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Philharmoniker Depot

06.10.14 Was ist bloß bei Silber los?

Der kleine Bruder von Gold – also Silber – galt hinsichtlich seiner Kursentwicklung schon immer als „Verrückter“. Doch was ihm in den vergangenen Monaten widerfuhr, war schon sehr speziell und alles andere als gewöhnlich. Wieder einmal sieht es danach aus, dass Futures-Spekulanten ein Edelmetall in eine missliche Lage bringen.


Höhenflug bei der Gold-Silber-Ratio

Während der Goldpreis in den ersten neun Monaten 2014 noch ein kleines Plus von etwas mehr als einem Prozent erzielte, musste Silber einen Verlust im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen. Angesichts des konjunkturell relativ robusten Umfelds überraschte die Reaktion des relativ zyklischen Edelmetalls ganz klar negativ. Normalerweise stammt in etwa die Hälfte der globalen Silbernachfrage aus diversen Industriesektoren. Laut Silberinstitut, einem breit aufgestellten Interessenverband der Silberbranche, kamen 2013 mit 586,6 Millionen Feinunzen sogar 54 Prozent der globalen physischen Nachfrage aus diesem Bereich. Ein globaler Konjunktureinbruch, der den Silberpreis hätte belasten können, war in diesem Jahr bislang jedoch nicht registriert worden.


Dass sich Silber derzeit dennoch in einer Extremsituation befindet, verdeutlicht nicht nur die rasante Abwärtsbewegung der vergangenen Wochen, sondern auch die Gold-Silber-Ratio. Diese Kennzahl bringt nämlich zum Ausdruck, wie viele Feinunzen Silber man für eine Feinunze Gold kaufen kann. Ende September lag dieser Indikator bei 70 und damit auf dem höchsten Niveau seit über vier Jahren. Eine noch geringere Wertschätzung – bezogen auf Gold – hatte Silber Ende 2008 erfahren, als sich die globalen Finanzsysteme am Rande eines Zusammenbruchs befanden. Mit der damaligen akuten Krisensituation kann man die aktuelle Lage hingegen wahrlich nicht vergleichen. Bester Beweis: Das Angstbarometer Volatilität bewegt sich bei Silber derzeit eher im neutralen Bereich. Mit einer historischen 20-Tage-Volatilität in Höhe von fast 20 Prozent hat Silber in diesem Jahr zwar schon ruhigere Zeiten erlebt, vor etwa einem Jahr bewegten sich die Silberpreise mit einer Vola von rund 50 Prozent allerdings um einiges verrückter. Auf der Suche nach möglichen Ursachen für die Silberbaisse kommt man am Einflussfaktor Terminbörse nicht vorbei.


Optimismus der Terminmarktspekulanten bricht ein

Für Robert Hartmann, Geschäftsführer von pro aurum, ist offensichtlich, dass der Verkaufsdruck bei Silber in erster Linie von den Terminmärkten ausgeht, wo durch Futures – zumindest auf dem Papier – ein Vielfaches der physischen Silberumsätze täglich den Besitzer wechselt. Er meint: „Eigentlich kann man sich die Silberschwäche nur dadurch erklären, dass bei Silber-Futures die Mehrheit der Marktakteure derzeit verstärkt auf den ‚Verkaufen-Knopf‘ drückt“. Dabei verweist der Edelmetallprofi vor allem auf die enorm hohen Short-Positionen großer und kleiner Spekulanten, die sich derzeit in der Nähe ihrer Rekordhochs bewegen.


Wie stark spekulative Marktakteure ihre Marktpositionen verändert haben, zeigt der von der US-Aufsichtsbehörde CFTC im wöchentlichen Rhythmus veröffentlichte Commitments of Traders Report auf. In diesem Zusammenhang interessieren sich die Marktbeobachter in der Regel für den Saldo aus long und short positionierten Silber-Futures großer Spekulanten besonders stark, wobei eine Netto-Long-Position Optimismus und eine Netto-Short-Position Pessimismus anzeigt. Seit Mitte Juli war bei Großspekulanten (Non-Commercials) beim Optimismus ein regelrechter „Aderlass“ registriert worden. Deren Netto-Long-Position brach seither von plus 49.278 auf plus 6.626 Futures um über 86 Prozent ein (Stand: 30.09.14). Für Robert Hartmann ist es keineswegs verwerflich, wenn Spekulanten via Silber-Futures auf steigende oder fallende Preise setzen und damit ins Risiko gehen. Etwas merkwürdig findet er es jedoch, wenn große Verkaufsorders zu umsatzarmen Tageszeiten lanciert werden. Mit Gewinnmaximierung bzw. Verlustbegrenzung hat dies seiner Meinung nach herzlich wenig zu tun.


Null Verkaufsdruck aus dem ETF-Sektor

Während beim Goldpreis in diesem Jahr massive Abflüsse aus physisch besicherten ETFs registriert wurden, die zusätzlichen Verkaufsdruck generierten, entfiel am Silbermarkt dieser Belastungsfaktor komplett. Am weltgrößten Silber-ETF iShares Silver Trust lässt sich dieser Umstand besonders gut ablesen. Von 2009 bis 2013 nahm dessen durchschnittliche Anzahl ausstehender Anteile von 277,27 auf 345,70 Millionen sukzessive um fast 25 Prozent zu. Ende September 2014 waren sogar 364,95 Millionen Anteile im Umlauf und repräsentierten damit 10.889 Tonnen Silber. Fazit: Während das Gewicht des weltgrößten Gold-ETFs SPDR Gold Shares mit 770 Tonnen mittlerweile auf das Niveau von Ende 2008 zurückgefallen ist, wobei im Dezember 2012 sogar ein Gewicht von über 1.350 Tonnen erzielt wurde, sind ETF-Investoren bei Silber so stark engagiert wie noch nie. Hinsichtlich der aktuell zu beobachtenden Silberschwäche kommen sie als Grund für die Baisse daher nicht infrage.


Gedämpfte Nachfrage bei Silberbarren und -münzen

Bei pro aurum hat die physische Silbernachfrage 2014 spürbar nachgelassen. Für pro aurum-Geschäftsführer Robert Hartmann steht jedoch fest, dass der gegenüber Gold höhere Umsatzrückgang nichts mit der fundamentalen Qualität von Silber zu tun hat, sondern im Wesentlichen auf Sondereinflüsse (Basiseffekt) zurückzuführen ist. Er bemerkt diesbezüglich: „Für pro aurum erwies sich im vierten Quartal 2013 vor allem die geplante Mehrwertsteuererhöhung bei Silber als staatliche und zugleich stattliche Verkaufshilfe.“ Er weist zudem auf Folgendes hin: „Durch die Thematisierung der Steueränderung sind größere Investoren auf die Vorteile unserer in der Schweiz und in Hongkong angesiedelten Zollfreilager aufmerksam geworden und haben ihre Silberinvestments dorthin umgeleitet.“ Als dritten Punkt stellt Hartmann aber fest, dass die konkreten Folgen dieser Steuererhöhung unter den Anlegern noch gar nicht so recht wahrgenommen wurden. Durch die Differenzbesteuerung hat sich nämlich bei vielen Münzen aus dem EU-Ausland keine signifikante Verteuerung eingestellt. Zurückhaltung allein aufgrund dieser Steuerdebatte macht in seinen Augen wenig Sinn, schließlich fällt dieser Kostenfaktor angesichts der starken Schwankungen des Silberpreises kaum ins Gewicht.

Zwar möchte Robert Hartmann auf dem reduzierten Niveau einen weiteren Rücksetzer um ein oder zwei Dollar nicht kategorisch ausschließen, auf Sicht von zwei oder drei Jahren hält er die Risiken jedoch für überschaubar, wobei die Chancen derzeit ganz klar überwiegen.


Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

An der September-Umfrage von pro aurum nahmen fast 1.000 Privatkunden teil. Befragt nach ihrem Investmentverhalten bezüglich Silber waren die kaufbereiten Anleger mit 33,7 Prozent ganz klar in der Minderheit.

Fast zwei Drittel der Befragten (66,3 Prozent) gaben an, dass sie im September eine abwartende Haltung eingenommen haben.

Nichtsdestotrotz betrachtete eine überwältigende Mehrheit von 81,0 Prozent das mit großem Abstand günstigste Edelmetall derzeit als unterbewertet, während 11,4 Prozent dem Silber eine faire Bewertung und lediglich 7,6 eine Überbewertung attestierten.

Gefragt nach den weiteren Perspektiven des Edelmetalls prognostizierten 46,3 Prozent der Umfrageteilnehmer einen stagnierenden Silberpreis, gefolgt von 28,3 Prozent mit optimistischer und 25,4 Prozent mit pessimistischer Erwartungshaltung.


Silber-Chartanalyse: Gnadenlos und ohne größere Zwischenerholungen

Seit dem letzten Hoch vom 10. Juli bei 21,63 Dollar kennt der Silberpreis nur eine Richtung. Es geht nach unten. Gnadenlos und ohne größere Zwischenerholungen. Mittlerweile wurde nicht nur die breite Unterstützungszone der letzten 15 Monate um 18,70 Dollar klar und deutlich unterschritten, sondern am vergangenen Freitag sogar ein neues Vier-Jahres-Tief bei 16,70 Dollar erreicht. Parallel hat der Euro seit Anfang Mai knapp 10,7 Prozent eingebüßt, wodurch der Silberpreis, in Euro gerechnet, mit aktuell 13,50 Euro zumindest weiterhin in der seit Juni 2013 gültigen Seitwärtszone steckt und auch charttechnisch einen etwas besseren Eindruck macht. Natürlich sind Gold und Silber kurzfristig völlig überverkauft und es kann nun jederzeit eine heftige Erholung einsetzen. Allerdings ist in den letzten Wochen charttechnisch sehr viel Porzellan zerschlagen worden. Zudem muss die US-Dollarstärke bzw. die Euroschwäche mittlerweile eindeutig als weltweite Liquiditätsverknappung eingestuft werden. Diese deflationären Tendenzen scheinen nun auch zunehmend den massiv überbewerteten Aktienmärkten zuzusetzen. Da hier das Absturzpotenzial nach fünfeinhalb Jahren Aktienhausse dramatisch ist, sind Parallelen zu 2008 nur logisch und konsequent. Die Vielzahl der absurden Börsengänge in den letzten Wochen spricht Bände. Insofern könnte sich die dreieinhalbjährige Silberbaisse in den kommenden Monaten im Zuge einer Liquidierungswelle an den Finanzmärkten nochmals beschleunigen und den Silberpreis bis in die nächste starke Unterstützungszone zwischen 14,65 Dollar und 15,20 Dollar drücken.


Gleichzeitig wird aber genau in diesem Umfeld der Boden für einen neuen Gold- und Silber-Bullenmarkt bereitet werden, denn beide Edelmetalle werden mittlerweile klar unter ihren Produktionskosten gehandelt. Mindestens 40 Prozent der Gold- und Silberminen können derzeit nicht mehr profitabel arbeiten. Minenschließungen sind also nur noch eine Frage der Zeit. Dazu kommt ein völlig ausgebombtes Sentiment auf Drei-Jahres-Tiefstständen sowie eine klar verbesserte Konstellation an den Terminmärkten. Hier haben die kommerziellen Händler ihre Hedgingaktivitäten in den letzten Wochen deutlich zurückgefahren, während die kleinen Spekulanten mittlerweile vor allem beim Gold massiv auf der Shortseite engagiert sind.

Zusammengefasst nähern wir uns mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit dem letzten Kapitel dieses Bärenmarktes. Ein finaler Ausverkauf ist wahrscheinlich, aber auch auf dem aktuellen Niveau ist Silber für den mittel- und langfristig denkenden antizyklischen Investor ein klarer Kauf, denn im großen Bild dürfte nach Abschluss der seit Mai 2011 laufenden Korrektur ein neuer Angriff auf das Allzeithoch bei knapp 50 Dollar auf dem Programm stehen. Das mag auf den ersten Blick vermessen klingen, aber im letzten großen Bullenmarkt in den 1970er-Jahren explodierte der Silberpreis ausgehend vom Tief 1976 bei 3,80 Dollar in den folgenden vier Jahren um 1.216 Prozent nach oben! Übrigens erreichte der Silberpreis dieses Tief damals fast sieben Monate vor dem Goldpreis. Insofern dürfte in den kommenden Monaten die Gold-Silber-Ratio (aktuell 70,71) rechtzeitig vermehrt Hinweise auf die anstehende übergeordnete Trendwende bei den Edelmetallen liefern.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.proaurum.de

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