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Philharmoniker Depot

19.09.13 Kreative Buchführung bei der Berechnung der US-Inflationsrate!

von Michael Vaupel ...Letztens hatte ich hier in "Investoren Wissen" das Thema Tricksereien bei der Berechnung der amerikanischen Inflationsrate. Die offiziellen Zahlen des amerikanischen BLS (Bureau of Labor Statistics) genieße ich mit Vorsicht.

Wenn es Sie interessiert: Es gibt alternative Berechnungen zur US-Inflationsrate. Bei "Shadowstats" macht sich John Williams (guter Mann!) die Mühe, die US-Inflation auf Basis des offiziellen Warenkorbs des Jahres 1990 zu berechnen. Bei seiner Berechnung werden die "Anpassungen" der letzten 23 Jahre wegen Substitutionseffekten etc. nicht berücksichtigt. Mich zumindest wundert es nicht, dass diese Berechnungsform zu höheren Ergebnissen kommt...

Ich habe selber recherchiert und mir die historischen Daten angeschaut. Wann hat das BLS (Bureau of Labor Statistics) gewisse Preisbewegungen bei der Berechnung der Inflationsrate "nicht berücksichtigt"?

Da die USA durchaus viele Vorteile haben, lassen sich dazu die Daten einsehen. (Nur wer macht das?) Ich fand in den Daten seit dem Jahrtausendwechsel diese Beispiele für die meiner Ansicht nach sehr fragwürdige "kreative Berechnung":

Für Juni 2002 fand ich dies: "Extreme values and/or sharp movements which might distort the seasonal pattern are estimated and removed from the data prior to calculation of seasonal factors."

Zu Deutsch sinngemäß: Extreme Preisbewegungen, welche das "saisonale Muster" stören könnten, werden aus der Berechnung der saisonalen Faktoren rausgenommen.

Kaffee: Schlechter Wetter, starker Preisanstieg? Raus damit aus der Inflationsberechnung!

Raus genommen wurden deswegen die Preise von Benzin, Erdgas, Motoröl, Schulbücher. Der Kaffeepreis wurde ebenfalls raus genommen, weil der wegen schlechtem Wetter stark gestiegen war.

Im Juni 2004 wurde "berücksichtigt", dass bei Milchprodukten eine höhere Nachfrage nach Käse stattgefunden habe. Was soll das nun wieder bedeuten? Wird deshalb ein Käsepreis-Anstieg nicht berücksichtigt, weil ja „die Nachfrage gestiegen ist"?

Bei neuen Autos und neuen Trucks werden neue Modelle als „Preisrückgang" bewertet. Die neuen Modelle zum gleichen Preis bieten bessere Leistung, das impliziert einen Preisrückgang, welcher so eingerechnet wird.

Juli 2005. Da wurde beim Preis für „frisches Gemüse" berücksichtigt, dass es wegen eines Hurrikans zu Zerstörungen gekommen war. Bei den Strompreisen wurden Anpassungen vorgenommen, weil die Nachfrage wegen „wärmer als erwartetem Wetter" gestiegen war (Klima-Anlagen).

Dezember 2006. Der Kaffeepreis ist stark gestiegen. Wird „raus genommen", da das eine „extreme price volatility" - extreme Preisvolatilität - gewesen sei. Bei den Strompreisen wurde ein „Rückgang der Erdgas-Lagerbestände" berücksichtigt. Was soll das wieder bedeuten? Weil die Vorräte an Erdgas gefallen und die Strompreise gestiegen sind, soll nicht der volle Anstieg des Strompreises berücksichtigt werden?

Da reichte es mir schon. Aussagekräftige Zahlen zur US-Inflationsrate? Den offiziellen Zahlen misstraue ich nach der oben geschilderten Erfahrung jedenfalls...

Bleiben Sie wachsam!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.
Chefredakteur "Investoren Wissen"

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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