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Philharmoniker Depot

06.06.12 Warum ein Euro-Austritt teuer wird

von Miriam Kraus ...Laut Umfragen des ZDF ist die Anti-Haltung der Deutschen (und nicht nur der, sondern sicher auch die der Österreicher, Niederländer und Finnen) im Moment ziemlich hoch. Laut dieser Umfrage wollen nun 60% der Deutschen die Griechen nicht mehr im Euro sehen und 50% der Deutschen sehen im Euro nur Nachteile - OK, das ist keine Überraschung...es fragt sich nur, ob das auch impliziert das 50% der Deutschen einen Ausstieg Deutschlands aus dem Euro für richtig halten. Vermutlich schon, denn 79% der Deutschen lehnen, laut ZDF-Umfrage, die Einführung von Eurobonds rundweg ab - allerdings wird es über kurz oder lang ohne Fiskal - und echte politische Union keine Eurozone mehr geben.

Ich habe den Eindruck, dass derzeit sehr viele Menschen mit einem möglichen Auseinanderbrechen der Eurozone sehr locker umgehen. Mir scheint es, als würde die Vorstellung herrschen, dass eine Rückkehr zur D-Mark die einfachste Sache der Welt sei. Auf die Art: endlich sind wir die blöden Südeuropäer los und können uns wieder in der wohligen Vergangenheit sonnen. Liebe Leser, diese Haltung ist gefährlich...denn ein Auseinanderbrechen der Eurozone ist nichts was man auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Warum? Weil das Ganze teuer werden würde und die späteren Auswirkungen, je nachdem natürlich wie gut unsere Politik hantiert (...ich gehe also mal vom Worst-Case aus...), ziemlich übel werden könnten.

Die Kosten eines Euro-Austritts

Liebe Leser, wenn Sie schon länger Rohstoff Daily lesen, dann wissen Sie, dass ich immer davon ausgegangen bin, dass es nicht Griechenland, aber Spanien sein kann, dass der Euro-Zone das Genick bricht. Denn ein Spanien unter dem „Rettungsschirm" dürfte bald auch ein Italien nach sich ziehen und wenn dann noch Zweifel an Frankreich laut werden, ist die Zone Geschichte. Und wenn das passiert, dann werden hohe Summen in Gefahr geraten.

Zum Beispiel diese hier:

  • Deutschland haftet mit 400 Milliarden Euro für den Rettungsblödsinn namens EFSF und ESM (obwohl die Haftung eigentlich auf 211 Milliarden begrenzt sein sollte)...
  • Deutsche Investoren halten rund 550 Milliarden Euro in Euro denominierten (und nicht-deutschen) Bonds
  • Die Target-Forderungen der Bundesbank liegen bei über 650 Milliarden Euro (extrem grob erklärt: dieses Geld wurde über die EZB an andere europäische Notenbanken verliehen. In was wollen Sie es zurück haben? In Neu-Drachme oder lieber Neu-Lira?)
  • Die EZB hat rund 1 Billion Euro über ihre langfristigen Refi-Ops an, sagen wir's wie es ist, notleidende Banken verliehen. Rund die Hälfte floss an spanische und italienische Banken. Und nun raten Sie mal, wer die höchste Beteiligung an der EZB hat. Klar, wir!
  • Und nicht zuletzt ist die EZB auch noch der stolze Eigentümer von mindestens 250 Milliarden Euro an im Grunde doch bald wertlosen Staatsanleihen von Euro-Ländern in übelster Bedrängnis.

Um das ganze zusammen zu fassen: alles was die Zone killt, killt auch die EZB und alles was die EZB killt, wirkt sich vor allem auf die Länder aus, die den größten Anteil an der EZB haben. Mit anderen Worten: Deutschland!

Und das sind jetzt nur mal die ganz direkten Auswirkungen und ersten Kosten.

Wenn dann noch ein Banken-Run dazu kommt, der sich über weitere Teile Europas ausbreitet, dann kommen wir wieder in die alte Banken-fallen-immer-wie-Dominosteine-Problematik, wie wir sie schon bei der von den Amis ausgelösten Bankenkrise anno 2008 sahen - und, ich weiß, die wenigsten von Ihnen mögen Banken (wer mag die schon?), aber leider funktioniert unser System eben auch nur so lange, wie auch die Banken funktionieren. Und weil das so ist, rettet die Politik immer wieder ein paar Banken (obwohl sie die eine oder andere auch gehen lassen könnte..aber eben nicht alle) - und zwar, natürlich, mit Steuergeldern. Womit auch sonst?

Aber nehmen wir an, wir überstehen das alles und kehren dann zur D-Mark zurück. Ich sage es Ihnen gleich: Verabschieden Sie sich vom Aufschwung (der ja aktuell sowieso schon in Frage steht), denn unser Export-Markt (und wir sind nun einmal sehr vom Export abhängig) wird auch im besten Falle einen Knacks erfahren (vielleicht lässt sich das ein wenig abfedern, wenn uns die lieben Chinesen weiterhin unsere Produkte abkaufen...den Knacks gibt's trotzdem, denn ein Zerfall der Zone bringt die Weltwirtschaft in die Rezession, kassiert die Ami-Erholung und schwächt auch das Wachstum der Emerging Markets ab, die sich aber, davon bin ich überzeugt, schneller erholen werden..).

Trotzdem, den Knacks wird's geben (schließlich machen unsere größten Exportmärkte in Europa dann die schwerste Krise durch) und der bedeutet, Wachstum in Deutschland runter, steigende Arbeitslosigkeit, geringerer Konsum. Zugleich wertet wahrscheinlich die D-Mark erstmal auf.

Daraufhin folgt dann die politische Konsequenz des Keynesianismus, mit Zinssenkungen der Bundesbank und Konjunkturmaßnahmen.

Wenn die D-Mark aufwertet, dann verteuern sich unsere Exporte weiter, während die Importe günstiger werden und unsere Handelsbilanz aus dem Gleichgewicht gerät. Weiterhin wird man versuchen die D-Mark zu schwächen.

Und was ich für sehr realistisch halte, ist, dass aus diesem Szenario, dann (bei jetzt schon steigenden Sachwertpreisen) auch die Gefahr einer Blase (evtl. Immobilien?) wächst. Und was dann passiert, wissen Sie ja alle, jede Blase platzt und hinterlässt Trümmer.

Und diese Trümmer könnten schließlich noch mehr Sprengkraft haben, denn in der Zwischenzeit werden die Staatsschulden deutlich weiter ansteigen und wenn dann die Refinanzierungskosten unseres Staates ebenfalls weiter ansteigen...ach ja...na ja, mehr muss ich ja nicht dazu sagen, schauen Sie sich die Spanier und Italiener an.

Ach ja, hätte ich fast vergessen: ein unkontrolliertes Auseinanderbrechen der Euro-Zone könnte natürlich auch noch ganz andere Konsequenzen nach sich ziehen. Politisch verliert Europa für sehr lange Zeit deutlich an Gewicht auf internationaler Bühne und was im Inneren Europas passieren könnte...na ja wer weiß?! Ich will jetzt nicht die üblichen Bürgerkriegsszenarien in den Südländern an die Wand malen, aber ganz ehrlich, ich würde mich nicht wundern, wenn Europa-Anlagen schließlich mal als risikoreicher als China- oder Brasilien-Anlagen eingestuft werden.

So long liebe Leser....klar zu all dem muss es nicht kommen....ich kann schließlich auch nicht in die Zukunft schauen, aber es handelt sich um denkbare Szenarien...die zugegeben von wenig Vertrauen in die Politik zeugen....aber ich wäre nicht Ihre Daily-Autorin, wenn ich Sie nicht wenigstens von denkbaren Szenarien in Kenntnis setzen würde...liebe Grüße und denken Sie noch einmal drüber nach....

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.investor-verlag.de


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