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Philharmoniker Depot

15.06.12 So sieht die Zukunft der Eurozone aus!

von Martin Stephan (Gastbeitrag) ...Ich weiß, ich sollte schon längst mal wieder "Markt und Rohstoffe machen", aber, liebe Leser, das beherrschende und wichtigste Thema, auch und vor allem an den Märkten, ist doch die Euroland-Frage. Oder anders: die Frage danach, wie es mit Europa weiter gehen wird und kann. Deshalb halte ich es nach wie vor für unbedingt wichtig, weiterhin Meinungen mit Ihnen zu teilen.

Heute möchte ich die Meinung meines Kollegen Martin Stephan mit Ihnen teilen. Wir lesen uns morgen wieder.

Liebe Grüße

Ihre Miriam Kraus

Martin Stephan schreibt:

Europäische Solvenzkrise ist nicht mehr eindämmbar

Inzwischen schlägt die Solvenzkrise in Europa voll auf die Weltkonjunktur durch. Zuletzt schwache Konjunkturdaten auch aus Japan zeigen dies ebenso wie die Exportzahlen aus den USA. Dabei ist zu berücksichtigten, dass "unsere" Probleme für die großen Exportnationen in die Eurozone gleich doppelt ärgerlich sind. Zum einen sinkt natürlich aufgrund der sich inzwischen von der Euro-Peripherie in die Kernzone durchfressenden Rezession der Wille oder gar die Möglichkeit für den Konsum (oder die Investitionsgüter-Nachfrage), zum anderen sorgt der sich abwertende Euro für zusätzlichen Wettbewerbsdruck, für sinkende Gewinne.

Keine Rettung für die Eurozone in Sicht

Natürlich ist auch Anfang Juni noch nicht einmal irgendein Programmin Sicht um den anstehenden Domino-Effekt der europäischen Insolvenzen aufzuhalten, sollte Griechenland doch den Weg über den Euro-Ausstieg versuchen. Die gesamte europäische Polit-Prominenz versucht sich weiterhin in der Durchsetzung von Säkularinteressen, wobei Bundeskanzlerin Angela Merkel, spätestens nach der Präsidentenwahl in Frankreich, völlig isoliert dasteht.

Ihr falsches Austeritäts-Programm versucht sie dennoch unaufhörlich dem Rest Europas überzuhelfen, möge am deutschen Wesen doch bitte auch Rest-Europa genesen - doch dies ist unmöglich. Dafür ist die Lage zu hoffnungslos, der angerichtete Schaden bereits zu groß. Wäre Merkel konsequent, müsste sie den sofortigen Ausstieg aus der Eurozone verkünden, nur so könnte sie den EFSM-, Target2., oder auch ELA-Wahnsinn unterbinden. Deutschland wäre dann etwa 1,5 Bio.EUR los und das war's.

Wer im Euro-Raum bleiben will, muss die anderen Mitglieder unterstützen oder zumindest neue Wege aufzeichnen, wie so etwas möglich sein könnte. Sparprogramme führen Griechenland, Spanien oder Zypern nur noch tiefer in die Rezession und verhindern jegliche Umkehr des Negativtrends.

An Fiskalunion und Eurobonds führt kein Weg vorbei

Wer den Euroraum jetziger Prägung retten will, kommt daher um die Mindestforderungen der Investoren nicht herum: die Harmonisierung bei den Einnahmen und die umfangreichen Garantien in Sachen Ausgabe neuer Schuldverschreibungen. Es müssen eben die Vereinigten Staaten von Europa her - und Brüssel dürfte dann zur Hauptstadt gekürt werden.

Alternativ wäre eine Art „Steuerclub" zu schaffen, dem all jene Euro-Länder beitreten, die sich verpflichten, bestimmte Kriterien in Bezug auf Defizite oder Neuverschuldung einzuhalten. Werden diese Verpflichtungen nicht eingehalten folgt eine Art Zwangsverwaltung des Etats durch die anderen „Clubmitglieder" oder eben der Rauswurf. Der Vorteil für die Mitglieder des Clubs bestünden aus sehr geringen Finanzierungskosten, denn so ein Club würde mit großer Wahrscheinlichkeit zu deutschen Konditionen Schuldtitel bei Investoren unterbringen. Übrigens: die Idee des Steuerclubs ist nicht von mir, sondern vom Chefvolkswirt der HSBC, Stephen King. So (übersetzt) zu lesen in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Cicero" (Juni-Ausgabe).

Auch die „Bankenunion" wird diskutiert

Nicht nur die Staaten sollten idealerweise für einander geradestehen, sondern auch die europäischen Großbanken - so zumindest die Idee von einigen Finanzexperten. Für so einen Vorschlag fehlt mir allerdings von vornherein die Chance einer Durchsetzung. Nur, wenn das gesamte europäische Geschäftsbankensystem „verstaatlicht" werden sollte, könnte es wohl eine Konzentration geben.

Ob das allerdings sinnvoll wäre, wage ich zu bezweifeln. Ein Blick allein auf die spanischenInstitute lässt einen nämlich das Blut in den Adern gefrieren. So sind die Sparkassen, inkl. der neugeschaffenen Bankia, eigentlich längst pleite, geschätzte 200 Mrd. EUR an Wertberichtigungen aufImmobilien müssen noch bilanziell umgesetzt werden.

Die Crux: zwar stehen die großen Geschäftsbanken wie BBVA oder Santander mit Ableger Banesto deutlich besser da, weil diese frühzeitig den Immo-Boom als „Blase" erkannt hatten und folglich viel restriktiver entsprechende Kredite vergaben, doch falls die Sparkassen anfangen würden, sich von ihrem notleidenden „Betongold" zu trennen, würde der spanische Immobilienmarkt spielend im Durchschnitt erneut ein Drittel bis 50 % seines Gesamtrestwertes einbüßen - und dann würden auch hunderte von Milliarden Euro an Hypotheken der Großbanken in den Abwertungsstrudel geraten.

So sieht die Zukunft der Eurozone aus!

Nun könnte ich immer neue Verwerfungen aufführen und darlegen, warum dieser europäischeWährungsraum in seiner jetzigen Form mit absoluter Sicherheit zum Scheitern verurteilt ist, weileben noch nicht einmal ein Mindestmaß an politischer Klugheit in den Eurostaaten vorhanden istum das kommende Inferno aufzuhalten. Doch statt Ihnen meine Sicht mitzuteilen, möchte ich Ihnen jene von Felix Zulauf zur Kenntnis geben. Zulauf, Jahrgang 1950, gehört aus meiner Sicht zuden besten und treffsichersten Vermögensmanagern überhaupt. Der Schweizer nimmt kein Blattvor dem Mund, hier ein kleiner Auszug aus einem Interview mit der „Wirtschaftswoche":

Mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte hat jeder (Investor) natürlich den Ehrgeiz, einegute Rendite zu erarbeiten. Aber heute geht es nicht mehr um Rendite. Es geht darum, dasKapital zu erhalten und über die Runden zu bringen. Auf uns kommt eine völlig neue Weltzu. Es wird eine sehr dirigistische Welt sein. Die Regierungen werden totalitärer werden.Der freie Kapitalverkehr wird wahrscheinlich zu Ende gehen oder zumindest massiv eingeschränkt werden. Anleger sollten sich daher einige elementare Fragen stellen."

Dem kann ich nur zustimmen!

Herzliche Grüße

Martin Stephan

Hinweis:Martin Stephan ist Chefredakteur des Börsendienstes Travel Trader, dem Börsendienst mit dem globalen Insidernetzwerk. Hier erhalten Sie weiterführende Informationen:Travel Trader

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Quelle: http://www.investor-verlag.de


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