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Philharmoniker Depot

14.06.12 2-Zonen-Euroland – ist das eine gute Idee?

von Miriam Kraus ...Nun haben Sie und ich in den letzten Tagen sehr viel darüber gesprochen, wie unglücklich die aktuelle Lage in Europa ist. Um es noch einmal zusammen zu fassen: ich bin nach wie vor überzeugt, dass es im Endeffekt nur 2 mögliche Wege geben kann. Entweder die Zone bricht unkontrolliert auseinander, beschert uns hohe Kosten (allen Europäern, aber vor allem den Deutschen, die auch dann die höchsten Kosten zu tragen hätten), die noch ansteigen würden weil wir dann wahrscheinlich wieder reihenweise deutsche Banken retten müssten, eine Rezession, steigende Arbeitslosenzahlen und ganz am Schluss, nach durch den Zusammenbruch forcierten weiter steigenden Staatsschulden, schließlich steigenden Refinanzierungskosten auch unsere eigene Schuldenkrise.

Oder wir wachsen zu einer politischen und fiskalischen Union zusammen - das will allerdings kaum jemand. Und wahrscheinlich ist das größte Problem dabei der Zeitfaktor. Denn eigentlich ist das größte Problem dabei gar nicht unbedingt das finale gemeinsame Schulden machen mit anderen Staaten (denn, abgesehen davon, dass unsere Zinsen früher oder später sowieso steigen müssen, könnte eine gemeinsame Schuldenhaftung nur unter harschen Kontrollen ablaufen) sondern das Problem, dass wir alle so unglaublich unterschiedlich sind, dass eine gemeinsame Haushaltspolitik, wie sie Voraussetzung wäre, aktuell nur wie eine Utopie klingt. Und weil das so ist, würde vor allem die aktuelle Form der Transferunion weiter geführt werden, bis man sich von Finnland bis Portugal mal darauf verständigt hätte, die Hoheit über den Haushalt nach Brüssel abzugeben.

Ich verstehe, dass die meisten Menschen Weg 2 nicht mögen. (und sicher nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Euroland....während Deutsche, Niederländer, Österreicher und Finnen vor allem vor den Kosten zurückschrecken, haben Portugiesen, Spanier und Griechen die größte Angst davor, von Nordeuropa regiert zu werden). Aber, ganz ehrlich, vor Weg 1 graust mir ungemein...denn Weg 1 bringt viel Schmerz mit sich, während Weg 2 zumindest theoretisch machbar wäre, sofern man sich von Helsinki, über Berlin, Paris und Rom nach Madrid, kurzfristig zumindest darauf verständigen könnte, mittels eines konkreten Zeitplans die Union zu entwickeln.

An dieser Stelle möchte ich Leser O. zitieren: "Aber immerhin reden wir doch nicht wirklich von Geld, sondern von Vertrauen. Wäre das Vertrauen da, könnten sich Spanien und Italien weiter finanzieren."

Lieber Leser, Sie haben völlig Recht! Es geht um nichts anderes, als um Vertrauen. Aktuell schwindet das Vertrauen immer mehr, ergreift der Vertrauensverlust erneut Italien und wird sich schließlich auch bis Frankreich und am Ende auch Deutschland auswirken. Was es aktuell mehr als alles andere braucht, ist ein Zeichen des Vertrauens. Eine politische und fiskalische Union bringt Vertrauen - und wahrscheinlich würde schon eine konkrete Ankündigung mit Zielen und Zeitplan ausreichen.

Es gäbe aber noch eine andere Möglichkeit, die eventuell ausreichen könnte, um zwischenzeitliches Vertrauen her zu stellen:

Die 2-Euro-Zone

Ich möchte Sie aber warnen: auch eine Aufteilung von Euroland in eine Nord- und Südzone ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Zunächst einmal würde das nur funktionieren, wenn es auch eine Nord-und eine Süd-EZB gäbe. Denn DAS größte Problem der Eurozone ist nicht der Euro, sondern der Umstand, das 17 der unterschiedlichsten Länder sich nur eine einzige Zentralbank teilen. Die aktuellen Probleme, die wir in einem Land wie Spanien beobachten können, sind vor allem auf diesen Umstand zurück zu führen. Denn mit einer eigenen Notenbank hätte Spanien niemals diese Immobilienblase entwickeln können.

Ein weiteres Problem ist natürlich die Aufteilung. Oder anders, die Frage, wer denn im Nord-Euro überhaupt alles mitschwimmen darf. Hierbei muss man beachten, dass auch die Länder nördlich der Alpen haushaltspolitisch nicht gerade konform gehen. Allein die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland würden, wenn sich die letzten 10 Jahre wiederholen und sich ansonsten nichts ändert, dazu führen, dass Frankreich an Wettbewerbsfähigkeit abgibt. Das darf nicht egal sein, denn abgesehen davon, dass Frankreich der größte Importeur deutscher Waren ist, würde man in ein paar Jahren die gleichen Probleme wie jetzt sehen - nur etwas weiter nördlich.

Also, Euro-Land einfach nur in 2 Zonen aufzuteilen reicht nicht. Nebenbei müssten die Euroländer zwangsweise auf eine gemeinsame Haushaltspolitik eingeschworen werden. Dazu gehören so Sachen wie: europaweite Festlegung auf ein gemeinsames Renteneintrittsalter, die Angleichung der Gesundheits- und Sozialsysteme, europaweite Einführung der Schuldenbremse usw. Soll heißen: man muss sich darauf verständigen einen gemeinsamen Weg bei den Ausgaben zu finden. Damit wäre schon ein automatischer Kontrollmechanismus implementiert und nur dann kann die Zone, ob mit einer oder zwei EZBs, funktionieren.

Für das zwischenzeitliche Vertrauen auf dem Weg dahin sorgen die 2 Zentralbanken, die sich zumindest mal auf 2 Währungsräume konzentrieren könnten, in denen sich die Staaten wenigstens halbwegs ähnlich sind.

Wenn dieses Vertrauen Bestand hätte, dann kämen wenigstens keine neuen Staaten-Rettungs-Riesen-Geld-Pakete hinzu...aber, die Transferunion müsste trotzdem aufrecht erhalten werden. In etwa auf die Art, wie das heute sowieso schon im Rahmen der EU-Subventionen der Fall ist.

So long liebe Leser...ich geb's zu...auch Weg 2 ist nicht toll...bietet aber die Chance uns vor einem großen Knall zu bewahren....denn, liebe Leser, in Europa sind wir leider alle voneinander abhängig, auch wenn das keiner sehen, hören oder wissen will....tja, wenn wir wenigstens noch eine Golddeckung hätten, wie anno dazumal die Lateinische Münzunion (die wahrscheinlich eine der erfolgreichsten Währungsunionen überhaupt war), dann müssten wir uns jetzt nicht auf so was softes und volatiles wie Vertrauen verlassen, sondern hätten mit harten und echten Werten unterlegt, heute auch all diese Probleme nicht...liebe Grüße

Ihre Miriam Kraus

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Quelle: http://www.investor-verlag.de


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