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Philharmoniker Depot

12.06.12 Die Kosten für den Verbleib in der Eurozone

von Miriam Kraus ...Es musste ja so kommen: jetzt auch noch Spanien mit der zweifelhaften Ehre, sich als erster unter weiteren, unterm Dauer-Schirm einfinden zu dürfen. Keine Ahnung, ob die EZB das mit ihrem Fußtritt in den Allerwertesten der Politik (Sie wissen schon, Draghi hatte sich ja zuletzt nur um die Banken, aber nicht mehr um die Staaten kümmern wollen) bezwecken wollte?!

Meiner Meinung nach, wie immer, die dümmste Vorgehensweise der Politschkis. Anstatt zu handeln, schaut man zu wie Spanien vom Markt unter irgend einen Rettungsblödsinn getrieben wird. Super! Für wann wollen wir den nächsten Platz für Italien frei machen? Oh und wo wir schon dabei sind, nächstes Jahr gäbe es doch gleich einen guten Termin für Frankreich...dann können wir uns gleich danach noch den kompletten Zusammenbruch der Zone ansehen. Das allerdings wird ein heftiger Knall.

Finden Sie nicht? Können Sie sich nicht mehr an den letzten heftigen und unkontrollierten Zusammenbruch einer Währungsunion erinnern? Können Sie bestimmt. Das war in den 90ern, als die Sowjetunion auseinander brach. Sie glauben, das war was anderes, weil die doch Kommunisten waren? Hey, in jedem System kann es zur Misswirtschaft und massiven Fehlentscheidungen kommen, muss nicht einmal aus Böswilligkeit geschehen, da reicht schon mangelnde Weitsicht.

Aber egal...während unsere zu Unrecht bezahlten Häuptlinge nach wie vor nicht den Eindruck machen, als hätten sie die Brisanz der Entwicklung verstanden, möchte ich mich heute lieber, wie versprochen, mit einigen Aspekten und Fragen befassen, die Sie, liebe Leser, im Laufe der Auseinandersetzung mit dem Thema "Pro oder Contra Zone" in der letzten Woche zur Debatte gestellt haben.

Die Kosten für den Verbleib in der Eurozone

Nachdem ich am vergangenen Dienstag mal einen groben Überblick über die ersten Kosten, die nach einem Zusammenbruch der Zone auf Deutschland zukämen, erstellt hatte, haben viele von Ihnen gefragt, wie hoch denn die Kosten für einen Verbleib in der Eurozone sind.

Gehen wir dabei zunächst einmal vom Ist-Zustand aus. Aktuell ist es so: an Griechenland schickten wir fürs erste Rettungspaket 17 Milliarden Euro. An den IWF, der sich mit 250 Milliarden Euro an diversen Rettungen beteiligt, gaben wir 15 Milliarden Euro. Am EFSF haften wir mit maximal bis zu 253 Milliarden Euro, am ESM mit 190 Milliarden Euro.

Wichtig: in den EFSF ist bislang kein deutsches oder österreichisches oder finnisches usw. Geld geflossen. Hier geht es nur um Garantien. Bislang hat der EFSF rund 220 Milliarden Euro an Irland, Portugal und Griechenland versprochen, ausgezahlt wurden bis dato knapp 135 Milliarden an die 3 Länder, davon 107 Milliarden an Griechenland. Tatsächlich ist es für Deutschland aktuell so: wir bürgen derzeit für Griechenland, Portugal und Irland mit etwa 73 Milliarden Euro, falls der EFSF schließlich die komplette Summe von 220 Milliarden über die kommenden Jahre liefert. Sie können sich's also ausrechnen: steigt Griechenland aus dem Euro aus, dann wird der EFSF seine 107 Milliarden wohl nicht mehr zurück bekommen (uns Deutsche trifft das etwa mit 30% der Summe).

Der ESM dagegen wird mit Kapital unterlegt - und zwar 80 Milliarden Euro in 5 Tranchen, wovon auf Deutschland etwas über 23 Milliarden entfallen. Die Bürgschaften für den ESM steigen dann auf 500 Milliarden, wovon Deutschland für 190 Milliarden gerade steht. Das Lustige: auch Spanien, das jetzt unter genau diesen ESM schlüpfen und 100 Milliarden Euro für seine Banken erhalten soll, müsste eigentlich mit 89 Milliarden Euro für diesen ESM bürgen. Italien bürgt im Übrigen für 134 Milliarden Euro. Sie sehen jetzt, weshalb ich den ESM schon gefühlte hundert Mal verlacht habe. Das kann auf Dauer einfach nicht funktionieren.

Sie sehen, liebe Leser, die großen Haftungsfresser sind EFSF und ESM. Die aber gar nicht unbedingt sein müssten, wenn wir uns auf eine fiskal- und politische Euro-Union verständigen könnten. (von mir aus auch gerne ohne Griechenland). Denn dann könnten sich Staaten wie Spanien und Italien wieder günstiger refinanzieren und bräuchten keine Rettungsgelder. Noch besser gefällt mir aber in diesem Zusammenhang der Plan der Wirtschaftsweisen. Dazu aber gleich mehr.

Die große Gefahr bei einem Verbleib in der Zone, in ihrem aktuellen Zustand (das ist wichtig, es geht um den aktuellen Zustand), liegt vielmehr in den Kosten die noch kommen könnten...die Kosten die kommen, wenn nach jetzt Spanien und dann Zypern, auch Italien Geld von den Rettungsschirmen braucht. Und diese Gefahren wachsen derzeit, dank der Handlungsunfähigkeit der Politik.

Die aktuellen Ist-Kosten liegen in den 23 Milliarden, die wir in den ESM einzahlen wollen und in dem Geld, das wir verlieren würden, wenn Griechenland aus der Zone aussteigt (allerdings kämen noch weitere Kosten über Target-Forderungen und EZB-Verluste hinzu) - Irland und auch Portugal sehe ich dabei weniger als Problem, denn die Iren machen sich gut und auch die Portugiesen haben nicht so viel bekommen.

Die aktuellen Ist-Kosten sind keine Peanuts (na ja, obwohl... die Banken waren auch nicht gerade billig), aber auch kein Vergleich zu den Kosten, die auf uns zukommen, wenn die Zone unkontrolliert auseinander bricht.

Denn dann werden Gelder fällig, die nur so lange gesichert sind, so lange die Zone überhaupt Bestand hat, wie z.B. die Target-Forderungen bei über 650 Milliarden Euro. Oder die Unmengen an Euros, die uns die EZB dann kosten würde (über Refi-Ops in Höhe von über 1 Billion Euro bis zu den Ramschanleihen von mindestens 250 Milliarden Euro). Ebenso nicht zu unterschätzen ist die Summe der in Euro denominierten Bonds, in Höhe von 550 Milliarden Euro, die deutsche Investoren halten - und die beim Auseinanderbrechen der Zone reihenweise unsere Banken kippen lassen könnten. Alles in allem würde ich den ersten Schaden beim Zusammenbruch grob auf mindestens 1 Billion Euro schätzen. Und danach kommt mit dem Einbruch des Exportmarktes, einer verheerenden Rezession, steigenden Staatsschulden und schließlich steigenden Zinsen auch für deutsche Anleihen erst der ganz große Knall für Deutschland.

Sie müssen verstehen: es geht nicht darum, die Kosten für den Verbleib in der aktuellen Form (das ist wichtig) der Zone, gegen die Kosten für ein unkontrolliertes Auseinanderbrechen der Zone aufzurechnen. Denn ein Verbleib in der aktuellen Form, wird unweigerlich zum Zusammenbruch derselbigen führen.

Warum der Schuldentilgungspakt in Angies Schublade liegt

Es gibt nur zwei mögliche Wege

Weg 1: Verbleib in der aktuellen Zone und unweigerlicher Zusammenbruch

Aktuell machen sich die meisten Menschen Gedanken über die Gelder, die wir nach Griechenland, Portugal und Irland geschickt haben und vor allem über die Summen für die wie bei ESM und EFSF haften.

Das müsste eigentlich nicht sein, denn wenn die aktuelle Form der Zone nicht verändert wird, dann wird die Zone sowieso auseinander brechen. (vorher haben wir allerdings noch weitere Milliarden an Spanien, Zypern und Italien geschickt). Das ist der eine und sehr teure Weg.

Weg 2: eine neue Form der Zone mit Union auf allen Ebenen

Weg 2 wäre eine neue Form der Euro-Zone...eine Union auf politischer und fiskalischer Ebene. Ich weiß, Sie denken jetzt mit Abscheu an Euro-Bonds.

Aber es gibt auch einen Alternativ-Vorschlag und zwar von unseren Wirtschaftsweisen: den Schuldentilgungspakt. Hierbei würden alle Schulden der Staaten, die über 60% vom BIP hinaus gehen, in einen gemeinsamen Tilgungsfonds, für den gemeinsam gehaftet wird, gepackt. Der Clou ist aber: mitmachen dürfen nur diejenigen, die tatsächlich einen Konsolidierungsweg verfolgen und ihren im Tilgungsfonds verpackten Anteil auch wirklich tilgen, also abbezahlen. Der Vorteil hierbei: die Tilgung darf über einen Zeitraum erfolgen der auch realistisch ist, also 20-25 Jahre. Und wer ausschert der fliegt eben raus.

Leider hat unsere Angie diesen Plan gleich in die Schublade gepackt und ignoriert ihn seitdem.

Raten Sie mal warum! Ganz einfach, weil wir dann auch Schulden tilgen müssten (aktuell liegen unsere Staatsschulden bei 83% vom BIP), anstatt, wie aktuell, über- und unrealistisch günstig ständig neue Schulden aufnehmen zu können. Dabei bräuchten wir mit einem Schuldentilgungsfonds gar keine Rettungsfonds mehr....aber jeder Politschki will eben wieder gewählt werden. Leider...

So long liebe Leser....möglicherweise wird es wohl eher zum Zusammenbruch als zur Beruhigung mit Schuldentilgungspakt kommen wird....schade eigentlich, dass wir uns so günstig wie aktuell nicht ewig refinanzieren können...und dann wären wir vielleicht glücklich, wenn wir dann noch in einer Union mit Luxemburg sein könnten...;-)...machen Sie sich trotz allem einen schönen Fußballabend....vielleicht hat Angie ja doch noch einen Plan, so was wie eine Union nur mit Österreich, Holland, Finnland und Luxemburg....liebe Grüße

Ihre Miriam Kraus

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Quelle: http://www.investor-verlag.de


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