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Philharmoniker Depot

27.01.16 Das einzig wahre Geschäftsmodell der Deutschen Bank

Deutschlands noch immer größte Privatbank, die Deutsche Bank, lieferte in der vergangenen Woche katastrophale Zahlen in Bezug auf das Ergebnis des Kalenderjahres 2015 ab. Satte 6,7 Mrd. Euro Verlust „erwirtschaftete“ das ehemalige Aushängeschild der Deutschen Bankenlandschaft. Allein 5,2 Mrd. Euro, also rund 70 % des Minus entfällt allerdings auf Rückstellungen für mögliche Strafzahlungen und Prozessrisiken, denen sich das Kreditinstitut noch immer zurecht ausgesetzt sieht. Ebenso ärgerliche wie diese bisher rein theoretischen Verluste wiegt aber das erneut schwache Abschneiden des „Geschäftsbereiches“ Investmentbanking. Sicherlich, hätte es nicht einen Führungswechsel bei der „Deutschen“ an oberster Stelle gegeben, der bilanzierte Verlust wäre vermutlich geringer gewesen, weil auch die Rückstellungen wohl geringer ausgefallen wären, aber neue Chefs neigen nun einmal dazu die vom Vorgänger übernommene Bilanz mehr als deutlich zu bereinigen. Das Ergebnis dieser Abschreibungsoffensive durften die Anleger der Bank sogleich am Aktienkurs nachvollziehen: dieser rutschte auf zuweilen weniger als 17,- EUR in den Kurskeller und erreichte damit ein Niveau, das in den vergangenen 25 Jahren nur im Crash in der Lehman-Finanzkrise für wenige Tage erreicht wurde.

Die empfohlenen neuen Geschäftsmodelle taugen nichts

So weit, so schlecht, aber aus meiner Sicht auch nicht überdramatisch. Aufgrund der Vielzahl an Vergehen, Betrügereien bzw. Straftaten in die die Deutsche Bank in den letzten Jahren verwickelt war, muss nun allerdings tatsächlich ein echter „cut“ her und der neue Vorstandsvorsitzende John Cryan führt diesen augenscheinlich rigoros durch. Und dazu zählt eben nicht nur der Konzernumbau, inkl. Beschäftigungsabbau, sondern auch die Implementierung einer neuen „Kultur“ bei den Führungsmitarbeitern. Doch wie soll die Deutsche Bank „jemals“ wieder große Gewinne erzielen bzw. den Eigentümern, also den Aktionären, Freude bereiten mit hohen Dividenden und üppigen Kursgewinnen, wenn doch das „neue Konzept“ kaum ersichtlich wird? Das fragen sich nicht nur die Anleger, sondern auch die Journalisten inkl. Börsenfernsehen im „Ersten“. So wird in diesem Zusammenhang gerne auf die Erfolge des Schweizer Konkurrenten UBS verwiesen. Die „Vereinsbank“ aus Zürich hat nämlich die Investmentsparte deutlich reduziert und sich mehr dem „Kundengeschäft“ zugewandt. Doch was beiläufig als Kundengeschäft bezeichnet wird, ist überwiegend das Geschäftsfeld „Vermögensverwaltung“ und hier ist die UBS nicht weniger als die größte Adresse weltweit. Mehr als 1 Bio. EUR dürfen die Schweizer Banker anlegen und dafür vergleichsweise hohe Gebühren, Provisionen und zuweilen Gewinnbeteiligungen einkassieren. Dieser Erfolg wurde über Jahrzehnte aufgebaut und ist nicht zuletzt der (ehemaligen) Diskretion am Finanzplatz Zürich geschuldet, steht aber keiner Bank der Welt zur Nachahmung zur Verfügung.

Wie funktioniert eine private Bank?

Wer sich folglich in guten Tipps und Ratschlägen für die Deutsche Bank ergeht, sollte zumindest verstehen wie eine private Geschäftsbank funktioniert. Diese ist nämlich nicht der Öffentlichkeit gegenüber verpflichtet. Nicht zuletzt deshalb gab es schon einmal Gedanken darüber, ob man das normale Kundengeschäft nicht einfach „abschalten“ bzw. überführen sollte. Das Problem: hier wird kaum Geld verdient, aber hohe Personalkosten fallen an. Früher sorgte wenigstens das Kreditgeschäft für akzeptabele Profite, aber das niedrige Zinsniveau hat den Zinsüberschuss inzwischen zusammengefaltet. Hinzu kommt, dass gerade an die Privatwirtschaft und den Mittelstand vergebene Kredite die Einsatzfähigkeit des Eigenkapitals belasten, da die Basel-Vorgaben im Vergleich hohe Mindestrücklagen für diese Ausleihungen vorsehen.

Alle Macht der Investmentsparte

Das ist im Investmentbereich bzw. Eigenhandel kaum bzw. nicht der Fall. So muss die Bank zum Beispiel derzeit keinen einzigen Euro zurückhalten, wenn Sie das Geld an Staaten verleiht, in dem sie die entsprechenden Schuldverschreibungen kauft. Das Geld für diese Anschaffungen gibt nämlich zu 100 % die EZB, gemanagt werden muss folglich nur noch die Zinsdifferenz zwischen „kurzem“ Kreditzins und „langem“ Zins-Kupons, plus das Kursrisiko. Willkommen in der Welt des „fractional reserve banking“ und seinen Regeln. Auch das Spekulieren in Aktien und anderen Produkten ist für eine Geschäftsbank deutlich lukrativer als jede „Kundenbetreuung“. Voraussetzung für diese überdurchschnittlichen Gewinnmöglichkeit an den Finanzmärkten ist allerdings eine schlagkräftige Truppe im „Investmentbereich“ – und diese scheint der Deutschen Bank zuletzt nicht wirklich zur Verfügung gestanden zu haben. Und so fehlt der Bank gar kein neues Konzept, sie hat vielmehr eins – allerdings eins, das den meisten Kunden, den „Börsenexperten“, der Öffentlichkeit und den Journalisten nicht weniger als die Haare zu Berge stehen lässt: den „Handel von Wertpapieren auf eigene und fremde Rechnung“. Was umgangssprachlich nicht weniger als „wilde Zockerei“ bezeichnet wird. Doch genau dafür sind die angelsächsisch geprägten Regeln gemacht worden, damit Investmentbanken wie Goldman Sachs, JP Morgan oder auch die Deutsche Bank die Staatsfinanzierung übernehmen aber dafür Überrenditen bei der Spekulation einfahren dürfen – gute „Spekulanten“ auf Seiten der Bank vorausgesetzt.

Fazit: Noch steht die Deutsche Bank nicht unter staatlicher Kontrolle, wie zum Beispiel die Commerzbank, noch können die Verantwortlichen folglich jenen Geschäftsideen nachgehen, die die vermeintlich höchsten Gewinne versprechen, allerdings ein hervorragendes Risikomanagement voraussetzen. Viele mögen es bedauern, dass Banken überhaupt „mit dem Geld der Kundschaft herumzocken“, aber hier liegt eben das Missverständnis in Bezug auf den Sinn und Zweck von Voll- bzw. Investmentbanken. Wäre diese Spekulation nicht erwünscht, man hätte sie schön längst verboten – doch wer soll dann die Staatsfinanzierung übernehmen bzw. die Verteilung dieser an die Kundschaft? Die Rechnung für die Aktionäre der Deutschen Bank ist daher ganz einfach: glauben diese an prosperierende Aktienbörsen bzw. stabile Trends an den Finanzmärkten und denken diese ferner, dass die Handelsabteilung der Deutschen Bank, wie das früher einmal durchaus der Fall war, wieder vernünftige Gewinne wird einfahren können, dann sollten sie zu diesen Kursen „verbilligen“. Für Sie als Leser von Sicheres Geld, also „unsere Kundschaft“, kommt so ein Engagement gleich aus mehreren Gründen überhaupt nicht in Frage. So gehen wir gerade nicht von weitere Kurssteigerungen bei Aktien aus, sehen auch generell keine Stabilität an den Finanzmärkten. Ferner hat sich die Investmentabteilung der Deutschen Bank nun schon eine längere Zeit nicht mit Ruhm bekleckert, ist massiv hinter die angelsächsische Konkurrenz zurückgefallen. Sollte auch 2016 schlecht verlaufen, könnte zudem eine Kapitalerhöhung auf dem aktuell katastrophalen Kursniveau drohen und jeden zukünftigen Kursanstieg zumindest behindern. Sollte dann auch 2017 nicht die gewohnten Ergebnisse bringen, dürfte nach unserer Überzeugung der Deutschen Bank das gleiche Schicksahl drohen wie der Commerzbank: die Teilverstaatlichung. Uns ist klar, dass Banken „spekulieren müssen“ um für ihre Aktionäre die nötigen Überschüsse zu erzielen, aber wir empfehlen unseren Abonnenten für diese Zockerei dann doch lieber das Casino: da liegen wenigstens alle Chips auf dem Tisch und der Ausruf des Croupiers „Rien ne va plus“ bzw. „Nichts geht mehr“ bedeutet lediglich, dass keine Einsätze mehr getätigt werden dürfen und die Roulette-Kugel schon bald in den Kessel fallen wird. Das hat eine gänzlich andere Qualität, als wenn es für die Deutsche Bank demnächst heißen würde: Rien ne va plus.

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Quelle: http://archiv.investor-verlag.de

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