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17.06.14 Platin und Palladium: Streiks treiben die Preise nach oben

Seit Anfang des Jahres streiken in Südafrika mehr als 70.000 Minenarbeiter. Sie fordern bis zu 100% mehr Lohn für die knochenharte und hoch gefährliche Arbeit. Die Preise für Platin und Palladium steigen derweil aufgrund der Versorgungsengpässe - bei Palladium auf den höchsten Stand seit Jahren.

Die großen Bergwerkbetreiber gehen bisher aber nicht auf die Forderungen ein, inzwischen hat sich der südafrikanische Bergbauminister Ngoako Ramatlhodi eingeschaltet. Die Verluste für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gehen jetzt schon in die Milliarden. Platin und Palladium steigen derweil aufgrund der Versorgungsengpässe im Kurs.

Die Streiks drücken sogar das Bruttoinlandsprodukt

Seit nun fast 20 Wochen geht in den südafrikanischen Platinminen so gut wie nichts mehr. Die Minenarbeiter haben ihre Arbeit niedergelegt, sie wollen endlich einen Monatslohn von 12.500 Rand. Das sind knapp 900 Euro. Das klingt nach wenig. Doch der Durchschnittslohn liegt in Südafrika signifikant niedriger. Weiße, die durchschnittlich viermal so viel verdienen wie Schwarzafrikaner, kommen auf 10.000 Rand.

Vor dem Streik verdienten die Kumpels für die knochenharte Arbeit ungefähr etwa 6.000 Rand. Doch die Bergwerkbetreiber Anglo American Platinum, Impala Platinum und Lonmin wollen nicht auf die Forderungen eingehen. Dieses Patt dauert nun schon gut fünf Monate an und treibt Südafrika bereits in eine neue Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal 2014 um 0,6%. Der Export von Bodenschätzen ist die Haupteinnahmequelle Südafrikas. Einen schlimmeren Einbruch hat es seit 47 Jahren nicht mehr gegeben.

Der Streik kostet sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer Unsummen. Die Bergwerkbetreiber verzeichnen bereits Einkommensverluste von rund 1,4 Milliarden Euro. Die rund 70.000 streikenden Kumpels verloren bereits mehr als 600 Millionen Euro Gehalt. Selbst wenn sie mit ihren Forderungen auf einen 900-Eurolohn durchkommen würden, müssten sie mehr als drei Jahre arbeiten, um die Gehaltsausfälle wieder aufzuholen. Die Konzerne bieten aber bisher lediglich 10% Gehaltssteigerung. Das wäre für die meisten Kumpels überhaupt nicht mehr aufholbar.

Die Streiks und ihre Folgen: Investoren meiden Südafrika

Es ist nicht der erste Streik in den südafrikanischen Minen. Vor 2 Jahren endete ein Arbeitskampf um eine zum britischen Lonmin-Konzern gehörende Platinmine blutig. 44 Menschen kamen beim Massaker von Marikana insgesamt ums Leben, unter ihnen 34 Arbeiter, die von Sicherheitskräften während der gewalttätigen Ausschreitungen erschossen wurden. Es war das schlimmste Massaker in der eh schon von Ausbeutung und Unruhen geprägten Geschichte südafrikanischen Bergbaus. Doch Gut und Böse sind in Südafrika auch bei den Streiks nicht klar voneinander zu trennen. Die Streikenden sind oft keine Unschuldslämmer, sondern nehmen Geiseln und gehen auch gewaltsam auf die Polizei los.

Südafrika fördert über 70% der weltweiten Produktionsmenge an Platin. Aber das Land lähmt sich permanent selber durch Streiks. Eine stillschweigende Übereinkunft, dass es sowohl ohne Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer nicht geht, gibt es in Südafrika nicht. Beide Seiten sehen sich als unbedingten Feind an, der permanent auch mit Gewalt bekämpft wird. Die Streiks haben das Wirtschaftswachstum inzwischen so weit gedrückt wie seit Ende der 90er Jahre nicht mehr.

So legen Sie Ihr Geld in Platin und Palladium an

Solch ein Arbeitsklima ist Gift für Investoren, die stets Sicherheit der Unsicherheit vorziehen. Wo zu große Unsicherheit ist, wachsen die Risikoprämien. Und ab einem bestimmen Level an Unsicherheit gibt es gar keine Investitionen mehr und die Wirtschaft fällt in die Rezession. Gerade für ausländische Investoren sind die oft gewaltsam ausgetragenen Arbeitskämpfe und die teils absurd hohen Forderungen der Streikenden daher einer der großen Standortnachteile Südafrikas.

Stockende Produktion treibt die Kurse in die Höhe

Das merken natürlich auch die Märkte und reagieren zum einen extrem nervös, zum anderen mit Kursanstiegen von Platin und Palladium. Beide Edelmetalle sind auf das höchste Kursniveau seit Monaten, bei Palladium seit Jahren, gestiegen. Schuld sind die Produktionsengpässe bei gleich bleibender und sogar steigender Nachfrage. Die Platinproduktion ist in den letzten drei Monaten um knapp die Hälfte gesunken.

Dank der hohen Lagerbestände verteuerte sich Platin seit Jahresbeginn bisher um lediglich 7%. Bei Palladium fiel der Preisanstieg deutlich kräftiger aus. Der Kurs stieg seit Jahresbeginn um 15% auf das höchste Niveau seit Sommer 2011. Der Preis für eine Feinunze Palladium liegt derzeit bei gut 830 US-Dollar und damit ziemlich genau 100 Dollar über dem Januarpreis. Hier macht sich der Versorgungsengpass also bereits deutlich bemerkbar.

So legen Sie Ihr Geld in Platin und Palladium an

Als Anlage sind Platin und Palladium daher derzeit durchaus zu empfehlen. Im Gegensatz zu Gold lohnt sich bei Platin und Palladium eine physische Anlage in Münzen- oder Barrenform nicht. Die Spreads, also die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis, des Handels sind enorm. Zudem müssen Sie beim Kauf 19% Umsatzsteuer bezahlen, die Ihnen der Handel beim Ankauf jedoch nicht auszahlen darf. Sie verlieren zusätzlich zum Spread also auch noch die Umsatzsteuer.

Auf physische Platin- oder Palladium-Anlagen müssen Sie jedoch nicht verzichten. Banken haben inzwischen etliche physisch besicherte Fonds (ETF, Exchange Traded Funds)) aufgelegt. Darunter befinden sich auch einige für Platin und Palladium. Zwar haben Sie dabei keinen direkten Zugriff auf physische Edelmetalle. Sie können aber sicher sein, dass die Bank ausreichend viele Barren im Tresor lagert, um Verpflichtungen aus verkauften ETF-Anteilen jederzeit zu erfüllen. ETFs stellen Sondervermögen dar, die vom Vermögen der Bank strikt getrennt sind. Bei der Insolvenz der Bank ist das Vermögen des ETF also nicht verloren.

Anders sieht es bei sogenannten Exchange Traded Commodities (ETC) und Exchange Traded Notes aus. Dabei handelt es sich um Prinzip um Zertifikate, die im Falle einer Bank-Insolvenz zu einer weitgehenden Vernichtung des Anlegerkapitals führen können.

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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