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Philharmoniker Depot

03.12.12 Rechtfertigt die Entwicklung der Geldmenge einen starken Goldanstieg?

von Sven Weisenhaus ...Nun haben wir inzwischen so ziemlich alles analysiert, was es zum Thema Gold zu analysieren gibt. Einziges Manko: die fundamentalen Daten vom World Gold Council, die wir betrachtet haben, stammen aus dem 3. Quartal und sind somit längst veraltet. Wie einige Leser zu Recht angemerkt haben, sind sie nur begrenzt geeignet, Prognosen daraus abzuleiten.

Aber was waren noch einmal die oben genannten Motive der meisten Gold-Anleger, auf steigende Kurse zu setzen? Die Angst vor Inflation aufgrund der steigenden Geldmenge dürfte wohl das Hauptargument sein. Und hier gibt es deutlich jüngere Daten. Werfen wir also zum Abschluss einen Blick darauf.

Rechtfertigt die Entwicklung der Geldmenge einen starken Goldanstieg?

Die Entwicklung der Geldmenge M3 hat sich im Oktober mit einem Plus von 3,9 % gegenüber dem Vorjahr deutlich belebt (im September betrug das Wachstum 2,6 %). Das Wachstum fiel damit so stark aus wie im April 2009 nicht mehr. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass die Rate seit April 2009 stets unterhalb von 3,9% lag.

Hm, komisch, war da nicht immer die Rede davon, dass man sich mit Gold vor der "enormen" Geldmengenausweitung der Notenbanken schützen solle? Wie enorm ist aber eine Geldmengenausweitung unter 3,9%?!

Anstieg der Geldmenge ist gewollt

Dass die Geldmenge angezogen hat, ist zudem von der EZB gewollt und daher nicht bedenklich. Die Maßnahmen können bei Bedarf auch wieder rückgängig gemacht und die Geldmenge entsprechend zurückgeführt werden.

Aber das ist Zukunftsmusik und somit haben wir es Stand heute mit einer stärker gestiegenen Geldmenge zu tun, die entsprechend den Goldpreis beflügeln dürfte. Um 3,9% könnte Gold also steigen, wenn man davon ausgeht, dass sich der Goldpreis entsprechend dem Wachstum der Geldmenge entwickelt.
Wow, da erhalten die Goldbullen ja richtig Rückenwind. (Entschuldigung für diesen Sarkasmus.)

Goldpreis steigt stärker als die Geldmenge

Das Problem ist nur, dass der Goldpreis in den letzten 10 Jahren deutlich stärker gestiegen ist als die Geldmenge. Eigentlich sollte es doch so sein, dass der Goldpreis entsprechend der Geldmenge steigt, oder?

Schauen wir uns doch einfach einmal einige Zahlen dazu an:
Zu Beginn des Jahres 2000 lag die Geldmenge M3 bei 4,715 Billionen Euro. Bis zum Oktober 2012 stieg sie auf 9,796 Billionen bzw. um rund 207%.
Im selben Zeitraum stieg der Goldpreis von rund 275 Euro im Januar 2000 auf 1.367 Euro im Oktober 2012 - ein Zuwachs von rund 500%.
Damit fällt bereits auf, dass der Goldpreis deutlich stärker zugelegt hat als die Geldmenge M3.

Schere weitet sich seit 2009 aus

Schaut man nun noch auf folgende Grafik (in dieser Grafik sind nur die jeweiligen jährlichen Zuwächse abgebildet), dann erkennt man deutlich, dass sich die Schere erst zu dem Zeitpunkt geöffnet hat, als die Geldmenge begann nur noch seitwärts zu tendieren - also seit 2009. Bis dahin liefen Goldpreis und Geldmengenausweitung 9 Jahre lang Hand in Hand, stiegen also prozentual gesehen im selben Maße.

Von 2009 bis Oktober 2012 stieg die Geldmenge M3 nur um insgesamt 4,2% (von 9,402 auf 9,796 Billionen Euro). Das entspricht einem jährlichen Wachstum von gerade einmal 1%.
Im selben Zeitraum, also seit 2009, legte der Goldpreis in Euro von 623 auf 1.367 zu - entspricht fast 220% bzw. 30% jährlich.
Wie wollen mir die Gold-Bugs (Gold-Bullen) DAS erklären?

Der Medienhype beflügelt den Goldpreis

ICH erkläre IHNEN das mit dem Medienhype und dem extremen Anlegersentiment. Es herrscht eine unglaubliche Furcht vor einer anziehenden Inflation und vor der angeblich so extremen Geldmengenausweitung. Diese Angst wurde aber aus meiner Sicht nur durch die Art der Berichterstattung der Medien bei den Menschen geschürt. Sie scheint derzeit aber einfach unbegründet, denn die offiziellen Daten zeigen weder eine extreme Geldmengenausweitung noch eine stark anziehende Inflation.

Geld kommt weiterhin nicht im Wirtschaftskreislauf an

Zumal die längerfristige Kreditvergabe an große Unternehmen weiterhin hakt. Im Oktober ist diese sogar weiter um 1,8% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Die Summe der Bankkredite an Firmen und Privathaushalte schrumpfte um 0,7%. Das Geld kommt also weiterhin nicht in der Wirtschaft an, was demnach auch nicht zu Inflation führen kann. Aber dazu morgen mehr.


Ich wünsche Ihnen einen guten Wochenstart
Sven Weisenhaus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.investor-verlag.de

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