.

Philharmoniker Depot

19.11.15 Warum Öl bis auf Weiteres nur fallen kann

noch im September schien sich der Ölpreis zu entspannen und erreichte im Oktober sogar kurzfristig die Marke von 50 US-Dollar. Doch diese Zeiten sind vorbei. Jetzt geht es wieder abwärts. Wer sich zudem am Weltmarkt umschaut, der kann nur zu einem Ergebnis kommen: Es wird ein neues Tief geben.

Irak zurück als Anbieter - und wie!

Durch Unruhen und Terroranschläge ist das irakische Ölangebot seit 2012 deutlich zurückgegangen. Inzwischen scheinen jedoch die strategisch wichtigsten Gebiete weitgehend gesichert. Zumindest legen dies die aktuellen Ölexporte nach USA nahe:

Irak ist zurück: Nach Aufzeichnungen von Bloomberg sind die Öl-Exporte vom Irak nach USA im November die höchsten der letzten drei Jahre. Quelle: Bloomberg

Hatten die Schieferöl-Produzenten in den USA auf eine Verschnaufpause gehofft, so muss sie die obige Grafik in Angst und Schrecken versetzt haben. Der Irak wird voraussichtlich alleine im November über 18 Mio. Barrel Öl in die USA schicken. Der größte Teil davon ist auf Tankern inzwischen unterwegs.

Doch damit nicht genug. Der Wettbewerb wird nicht mehr nur über die schiere Menge, sondern zusätzlich auch noch den Preis ausgetragen. Dass der Ölpreis angesichts des großen Angebots sinkt, ist keine Überraschung. Dass aber die OPEC-Länder auch noch auf den Marktpreis signifikante Rabatte anbieten, ist neu.

So hat der Irak sein Schweröl im Dezember mit einem Discount von 5,85 US$ pro Barrel angeboten, was einem Rabatt von rund 10% entspricht. Das ist der größte Preisnachlass irakischer Ölhändler seit Mai 2015. Angesichts solcher Fakten kann selbst der größte Ölexporteur der Welt, Saudi-Arabien, nicht stillhalten: Das Land gewährt derzeit einen Preisnachlass von 1,20 US$ je Barrel bzw. 1,40 US$ für Dezemberlieferungen.

Überangebot noch auf dem Ozean versteckt

Wäre dies das einzige negative Signal, könnten antizyklische Anleger schon fast behaupten, dass es viel schlimmer nicht mehr kommen könnte. Aber ich habe gute Argumente dafür, dass wir das Tief noch lange nicht gesehen haben.

Haben Sie sich noch nicht gewundert, dass seit Monaten im Überfluss gefördert wird, die Tanklager aber schon seit Monaten randvoll sein sollen? Wie soll das zusammenpassen? Die Erklärung dafür ist ganz einfach: Der weitaus größere Teil des jüngst geförderten Öls schwimmt noch auf den Weltmeeren!

Gerade habe ich bereits erwähnt, dass der Irak erst kürzlich Öltanker in Richtung USA losgeschickt hat. Alle Tanker hintereinander gereiht ergäbe dies eine Länge von 2 Meilen, welche da in Richtung USA unterwegs ist.

Warten statt Fahren: Vor der Ostküste der USA stauen sich die Öltanker. Quelle: Wall Street Journal

Doch dort wo diese Tanker ankommen werden, warten schon viele andere Tanker vergeblich auf Einlass. Inzwischen werden Tanker sogar angewiesen, extra langsam zu fahren. Damit diese ja nicht zu früh ankommen. Genau weiß es niemand, aber vermutlich schwimmen derzeit schon 100 Mio. Barrel Öl in dieser Form auf den Ozeanen.

Fazit: Hände weg vom Öl

Öl, welches heute produziert wird oder zumindest noch auf dem Meer schwimmt, wird morgen zum Verkauf angeboten. Selbst wenn die Überproduktion morgen eingestellt werden sollte (was nicht passieren wird), dauert es noch Monate bis das Überangebot auch nur teilweise abgebaut wurde. Bis dahin gibt es auch keine positiven Impulse für den Ölpreis.

Für Anleger kann dies nur eines heißen: Meiden Sie Öl bis auf weiteres.

Herzlichst Ihr,

Andre Doerk

Silbernews übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben! - Copyright © by Silbernews.com 2006-2022

© by Silbernews.com