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Philharmoniker Depot

16.12.15 Bereinigungsprozess bei Rohstoffproduzenten geht in die finale Phase

Wann ist ein Rohstoff oder eine Aktie so tief im Wert gesunken, dass weitere Preis- oder Kurseinbußen kaum noch vorstellbar erscheinen? Die Antwort auf diese Frage ist interessanter Weise ebenso unmöglich zu geben wie die Erwiderung auf folgende Frage: Wann ist ein Rohstoff oder eine Aktie so stark im Preis oder Kurse geklettert, dass es kaum noch Platz nach oben geben kann? Doch warum ist es unmöglich solche Fragen zu beantworten? Ganz klar, weil Kurse oder Preise eben Angebots- und Nachfrage-abhängig sind – und wenn zum Beispiel ein inzwischen bereits billiges Produkt immer weiter abverkauft wird und die Nachfrage nicht genügend anzieht, dann gehen die Preise eben weiter runter.

Am Geldmarkt erleben wir aktuell übrigens eine besondere „Spielart“ dieses Szenarios: Renditen fallen auf unter Null Prozent, weil die Nachfrage nach Anleihen selbst auf diesem Kursniveau noch immer die Abgabebereitschaft deutlich übertrifft.

Rohstoffbaisse noch immer intakt

Nun wird es nach menschlichem Ermessen bei den Rohstoffen nicht dazu kommen, dass diese am Ende sogar „verschenkt“ werden müssen um sie überhaupt unter die Leute zu bringen, aber etwas ganz ähnliches passiert bereits und verstärkt sich sogar: Immer mehr Rohstoffe werden von immer Produzenten zu Preisen unterhalb der Herstellungskosten verkauft. Dies führt natürlich dazu, dass jene Unternehmen schon bald Bankrott gehen oder die Kosten dramatisch senken müssen. Das würde einen Verdrängungswettbewerb unter den Produzenten auslösen, den die preiswertesten Anbieter gewinnen würden. Gerne hört man in diesem Zusammenhang auch den Begriff „Marktbereinigung“.

Aber es geht noch dramatischer! Es gibt auch die Möglichkeit, dass kein Unternehmen „obsiegt“, sondern alle Produzenten eines Rohstoffs in die Zahlungsunfähigkeit geraten – und zwar nicht deshalb, weil die Nachfrage nach der Ware nicht länger vorhanden ist. Es bedarf nur großer Vorräte „über der Erde“, die zum Abverkauf bereit gestellt wurden und schon können sich Weltmarktpreise unterhalb jeglicher Produktionskosten etablieren – wenn auch nur zeitweilig.

Die ersten Minengiganten geben auf

Wenn die Vorräte verramscht wurden und die Produzenten die Flinte ins Korn geworfen haben, dann ist die Zeit spätestens reif für die Trendwende – und die kommt gewaltig, mit Preisexzessen auf der Oberseite in leergefegten Märkten. So war es immer und so wird es in diesem System immer sein. Wir bei Sicheres Geld suchen natürlich nach den Indikatoren für diese Trendwende! Was muss passieren, damit wir dem völligen „blow off“ sehr nahe kommen? Wann werden die Preise von bestimmten Rohstoffen eben nur noch wenig und für eine geringe Zeitspanne fallen können, eh die Trendwende kommen muss?

Ein Indikator für die „Annäherung an den Nullpunkt“ ist sicherlich jener, der nur die großen, mächtigen und preisführenden Rohstoffkonzerne und deren Treiben verfolgt. Es sind am Anfang oder auch im Mittelteil einer Baisse immer die kleinen und mittleren Produzenten, die nicht mehr wettbewerbsfähig sind, die aufgeben müssen. Interessant wird es spätestens, wenn auch die ersten Multis nicht mehr mithalten können.

Anglo American gibt auf

So erlebt in der vergangenen Woche! Mit Anglo American verkündete einer der großen drei Rohstoffkonzerne dieses Planeten, dass er sich von nicht weniger als zwei Drittel seiner Mitarbeiter trennen möchte und zudem zahlreiche Rohstoffprojekte einstellen oder verkaufen wird. Wie es der Zufall will, befand ich mich zum Zeitpunkt dieses „Offenbarungseids“ gerade in Südafrika, dem wichtigsten und größten Land in dem Anglo American aktiv ist. Allein in der Kap-Republik hat der ansonsten vor allem in Simbabwe und Australien engagierte Konzern 71.000 Beschäftigte unter Vertrag. 50.000 davon arbeiten in den Minen von Anglo, überwiegend im Platin-Abbau. In der Tagespresse machte sich nachvollziehbarer Weise regelrecht Panik breit, wie es denn nun weitergehen könne. Von Massenprotesten, oft begleitet von schweren Ausschreitungen und sogar einem Generalstreik wegen der anstehenden Entwicklungen war die Rede.

Das Problem: Bei Platin hat sich die von mir weiter oben in diesem Beitrag angesprochene Entwicklung bereits etabliert: Vorräte werden in den Markt gedrückt, bzw. über den Future-Handel mobilisiert, die mit Preisen von nur noch 850 USD je Unze des Edelmetalls deutlich unterhalb der Produktionskosten in Südafrika liegen – doch die südafrikanische Platin-Produktion hält einen Weltmarktanteil von 75 %!

Doch auch im Kohle- und vor allem Eisenerz-Bereich steht Anglo unter Druck. Jahrelang konnten die hohen Margen im Edelmetallbereich die etwas schwächere Wettbewerbssituation bei den Basismetallen mehr als wett machen, doch inzwischen sorgen vor allem die Konkurrenten Rio Tinto, BHP und Vale für Probleme, sind sie doch die Preisführer in vielen Metallen.

Der Anfang von noch mehr…

Anglos Einbruch hinterlässt insbesondere bei den Aktionären der Gesellschaft einen „nachhaltigen Eindruck“. Der Kursverlust allein in diesem Jahr beläuft sich auf mehr als 50 % und sollten sich die Rohstoffpreise nicht ganz schnell erholen, stünden 2016 wohl Kapitalmaßnahmen an, die den Anteilsbesitz der Altaktionäre massiv verwässern würden. Hier ist gutes Timing gefragt, denn noch kann das Anglo-Management etwas abwarten, auf eine Besserung hoffen. Doch würde man zu lange mit den Kapitalerhöhungen warten, es würde sich das Schicksal eines anderen großen Rohstoff-bzw. Platin-Produzenten im südlichen Afrika wiederholen: So haben die Lonmin-Altaktionäre in den vergangenen drei Jahren nicht weniger als 98 % Ihrer Geldanlage verloren, als nur noch mehrere Kapitalerhöhungen hintereinander die Pleite des Platin-Spezialisten abwenden konnten!

Anglos Probleme helfen den Wettbewerbern allerdings kaum, zu unterschiedlich sind insgesamt die Ausrichtungen. So haben die Kupfergiganten Freeport McMoran und die brasilianische Vale ganz eigene Probleme und bei BHP sucht man noch immer nach der perfekten Rohstoff-Ausrichtung. Die drei genannten Rohstoff-Giganten dürften daher bei anhaltendem Preisdruck auf die Eisenerz- oder Kupferpreise ebenfalls unangenehm reagieren. Lediglich Rio Tinto scheint selbst zum jetzigen Zeitpunkt noch „außen vor“ zu sein, wenn es um umfangreiche Anpassungen geht.

Fazit: Die Entwicklungen bei Anglo American läuten aus unserer Sicht den Eintritt in die Entscheidungsschlachten im Rohstoff-Universum ein. Es werden viele Schlachten bei vielen Rohstoffen, so viel steht für uns fest. Brutal dürfte es auch weiterhin im Ölbereich zugehen, da hier auch massiv staatliche Anbieter bzw. Interessen mit im Spiel sind. Doch auch bei Edel- und Basismetallen sind die Weichen auf „meltdown“ gestellt. Machen Sie sich daher in den kommenden Wochen auf anhaltende Preis- und Kursverluste bei Rohstoffen und ihren Produzenten gefasst. Wir rechnen aktuell mit weiteren erheblichen Verwerfungen an der Preisfront, bevor sich die Wolken langsam verziehen werden. In wieweit sich der Goldpreis den sich abzeichnenden Entwicklungen entziehen kann, hängt auch von vielen, zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzbaren Korrelationen ab. Allerdings sollten die möglichen Ausschläge nach unten deutlich kleiner und von viel mehr Rückkaufneigung geprägt sein, als dies bei anderen Rohstoffen der Fall sein wird. Natürlich werden wir Sie in unseren Publikationen auf dem Laufenden halten und mit geldwerten Vorteilen versorgen – dies allerdings konkret nur in unseren Sonder- und Hauptausgaben! Wie wäre es daher mit einem preiswerten Probe-Abonnement?

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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