.

Philharmoniker Depot

23.05.14 Eurokrise – Ex-EZB-Chef Trichtet für noch niedrigere Zinsen

Ab und an melden sich Ex-Notenbanker zu Wort und geben kund, was Sie in der aktuellen Situation geldpolitisch für richtig halten. Erst jüngst war dies in Europa wieder der Fall, als Ex-EZB Trichet gegenüber der Zeitung „Der Standard“ aus Österreich ein höchst beachtliches Interview gab.

Problem niedriger Inflation

Herr Trichet wurde gefragt, was die EZB vor dem Hintergrund einer sehr schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in der Euro-Zone tun solle. Der Franzose brachte in seiner Antwort auf den Punkt, dass seiner Meinung nach die Eurozone das Problem niedriger, ja sehr niedriger Inflation haben würde. Die Leitzinsen seien aber schon jetzt nahe null. Im aktuellen Umfeld von lniedriger Inflation, von Märkten, die den Euro nach oben treiben würden und damit das Problem der Preisstabilität verschärfen würden, würde es Trichet zufolge wohl Sinn machen, in Europa noch weiter zu gehen und zu signalisieren , dass die Zinsen noch niedriger sein sollten. Auch negative Einlagezinsen zu erwarten Laut Herrn Trichet könnten die Einlagenzinsen auch negativ werden. Der Vorteil, die Einlagenzinsen in negatives Terrain zu senken, wäre, dass damit auch der Zins (EONIA), zu dem sich die Banken in Europa untereinander Geld leihen, nach unten gedrückt würde. Das hätte den Effekt, mehr geldpolitische Lockerung zu bringen. Wenn man die Einlagenzinsen bei NULL belassen und gleichzeitig aber den Leitzins nur auf NULL absenken würde, wäre es möglich, dass sich der EONIA kaum bewegt.

Lehman-Kollaps als Testfall

Höchst interessant war auch, was Trichet zur Bankenkrise 2008/9 zu sagen hatte. Er stellte klar, dass damals die Chefs der Notenbanken der USA, der Euro-Zone und Großbritanniens an alle Minister und Regierungschefs eine klare Botschaft sandten. Und die war eindeutig:

„Seid sehr vorsichtig“.

Lehman sei nur der Test gewesen und man konnte sehen, welche Folgen die Pleite einer relativ unbedeutenden Institution hatte. Die internationale Gemeinschaft habe danach klar an die Verantwortung einzelner Regierungen appelliert. Es dürfe nicht vergessen werden, dass damal swohl der britische Premier Brown wie auch der US-Präsident gesagt hätten, dass es keinen Kollaps einer systemrelevanten Bank mehr geben werde.

Herr Trichet betont auch, welche Folgen es gehabt hätte, wenn die Notenbanken und Regierungen damals diese mutigen Entscheidungen unterlassen hätten.

Es wäre zu einer Großen Depression gekommen, die schlimmer als in den 1930er-Jahren gewesen wäre.

Ja, dazu ist es nicht gekommen.

Dafür dürfen wir uns halt auf japanische Verhältnisse einstellen...

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.investor-verlag.de

Silbernews übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben! - Copyright © by Silbernews.com 2006-2022

© by Silbernews.com