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Philharmoniker Depot

19.07.13 Gold: Warum die Produktion in 2013/14 weiter sinken wird

von Andr Doerk (Gastbeitrag) ...Steigende Edelmetallpreise haben jahrelang die ansteigenden Produktionskosten kaschiert. Nur so lässt sich erklären, warum trotz stark steigender Preise die Goldproduktion nur unwesentlich erhöht wurde. Der diesjährige Preisrückgang legt nun alle Wunden schonungslos offen und zeigt die Ohnmacht der Produzenten, die steigenden Kosten einzufangen. Die einzige Alternative ist die Schließung zu teurer Minen bzw. der Verzicht auf den Abbau niedriger Grade, was bereits 2013 zu einem weltweiten Produktionsrückgang führen dürfte, der sich auch 2014 fortsetzt. Dies sollte die Kurse für Gold und Silber - zumindest mittelfristig - wieder stützen. Profitieren werden aber nur Produzenten, welche ihre Kosten im Griff haben.

Barrick-CEO sieht Produktionskosten bei 1.500 US$ pro Unze

Bereits Ende 2012 lagen die tatsächlichen durchschnittlichen Produktionskosten je Goldunze in der Industrie über 1.300 US$ je Unze. Was einen deutlichen Kostenanstieg von rund 50% gegenüber 2008 bedeutet (ein Ende 2012 veröffentlichter UBS-Report hat die tatsächlichen Produktionskosten für Ende 2008 auf ca. 850 US$ beziffert!). Dieser Anstieg ist allerdings nicht alleine darauf zurückzuführen, dass alle Produktionsmanager einen schlechten Job gemacht hätten. Natürlich machen vielen Unternehmen gestiegene Lohn- und Equipmentkosten zu schaffen. Ein wesentlicher Faktor ist aber auch, dass die Unternehmen immer weniger Gold pro Tonne Gestein gewinnen können. Die Produktionskosten wären also auch bei gleichen Löhnen gegenüber 2008 deutlich angestiegen, denn niedrige Grade bedeuten nun einmal, dass für die gleiche Anzahl von Unzen mehr Gestein durch die Mühlen gejagt werden muss.

Deshalb dürften die Kosten auch zukünftig weiter ansteigen, wie vor nicht allzu langer Zeit (im November 2012) von höchster Stelle bestätigt wurde. Auf einer Konferenz in Hong Kong erklärte Jamie Sokalsky, CEO von Barrick Gold, dass die All-In-Costs der Goldindustrie bald die 1.500 US$ je Unze erreichen würden. Die Motivation, auf dem aktuellen Preisniveau die Produktion zu halten, geschweige denn auszubauen, dürfte also sehr gering sein. Auch weitere Bemerkungen von Mr. Sokalsky sollten Sie aufhorchen lassen:

- Obwohl der Goldpreis in den letzten 7-8 Jahren um ca. 1.000 US$ gestiegen ist, erhöhte sich der Cashflow der Goldproduzenten durchschnittlich nur um 100 US$ je Unze. Den restlichen Zusatzertrag haben die steigenden Kosten aufgefressen.

- 2011 wurde ein Rekordbetrag von 8 Milliarden US$ in die Entdeckung und Entwicklung neuer Vorkommen investiert. Trotzdem konnten in 2011 nur drei wirklich große Vorkommen entdeckt werden - 1991 waren es noch 11 „Major Discoveries" in einem Jahr

Alle Fakten deuten darauf hin, dass eine Produktionsausweitung selbst bei steigenden Kosten nicht ohne weiteres möglich, ja sogar extrem unwahrscheinlich ist. Auf dem aktuellen Preisniveau, welches ich ganz grob einmal zwischen 1.400 und 2.000 US$ je Unze definiere, sind wir wohl an den Grenzen dessen angekommen, was derzeit wirtschaftlich machbar ist.

Warum die jährliche Produktionsmenge wichtig für den Goldpreis ist

Niemand würde auf den Gedanken kommen die Behauptung anzuzweifeln, dass die jährliche Fördermenge von Kupfer oder Öl für die Preisentwicklung der Rohstoffe relevant ist. Beim Gold wird dies gerne anders gesehen, weil sich ja der überwiegende Anteil des jemals geförderten Goldes nach wie vor im Umlauf befindet und nicht in Handys, Stromkabeln oder Eisenbahnschienen verbaut wurde. Unter diesem Aspekt nimmt sich eine jährliche Fördermenge von rund 2.600-2.700 Tonnen im Jahr gegenüber geschätzten 165.000 Tonnen im Umlauf natürlich sehr gering aus. Wie ich Ihnen gleich erklären werde, ist die Denkweise aber etwas zu kurz geraten. Die jährliche Fördermenge hat sehr wohl einen nicht zu verachtenden Einfluss auf den Goldpreis.

Frisch gefördertes Gold hat den Nachteil, dass die Produzenten es verkaufen müssen, um ihre Produktionskosten zu decken. So lange Produzenten einen Gewinn erzielen oder zumindest ihre Kosten wieder hereinholen, werden sie das geförderte Gold verkaufen. Nahezu egal, zu welchem Preis. Produzenten können also getrost als die Verkäufer mit der geringsten Preissensiblität bezeichnet werden.

Ein 10%iger Produktionsrückgang würde nun aber dazu führen, dass rund 260 Tonnen bzw. 5,1 Mio. Unzen der Nachfrage aus anderen Quellen erworben werden müssten, die deutlich genauer auf den Preis schauen und auch nicht zwangsläufig verkaufen müssen, wie die Produzenten. Demzufolge ist es ein großer Unterschied, ob die Nachfrage über frisch gefördertes Gold oder die existierenden Bestände gedeckt werden kann.

Da die Preisbildung am Spotmarkt die physische Nachfrage in jüngster Zeit nur noch unzureichend abzubilden scheint, vermag ich leider keine Aussage darüber zu treffen, welchen Preiseinfluss eine solche Nachfrageverschiebung mit sich bringen würde. Da der physische Markt deutlich enger ist, sollte der positive Einfluss auf den Preis aber deutlich spürbar sein.

Herzliche Grüße

Andr Doerk

ChefredakteurRohstoff Investor(Rohstoff Investor ist der Investment-Dienst für hohe Gewinnchancen mit Rohstoffen)

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