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Philharmoniker Depot

19.02.14 Der Goldpreis und die Bullion Banken – oder der Goldbulle hält Einzug

Der Goldpreis - bisweilen eine Geschichte voller Missverständnisse, voller Mythen, Geheimnisse und Verschwörungstheorien. Vielleicht aber auch einfach nur das Produkt zahlloser Entscheidungen, ebenso zahlloser Menschen. Oder sind die Bullion-Banken doch der größte Widersacher des privaten Goldinvestors?

So kann man den Markt beeinflussen - doch auch den Goldpreis manipulieren?

JP Morgan-Positionen (Ende 3.Quartal 2013)

Goldpositionen JP Morgan

Quelle der Daten: Tyler Durden, Zero Hedge

Die US-Bullion Bank JP Morgan hält über 60% des Nominalwertes in USD aller Goldderivate in den USA, im Wert von 65,42 Milliarden US-Dollar. Dagegen nimmt sich die tatsächliche physische Position von JP Morgan im Wert von gerade einmal 1 Milliarde US-Dollar sehr gering aus.

Goldman Sachs - Lügen, Manipulation oder einfach nur „Jeder macht was er will"?

Es ist fast schon ein Klassiker: eine der größten Banken der Welt tut genau das Gegenteil von dem, was sie ihren Kunden geraten hat. Wie soll man das interpretieren? Mag die Bank ihre Kunden einfach nicht, will sie diese womöglich übers Ohr hauen? Oder ist dem Händler schlichtweg piepegal, was die Analysten seiner Bank zu sagen haben? Man weiß es einfach nicht. Ich persönlich würde aus meiner Erfahrung sogar auf letzteres tippen, obwohl man die Sache mit den Ohren auch nie ausschließen darf, wenn man es mit (Private- oder Investment-) Bankern zu tun hat.

Doch zur Sache: Die Analysten der US-Großbank Goldman Sachs gehören derzeit, zusammen mit denen der Schweizer Großbank UBS, zu den absoluten Goldbären. Einen totalen Einbrauch erwarten sie noch in diesem Jahr und haben ihr Jahresendpreisziel bei 1.050 USD pro Feinunze Gold festgelegt. Grund dafür soll die Konjunkturerholung sein.

Doch was machen die Händler bei Goldman Sachs? Haben im 4.Quartal 13 ihr Investment im weltgrößten Goldfonds SPDR Gold Trust um 21% aufgestockt und halten nun Anteile im Wert von 263 Millionen US-Dollar. Tja, also entweder halten die Händler ihre Analysten für Idioten oder die Bankkunden - ich wundere mich jedenfalls schon lange über nichts mehr, weder über Verschwörungstheorien, noch über die immer wiederkehrenden Finanz- und Bankenkrisen.

Von Commerzbank bis JP Morgan - der Goldbulle hält Einzug

Eigentlich ist die Mehrheit der Banken offiziell noch der Meinung, dass der Goldpreis in diesem Jahr fallen wird. (Möglicherweise wird gerade an einer Entschärfung gearbeitet.) Da ist zum Beispiel die Schweizer Großbank Credit Suisse, die sich auch an Hochs über 1.300 USD pro Feinunze nicht stört und den Goldpreis trotzdem bis auf 1000 USD fallen sieht. Ist ja auch nicht schlimm, ist deren Meinung. Und tatsächlich haben die Händler der Bank auch im vergangenen Quartal ihre Position im weltgrößten Gold ETF SPDR Gold Trust um 63% oder 3,6 Millionen Anteile gekürzt.

Doch andernorts tut sich etwas. Neben den angestammten Bullen wie Commerzbank und Scotia Mocatta (die gar nicht mal unwichtig ist, denn es handelt sich immerhin um eine der 6 größten Bullion- oder Clearing-Banken), haben nun auch andere angefangen bullischer zu werden. Da ist zum Beispiel Barclays (ebenfalls eine der 6 größten Bullion-Banken), wo man immerhin den Goldpreis nicht massiv einbrechen sieht oder auch Merrill Lynch, dort prognostiziert man immerhin ein Preisziel bei 1.350 USD pro Unze bis Jahresende.

JP Morgan und der Goldpreis

Aber der bemerkenswerteste, neue, zwar noch zaghafte Goldbulle ist eindeutig JP Morgan. Die Großbank hat unlängst ihr Preisziel um immerhin 40 USD auf 1.285 USD pro Feinunze bis zum Jahresende herauf gestuft.

Runde 40 USD mag nach wenig klingen, doch aus dem Munde von JP Morgan ist das tatsächlich etwas Besonderes. Immerhin ist JP Morgan der absolute Platzhirsch im Goldmarkt, hält 60% des Nominalwertes aller US-Goldderivate.

Aber handelt die Bank auch ihren Prognosen entsprechend? Zuletzt im 4.Quartal hatte sich JP Morgan zwar noch von 60% seiner Anteile an SPDR Gold Trust getrennt. Das entspricht immerhin einem Volumen von 4,3 Millionen Anteilen. Und noch im Herbst war die Bank mit 75.000 Kontrakten an der Comex short gewesen, hatte also auf fallende Preise gesetzt.

Doch inzwischen hat sich das Bild hier dramatisch geändert. Nicht nur, dass JP Morgan mittlerweile massiv auf die Long-Seite gewechselt ist, die Bank hat sich ihre Long-Position sogar schon zu Nutzen gemacht und physisches Gold abgezogen. Erst im Januar ließ sich die Bank rund 20 Tonnen Gold ausliefern und auch für Februar ist man rund 20.000-25.000 auslaufende Kontrakte long.

JP Morgan ist also durchaus zu einem echten Bullen mutiert.

Der Goldpreis und die Bullion Banken

Aber ist der bullische Ton denn auch gerechtfertigt? Nun, ich sage es einmal so, in die Zukunft blicken, können die genauso wenig wie Sie und ich. Und 3-4 Banken alleine bestimmen (hoffentlich) auch nicht alleine die Goldpreisentwicklung. Aber, wenn die 4 größten Bullion-Banken der USA einen langjährigen Trend umgekehrt haben, dann werden sie über kurz oder lang nicht allzu falsch liegen:

Netto-Position der 4 größten US-Banken im Goldmarkt (Comex)

Netto-Positionen der US-Banken im Goldmarkt ist bullisch

Quelle der Daten: CFTC Bank Participation Report

Seit 2004 waren die 4 großen Ami-Banken Netto-Short im Goldmarkt, setzten also überwiegend auf fallende Preise. Seit letztem Jahr hat sich eine Trendwende vollzogen. Die größten US-Banken sind jetzt endlich Netto-Long im Goldmarkt, gehören also überwiegend zu den Käufern.

So long liebe Leser...wie sagt mein Opa doch immer so schön: Vertraue keinem Banker!....:-)...ich füge hinzu: Vertraue nur darauf, was der Banker macht, nicht was er sagt!...liebe Grüße...

Ihre Miriam Kraus

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