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Philharmoniker Depot

05.02.14 Erdölpreis: ist der Abwärtstrend schon beendet?

Kaum ein anderer Rohstoffpreis zeigt sich aktuell derartig extrem in seiner Entwicklung wie die Erdölpreise. Nach monatelanger Talfahrt haben die Preise pro Barrel Rohöl allein in den letzten 4 Tagen ein Sprung von 19% nach oben gemacht. Wohl gemerkt innerhalb von nur 4 Tagen. Doch ist diese Erholung wirklich nachhaltig?

Brent-Rohöl in USD pro Barrel in den letzten 12 Monaten

Quelle: stockcharts.com

Nach einem monatelangen starken Abverkauf folgte in den letzten Tagen eine extreme Gegenreaktion.

Preisanstieg der letzten Tage ist übertrieben...

Wir alle wissen, dass das extrem niedrige Niveau der Ölpreise noch in der letzten Woche künstlich erzeugt worden ist. Mit voller Absicht pumpt die OPEC so viel Öl wie möglich in die Welt. Ziel ist die weitgehende Zerschlagung der US-Schieferölindustrie, denn diese bedroht die Vormachtstellung der OPEC im Ölmarkt.

Und die OPEC scheint ihrem Ziel näher zu kommen. Denn wie die jüngsten Daten des Öldienstleisters Baker Hughes deutlich machen, ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA zuletzt deutlich gesunken. Seit dem Rekordhoch vom Oktober 2014 sanken die Bohrungen um 24% auf ein 3-Jahres-Tief. Der stärkste Wochenrückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1987 wurde in der vergangenen Woche verzeichnet.

Zusammen mit der Ankündigung großer Ölförderer, wie Exxon Mobil, ConocoPhillips oder Occidental Petroleum in diesem Jahr deutliche Ausgabenkürzungen im Bereich von 15-20% vornehmen zu wollen, war damit augenscheinlich genug Grund gegeben für eine starke Gegenbewegung in den Ölpreisen.

Verstärkt wurde diese Bewegung dann durch das Schließen von Short-Positionen, wobei Trader wohl durch die plötzliche Gegenbewegung nach oben auf dem falschen Fuß erwischt worden sind und durch den erzwungenen Rückkauf den Preisanstieg noch beschleunigt haben.

Als dann auch noch die psychologisch wichtige Marke bei 50 US-Dollar pro Barrel nach oben genommen wurde, hatte dies wohl weitere Anschlusskäufe zur Folge.

Ich halte den Preisanstieg der letzten Tage für deutlich übertrieben....

...denn das Überangebot ist weiterhin massiv

Vor allem in den USA platzt das Ölangebot fast schon aus allen Nähten. Wie das US-Energieministerium mitteilte, sind die US-Rohölbestände in der vergangenen Woche um weitere 6,3 Millionen Barrel gestiegen auf ein neues Rekordniveau bei 413,1 Millionen Barrel. Schon zuvor hatten die US-Bestände im Wochenvergleich die höchsten Niveaus seit Beginn der Datenreihe in den 80er Jahren erreicht, doch mit über 413 Millionen Barrel liegen die Bestände nun auf Monatsbasis auf dem höchsten Niveau seit 80 Jahren.

Und dieses Überangebot wird auch nicht so einfach aus dem Markt verschwinden. Denn sowohl OPEC, als auch die US-Schieferölproduzenten pumpen weiterhin Öl im Akkord. Laut jüngsten Bloomberg-Umfragen dürfte die OPEC-Produktion mit 31 Millionen Barrel derzeit um rund 1 Million Barrel über dem eigenen Produktionsziel liegen. Dabei wird der Bedarf an OPEC-Öl derzeit nur auf höchstens 29,2 Millionen Barrel geschätzt.

Was im Falle der OPEC aber Strategie ist, bedeutet für die US-Schieferölproduzenten dagegen einen Kampf auf Leben und Tod. Denn obwohl die Zahl der neuen und aktiven Bohrungen rückläufig ist, so haben die Produzenten doch keine andere Wahl als das Äußerste aus ihren noch bestehenden Förderanlagen zu holen, um im Kampf gegen drohende Refinanzierungsprobleme zu bestehen. Nur wer überhaupt noch Öl aus dem Boden holt, ist in der Lage einen Umsatz zu generieren.

Vor einer echten Preiserholung braucht es einen tatsächlichen Produktionsrückgang

Die Erwartung eines künftigen Produktionsrückgangs etwa in der 2. Jahreshälfte ist der zugrundeliegende Faktor für den jüngsten Preisanstieg. Dann dürften die Auswirkungen der niedrigen Ölpreise genügend Spuren im US-Schieferölmarkt hinterlassen haben, damit tatsächlich von einer nachhaltigen Angebotsreduktion ausgegangen werden kann.

Allerdings sind die Schieferölproduzenten auch nach oben hin sehr preissensitiv. Soll heißen: die jüngste Preisexplosion birgt durchaus das Risiko, dass einige Produzenten schon wieder rentabel genug sind, um die geplanten Produktionskürzungen zurückzunehmen und damit das bestehende Überangebot noch weiter zu verstärken. Somit hätte sich die Katze schließlich selbst in den Schwanz gebissen. Die Erwartung eines später rückläufigen Angebots als Begründung für einen Preisanstieg, würde damit ebenjenes rückläufige Angebot verhindern. Die logische Folge davon kann nur eine entsprechende Preisanpassung sein.

Spätestens bei Preislevels zwischen 62 und 65 US-Dollar pro Barrel dürfte ein Teil der US-Schieferölproduzenten bereits wieder gewinnbringend agieren können, weshalb eine Erholung auf dieses Level, wie es die Terminkurven aufzeigen, in nächster Zeit nicht unbedingt drin liegen sollte. Wahrscheinlicher dürfte eher eine Konsolidierung auf aktuellen Preisniveaus sein - abhängig bleibt das jedoch auch weiterhin von den Saudis und den übrigen arabischen OPEC-Staaten. Sollten diese ihre Verkaufspreise erneut senken, dürfte es zu erneuten Verkäufen im Ölmarkt kommen.

Mittelfristig, aber erst wenn das Ziel der Saudis, die US-Schieferölproduktion nachhaltig auszubremsen, tatsächlich erreicht ist, könnte eine Preiserholung bis in den Bereich um 65-70 US-Dollar erfolgen, womit Saudi-Arabien sowohl seiner Haushaltsfinanzierung entgegen kommt, als auch neue Projekte im Schieferöl- oder Tiefsee-Bereich verhindern kann.

So long liebe Leser....doch das ist noch gar nicht alles....denn die US-Schieferölindustrie ist eine Blase, die, wenn sie platzt, noch so einiges mehr mit umreißen wird....eine Gefahr, die man nicht unterschätzen sollte...doch dazu morgen mehr....im 2. Teil finden Sie heute noch eine Grafik, welche das massive Überangebot in den USA aufzeigt und damit bleibt mir nur noch mich für heute von Ihnen zu verabschieden...liebe Grüße und bis morgen...

Ihre Miriam Kraus

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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