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Philharmoniker Depot

05.12.12 Griechenland-Rettung - Keine Kosten für den deutschen Steuerzahler?

von Sven Weisenhaus ...Fiskalklippe und Griechenland waren die Hauptthemen ...So ermöglichte zum Beispiel das in der Nacht zum Dienstag der vergangenen Woche nach zwölf Stunden Verhandlungen geschnürte Paket die Auszahlung von 34,4 Mrd. Euro an Athen Mitte Dezember. Neben der fiskalischen Klippe in den USA war dies sicherlich zuletzt eines der Hauptthemen an den Märkten.

Griechenland kann niemanden mehr schocken

Griechenland ist nach wie vor ein Brandherd, der die Märkte verunsichern kann. Allerdings hat sich hier inzwischen ein Gewohnheitseffekt eingestellt und so kommt es kaum noch zu heftigen Bewegungen bei neuen Nachrichten zum angeschlagenen Land. (Vielleicht erinnern Sie sich, dass ich genau diesen Gewohnheitseffekt erwartet habe und auch deshalb keine stark steigenden Goldpreise bzw. stark fallende Aktienmärkte gesehen habe?!)

Ein neues Maßnahmenbündel für Athen

Bei dem neuen Hilfspaket werden nicht einfach nur wieder einige Milliarden überwieden. Es wurde ein ganzes Bündel an verschiedenen Maßnahmen zur Reduzierung der Staatsschulden geschnürt, welches ich Ihnen nachfolgend einmal darstellen möchte.

Mehr Zeit

Ohne die neuen Gegenmaßnahmen würde die Gesamtverschuldung im Jahr 2020 noch bei 144% des Bruttoinlandsprodukts liegen. Geplant waren dagegen 120%, weil dieser Wert als gerade noch tragfähig gilt. In Euro ausgedrückt geht es um 40 Mrd. Euro Schuldenabbau für die Griechen.

Zunächst einmal bekommt Griechenland zwei Jahre mehr Zeit, um einen Haushaltsüberschuss zu erzielen. Das Land braucht von 2013 bis 2016 rund 32 Mrd. Euro mehr als geplant.

Rückkauf von Anleihen

Des Weiteren sollen ausstehende Anleihen am Markt zurückgekauft werden. Diesen Schritt erachte ich als besonders sinnvoll. Es sind aktuell griechische Anleihen im Nominalwert von rund 60 Mrd. Euro in der Hand privater Gläubiger. Sie werden am Markt aber derzeit für unter 30% des Nominalwerts gehandelt. Daher sollen nun bis zu 10,2 Mrd. Euro Anleihen zurückgekauft werden und zwar zu Kursen, wie sie zuletzt am Markt üblich waren (also ca. 30%).

Wenn dies gelingt, würde der Schuldenstand allein dadurch um über 20 Mrd. Euro oder 11 Prozentpunkte sinken. Denn kauft Griechenland mit 1 Mrd. Euro aus neuen Krediten 3 Mrd. Euro Altschulden (also Anleihen am Markt) zurück, können durch den aktuellen Kurs von 30% des Nominalwertes 2 Mrd. Euro gespart werden, weil diese bei Fälligkeit der Anleihen nicht an Gläubiger zurückgezahlt werden müssen.

Griechenland soll für diese Operation den Rückkauf in den nächsten Tagen vorbereiten und Angebote an die Anleger verschicken. Anleger können dann freiwillige über den Verkauf entscheiden, weshalb es sich bei der Aktion offiziell nicht um einen Schuldenschnitt handelt. Faktisch wäre der Effekt bei gelingen aber der selbe.
Die dafür benötigten 10,2 Mrd. Euro kommen von der EFSF, aus dem Gesamtprogramm von 144,6 Mrd. Euro.

Senkung der Zinsen

Bei den Krediten, die Griechenland aus dem ersten Hilfsprogramm erhalten hat, werden die Zinsen um 100 Basispunkte oder einen Prozentpunkt gesenkt. Zudem werden die Kredite um 15 Jahre in der Laufzeit verlängert. Die ersten Zinsen muss Griechenland erst 10 Jahre später zahlen. Beides zusammen senkt den Schuldenstand um 2,6%.

Gewinne der EZB werden ausgeschüttet

Die EZB hat in der Vergangenheit griechische Staatsanleihen zu etwa 70% aufgekauft. Zurückbezahlt werden diese aber in jedem Fall zu 100%. Die Gewinne, die die EZB dadurch macht, sollen an die Griechen zurückfließen. Allerdings ist dafür aus rechtlichen gründen ein Umweg nötig: Die EZB schüttet den Gewinn an die nationalen Zentralbanken aus. Diese geben ihn an die Staaten weiter und die Staaten überweisen ihn an die Griechen. Griechenland wird dadurch um 7,1 Mrd. Euro entlastet. In Prozenten zum BIP geht es um eine Entlastung von 4,6%.

Wer zahlt was?

Zu dem neuen Hilfspaket steuert die EFSF 10,6 Mrd. Euro für den Haushalt des Landes und 23,8 Mrd. Euro für die Rekapitalisierung der Banken bei. Weitere 9,7 Mrd. Euro der EFSF werden in drei Tranchen im ersten Vierteljahr 2013 ausgezahlt.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) beginnt mit der Auszahlung von ausstehenden über 5 Mrd. Euro, sobald die Zahlen aus dem geplanten Rückkauf von griechischen Anleihen vorliegen.

Keine Kosten für den deutschen Steuerzahler?

Unser Finanzminister Schäuble gab zu dem neuen Hilfsprogramm an, dass die Maßnahmen den Steuerzahler nichts kosten würden. Dies mag auch genau genommen stimmen, denn Kosten entstehen dadurch nicht. Allerdings entgehen dem Steuerzahler damit Gewinne, z. B. durch die Senkung der Zinsen oder durch das Ausschütten der EZB-Gewinne an Griechenland, die sonst dem Steuerzahler zur Verfügung ständen.


Ich wünsche Ihnen gute Gewinne
Sven Weisenhaus

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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