mittlerweile zu großen Diskrepanzen zwischen "Papier-Gold" und realem Gold gekommen ist?

Wenn via Futures an einem Tag Goldmengen verkauft werden können, welche der weltweiten Jahresproduktion entsprechen, dann stimmt da ganz einfach etwas nicht.

Und es waren diese Verkäufe von "Papiergold", welche den Goldpreis zuletzt (z.B. auch am Pfingstmontag) so gedrückt hatten.

Besonders in Asien (aber auch in Australien, Deutschland, den USA) verhalten sich insbesondre die Kleinanleger meiner Ansicht nach sehr vernünftig. Besitzer von physischem Gold und Silber haben in den Korrekturen der letzten Wochen eben nicht verkauft - sondern, im Gegenteil: sie wollten ihre Bestände noch aufstocken.

Dies besonders in China, wo die Käufer traditionell preissensibel sind, sprich bei Rückschlägen kaufen. "Buy on dips", wie es im Börsenjargon so schön heißt.

Die Zeichen sind an der Wand

Und offensichtlich kauften viele Anleger auch via Future an der HKMEx. Futures erfordern eben erst einmal weniger Kapitaleinsatz, als wenn direkt komplett physisch gekauft würde. Später aber, beim Auslaufen des entsprechenden Futures, vertrauten offensichtlich die Käufer darauf, dann gegen weitere Zahlung die Ware zu erhalten. So ist es schließlich usus an den Warenterminbörsen.

Mir war aufgefallen, dass es in China beim Handel mit physischem Gold schon Aufschläge auf den Preis von "Papiergold" gab. Sprich: Der offizielle Goldpreis, den wir kennen, mag zwar gefallen sein - aber zu dem Preis bekommen Sie gar kein physisches Material.

Und insofern fand ich es im Grunde gar nicht überraschend, dass die HKMEx dann die physische Auslieferung von Gold und Silber kündigte. Die haben wohl ein wirkliches Problem bekommen, sich das Material zum "offiziellen Papiergoldpreis" beschaffen zu können.

Die offizielle Begründung ist übrigens lächerlich, die Gewinne der Börse seien zu niedrig, die Kosten würden nicht mehr gedeckt etc. pp.

Das merkwürdigerweise gerade jetzt, wo die preisbewussten Chinesen in der Korrektur gerne Gold kaufen und sich das dann physisch liefern lassen möchten.

Eins sollte klar sein: Wenn sogar eine Börse ihre Lieferverpflichtung für auslaufende Gold-Futures ignoriert, mit Tricksereien, aber rechtlich wohl machbar - wie "sicher" sind dann wohl andere Gold-Papiere?

Auch für Gold ETFs, welche ja mit physischem Gold gedeckt sind bzw. gedeckt sein sollen, würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen. (Obwohl die wahrscheinlich weniger riskant sind als völlig ungedeckte Gold-Zertifikate.)

Die Zeichen sind an der Wand. In einer wirklichen Krise ist es fraglich, ob es für diverse Gold-Zertifikate mit Tauschverpflichtung dann wirklich physisches Gold gibt. Der Fall der Hongkonger Rohstoffbörse sollte uns alle aufrütteln.

Und gelassen bleiben, wenn der Preis für Papiergold nochmal fällt. Es gilt hier strikt zu differenzieren bzw. zu beobachten - kam der Verkaufsdruck durch Verkäufe physischer Bestände zustande? Oder eben nicht?

Es könnte noch einige böse Überraschungen in dem Bereich geben. Und das Thema "deutsche Goldreserven in den USA" ist auch noch für so eine böse Überraschung gut, wenn Sie mich fragen. Wie heißt es nochmal? Das Beste hoffen - aber das Schlimmste erwarten....

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Chefredakteur Traders Daily

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Quelle: http://www.investor-verlag.de