Viele Banken hatten glänzende Zeiten für Gold vorhergesagt, falls Trump siegt. Jetzt steht das Edelmetall gleich aus mehreren Gründen unter Druck, schreibt Christian Siedenbiedel von der FAZ. Unmittelbar nach der Wahl in Amerika ist der Goldpreis kurz gestiegen – seither aber verliert das Edelmetall an Wert. In der vergangenen Woche erreichte der Preis je Feinunze Gold (31,1 Gramm) am Mittwoch, als Donald Trumps Sieg bekannt wurde, vorübergehend ein Zwischenhoch von 1336 Dollar. Noch am selben Tag begann allerdings die Talfahrt. Der Goldpreis fiel nicht nur auf das alte Niveau vom Tag vor der Wahl zurück. Es ging vielmehr immer weiter nach unten. Zu Beginn dieser Woche erreichte Gold mit zeitweise 1212,92 Dollar einen Preis, so tief wie schon lange nicht mehr.
Was ist da los? Vor der Wahl hatten vielen Analysten argumentiert, ein Sieg von Hillary Clinton, den zum Beispiel die Investmentbank Goldman Sachs für wahrscheinlich gehalten hatte, werde den Goldpreis fallen lassen, weil die Finanzmärkte das Bekannte mögen. Wenn Trump gewinne, stehe zunächst einmal eine Phase mit viel Unsicherheit an – bis man wisse, welche Wahlversprechen er nun wirklich umsetzen werde. Und diese Unsicherheit mache die Geldanlage in Gold attraktiv und werde den Goldpreis hochtreiben.
Als Beleg für diese These war vor der Wahl gern die Entwicklung des Goldpreises während des Wahlkampfes angeführt worden. Da wurde Gold teurer, wenn es gut für Trump aussah, und billiger, wenn Clinton punkten konnte. Als es beispielsweise zwischenzeitlich mal etwas Entlastung für Clinton in der E-Mail-Affäre gab, war der Goldpreis gesunken. Und als es für Trump in Umfragen mal gut stand, war er gestiegen.
Der Preisdruck kommt von mehreren Seiten
Jetzt ist noch immer alles andere als klar, was Trump in seiner Amtszeit tun wird. Trotzdem wird Gold bemerkenswert billiger. „Der Goldpreis kommt gleich von mehreren Seiten unter Druck“, sagt Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank. Zum einen steige seit dem Wahlsieg Trumps offenkundig der Risikoappetit der Anleger – und damit schwinde der Bedarf am „sicheren Hafen“ Gold. Zum anderen werte der amerikanische Dollar auf, was auch häufig mit einem fallenden Goldpreis einhergehe. Hinter der Aufwertung des Dollars aber steckten die Zinsen, sagt Weinberg. Die Investoren an den Finanzmärkten glaubten offenbar an einen längeren Aufschwung in den Vereinigten Staaten – und an höhere Zinsen. Das scheint der Knackpunkt zu sein.
Das Bankhaus Metzler schreibt in seinem täglichen Marktbericht, Gold sei der „klare Verlierer der aktuellen Situation“, und verweist auf die Entwicklung der Kapitalmarktzinsen in den Vereinigten Staaten. Noch am frühen Mittwochmorgen der vergangenen Woche hätten amerikanische Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit im Tief eine Rendite von 1,71 Prozent gehabt. Drei Handelstage später hätten 2,23 Prozent auf dem Tacho gestanden. Steigende Zinsen aber sind tendenziell schlecht für den Preis von unverzinsten Anlagegütern wie Gold; unter der Voraussetzung allerdings, dass die Inflation nicht stärker steigt – und es keine „Flucht in die sicheren Häfen“ gibt.
„Im Vorfeld der Wahlen war der Goldpreis spürbar gestiegen, da für den Fall eines Trump-Sieges mit erheblichen Turbulenzen gerechnet wurde“, sagt Heinrich Peters, Rohstoffanalyst der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Außerdem sei unterstellt worden, dass sich die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) im Falle eines Trump-Sieges im Dezember zurückhalten werde. „Nach der Wahlsiegrede Trumps hat sich die Stimmung gedreht in Richtung der vermeintlich positiven Aspekte seines Programms“, sagt Peters. Jetzt werde „am Markt gespielt“, dass die Fiskalpolitik expansiver werde und die Fed die Geldpolitik straffe – und dass die Zinsen mindestens ebenso anziehen wie die Inflation.
Investitionen in physisches Gold sehr beliebt
Die Investition in physisches Gold ist gleichwohl in Deutschland nach wie vor sehr beliebt, wie eine Studie der Reisebank und der Steinbeis-Hochschule Berlin zeigt. Demnach hat der Goldbestand im Besitz deutscher Privatpersonen mit fast 8700 Tonnen einen neuen Höchststand erreicht. Das waren 500 Tonnen Gold mehr, als die Deutschen im Jahr 2014 besessen hatten. Das Gold in privater Hand habe damit inzwischen etwa das 2,5-Fache des Goldbestandes der Bundesbank erreicht. Dieser liegt bei rund 3381 Tonnen und hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert, sieht man von kleineren Verkäufen an das Bundesfinanzministerium zur Prägung von Goldmünzen ab.
Der größte Teil des Goldes in der Hand von Privatpersonen wird der Studie zufolge in Form von Goldmünzen oder -barren gehalten. Dieser Anteil hat gegenüber dem Jahr 2014 um 300 Tonnen auf etwa 4700 Tonnen zugelegt. Der Besitz von Goldschmuck ist um 165 Tonnen auf 4000 Tonnen gestiegen.
Jeder Deutsche besitzt demnach (wohlgemerkt: im Durchschnitt) 58 Gramm Goldschmuck, 69 Gramm Gold in Form von Barren und Münzen sowie 630 Euro in goldbezogenen Wertpapieren. Dabei gilt der Studie zufolge, dass im Süden der Republik deutlich mehr physisches Gold in den Tresoren liegt als beispielsweise im Osten. Während in Bayern und Baden-Württemberg im Durchschnitt rund 85 Gramm Anlagegold auf jeden Einwohner entfielen, seien es in den neuen Bundesländern gerade einmal 45 Gramm. Die Nutzung goldbezogener Wertpapiere habe einen leichten Rückgang verzeichnet. Dabei sei der Anteil der Menschen, die physisches Gold besäßen, gestiegen und liege nunmehr bei 37,8 Prozent aller Deutschen im Alter von 18 Jahren an, so behauptet die Studie. Das entspreche rund 25,7 Millionen Bundesbürgern.
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Quelle: Gold.Bullionvault.de